Für wen eignen sich geführte Campingtouren?
In der Wüste übernachten ist ein besonderes Camping-Erlebnis. In der Gruppe fühlt man sich hier sicher.
Organisierte Campingreisen sind eine gute Alternative zur Planung einer Tour in Eigenregie. Doch bleibt dabei noch etwas Freiheit enthalten? Wir klären über Vor- und Nachteile geführter Campingreisen auf.
Indian Summer in den USA, eine Traum-Tour durch Marokko oder von Feuerland nach Alaska – Fernreisen mit dem Reisemobil haben einen besonderen Reiz. Doch sie erfordern einiges an Zeit und Planungsaufwand. Auch Sprachbarrieren, fehlende Kenntnis der örtlichen Kultur und Sicherheitsbedenken halten viele davon ab, den großen Reisetraum in Eigenregie zu verwirklichen. Warum also nicht alles in professionelle Hände legen und entspannt mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf Reisen gehen? Geführte Campingreisen führen in viele Länder innerhalb und außerhalb von Europa. Und nicht immer muss es gleich nach Übersee gehen. Auch Ziele in der Nähe kann man komfortabler und intensiver auf einer organisierten Reisemobiltour entdecken.
Freiheit auf geführten Campingreisen
Wir haben Sie nach Ihrer Meinung zu geführten Campingreisen befragt. Die Antworten sind geteilter Meinung. Viele wollen ihre persönliche Freiheit und Spontanität nicht aufgeben. Auch Karin und Heinrich Korn sind eigentlich überzeugte Individualreisende. Dennoch beschlossen sie im Jahr 2023, zum ersten Mal eine geführte Reise mit dem Wohnmobil zu unternehmen. "Wir wollten uns die Zeit für die Organisation von Strecken-, Zeit- und Besichtigungsplanungen sparen und, weil wir noch nie mit dem Reisemobil in einem arabischen Land waren, auch von Erfahrungen eines Veranstalters profitieren", sagt Heinrich Korn. Alle Übernachtungspunkte, Besichtigungen und Restaurantbesuche ihrer Marokkoreise wurden vom Reiseveranstalter im Vorfeld organisiert oder er gab Empfehlungen. Auch unterwegs erwies sich die große Erfahrung ihres Reiseleiters mit der marokkanischen Kultur als nützlich: "Wir haben sicher mehr erfahren als Alleinreisende und einige interessante Orte besucht, die wir allein nicht gefunden hätten oder die nicht für uns geöffnet worden wären."
Doch wie sieht es mit der persönlichen Freiheit auf organisierten Campingreisen aus? Ob die Reisegruppe bei Standortwechseln gemeinsam fährt oder jeder sich individuell fortbewegt, wird je nach Veranstalter unterschiedlich gehandhabt. In wenigen Ländern ist das Fahren in der Gruppe aufgrund behördlicher Vorgaben obligatorisch. Laut Abert Kostya von Abenteuer Touren ist das auf seinen Reisen derzeit nur in Algerien und Ägypten und gelegentlich in China der Fall. Auf manchen Reisen bilden sich kleine Gruppen mit ähnlicher Reisephilosophie. Doch die Mehrheit der Reisenden will Individualität und Freiheit, ohne sich mit anderen absprechen zu müssen. Manuela Wagner von Canada Dream Tours bietet neben individuellen Selbstfahrerreisen durch Kanada und Alaska auch geführte Touren in Gruppen mit bis zu fünf Fahrzeugen an. Auf ihren geführten Reisen hat sie die Erfahrung gemacht, dass viele Teilnehmer gern mit der Reiseleitung fahren, weil sie etwa unterwegs per Walkie-Talkie auf Sehenswertes hingewiesen werden und dadurch mehr über die Gegend erfahren.
Allein oder im Konvoi unterwegs?
Viele Veranstalter betonen in ihren Reisebeschreibungen explizit, dass nicht in der Kolonne gefahren wird. Auch Karin und Heinrich Korn waren auf ihrer Marokkoreise tagsüber allein unterwegs und haben das in positiver Erinnerung behalten: "Die Fahrtstrecke zum nächsten Treffpunkt war den Wohnmobilisten selbst überlassen. Man konnte also nach eigenen Bedürfnissen früher oder später starten, eigene Haltepunkte definieren, Einkäufe erledigen oder auf eigene Faust Städte und Dörfer besichtigen. Weil auch die Tagesankunftszeit nicht festgelegt war, waren die Tage in der Regel entspannt." Damit am Ende des Tages alle Teilnehmer das Etappenziel erreichen, gab es auf ihrer Tour neben den schriftlichen Reiseunterlagen jeden Abend ein Briefing mit den GPS-Koordinaten für den folgenden Tag. So oder ähnlich wird das bei den meisten Veranstaltern gehandhabt. Zum Teil bekommen die Reisenden für jede Tagesetappe ein Roadbook oder, wie etwa bei Kuga Tours, leihweise ein Navigationsgerät. Darauf werden bei dem Veranstalter aus Kulmbach neben dem genauen Streckenverlauf zusätzlich die Koordinaten von Sehenswürdigkeiten, Parkplätzen, Geldautomaten, Supermärkten oder Tankstellen aufgespielt.
Reiseablauf und Ausflüge bei geführten Campingreisen
Vor Überraschungen ist man aber auch bei organisierten Campingreisen nicht gefeit. Äußere Umstände wie Wetterkapriolen, Straßenbaustellen oder unvorhergesehene politische Entwicklungen können zu Änderungen im Reiseablauf führen. Bei den Korns hat sich zwar die Reise selbst nicht verlängert, doch auch sie mussten mit spontanen Planänderungen umgehen. So herrschten während ihrer 30 Tage dauernden Reise durch Marokko im Februar 2023 außergewöhnliche Wetterverhältnisse mit Schneefällen im Atlasgebirge sowie Sturm und Regen in den Wüstengegenden. In der Folge wurden laut Heinrich Korn Straßen tagelang unpassierbar, wodurch sich die vorgesehene Reiseroute und die Dauer der Aufenthalte an einigen Punkten änderte. "In der Regel fuhr der Veranstalter am frühen Morgen die Tagesstrecke ab", so Heinrich Korn. Über notwendige Änderungen wurden die Teilnehmer anschließend über das Internet oder über vom Veranstalter geliehene ältere Mobiltelefone informiert.
Für manche Ausflüge auf geführten Campingreisen bleiben die Wohnmobile am Übernachtungsplatz stehen. So etwa bei Canada Dream Tours, wo Tagesausflüge zu den Sehenswürdigkeiten der Umgebung mit einem Kleinbus absolviert werden. Davon berichten auch Reimund Linnig und seine Frau. Das Ehepaar hat bereits an zwei geführten Reisen in Spanien und Portugal teilgenommen. Und obwohl Reimund Linnig auch gerne selbst Touren für sich und seine Frau organisiert, hat er auf den beiden geführten Reisen auch die Vorteile, die ein Reiseveranstalter bietet, schätzen gelernt: "Es ist einfach super, wenn man morgens am Campingplatz von einem Bus abgeholt wird und zu der jeweiligen Sehenswürdigkeit gefahren wird. Von einem deutschsprachigen Reiseführer erfährt man alles Wissenswerte über die Geschichte der Attraktion und am Ende des Tages wird man wieder bequem mit einem Reisebus zum Campingplatz zurückgebracht."
Gruppendynamik auf geführten Campingreisen
Das Reisen in der Gruppe hält jedoch auch Herausforderungen bereit. Wer sich für eine geführte Reisemobiltour interessiert, sollte sich vorher gut überlegen, ob ihm diese Form des Reisens liegt. Die Gruppe von Karin und Heinrich Korn hat sich so gut verstanden, dass sie sich nach der Reise bereits zu einem gemeinsamen Wochenende getroffen hat und ein weiteres Treffen für das nächste Jahr plant. Auch unter der ersten Reisegruppe der Linnigs gab es ein Wiedersehen: "Wir hatten alle einen ausgesprochen guten Draht untereinander, was man auch an der Tatsache ablesen kann, dass ein Großteil der Teilnehmer der ersten Tour im Jahr 2023 bewusst an der zweiten Tour im Jahr 2024 teilgenommen hat, um die Reisegruppe dort wieder zu sehen." Doch trotz aller Harmonie, sagt Heinrich Korn auch: "Die Stimmung in der Gruppe hängt – wie bei allen Gemeinschaftsaktivitäten – davon ab, wie flexibel und entspannt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind. Besonders wenn es Schwierigkeiten gibt. Wenn man will, könnte man jeden Tag irgendwas anders oder besser machen oder Kritikpunkte finden. Schön ist, dass man den Tag über allein unterwegs ist."
Doch selbst wenn man tagsüber allein fährt, bleibt die Sicherheit, die das Reisen in der Gruppe vermittelt, etwa bei technischen Problemen mit dem Reisemobil. Das sagt auch Heinrich Korn: "Ein oder zwei technisch Begabte oder gar Fachleute finden sich wohl immer. Irgendwer hat auch immer das fehlende Werkzeug dabei. Tagsüber auf der Strecke ist man auf sich gestellt. Der Veranstalter versucht im Rahmen seiner Möglichkeiten zu beraten oder Hilfe zu vermitteln. Ein Hilferuf in die Gruppe wird nicht ignoriert. Wir sind einmal 100 Kilometer Umweg gefahren, um bei einer Reifenpanne zu unterstützen."
Vielfältiges Angebot und Anbieter organisierter Reisen
Das Angebot geführter Campingreisen reicht von mehrtägigen Städtetrips bis zu Expeditionen durch mehrere Länder. Bei Abenteuer Touren kann man etwa über 175 Tage entlang der Seidenstraße fahren oder in 30 Tagen die Iberische Halbinsel umrunden. Die Inhaberin von Burg Reisen Anca Stanciu bietet zwei verschiedene Reisen durch ihr Heimatland Rumänien an. Mit Panam Tour kann man beispielsweise in 200 Tagen die längste Straße der Welt befahren. Die Tour startet mit der Übernahme der verschifften Wohnmobile in Buenos Aires und führt über Feuerland bis nach Alaska. Die Verschiffung der Fahrzeuge können die Teilnehmer über die Firma Sea Bridge beauftragen, die auch selbst geführte Campingreisen anbietet.
Wer nicht ganz so viel Zeit zum Reisen hat, findet bei vielen Veranstaltern auch kürzere Touren. Kuga Tours bietet etwa auch Städtetouren nach Amsterdam, Wien oder Mailand an. Mit Siwa Tours kann man etwa zehn Tage lang Bayern und Tirol oder den Bodensee entdecken, 21 Tage durch Polen und Masuren oder 29 Tage durch Griechenland reisen. Mir Tours unterteilt sein Angebot in Kurzreisen, Standardreisen und Fernreisen, die in Europa stattfinden oder nach Tunesien, Algerien und Marokko führen. Das bei Reisemobilisten besonders beliebte Marokko kann man mit vielen Anbietern bereisen. Ein Spezialist für Marokko-Reisen ist etwa Dr. Ammon, der aktuell drei verschiedene Routen durch Marokko zwischen 28 und 58 Tagen anbietet, eine davon auch über Weihnachten und Neujahr. Der Anbieter Maroc Caravan hat sogar eine 30-tägige Tour durch Marokko ausschließlich für Frauen im Programm.
Was kosten geführte Campingreisen und darf der Hund mit
Die Kosten einer geführten Reise sind naturgemäß höher als bei einer selbst geplanten Reise. Beim Preisvergleich sollte man sich die Inklusivleistungen genau ansehen. Bei manchen Veranstaltern sind Fährüberfahrten im Preis enthalten, andere organisieren diese nur. Auch ob ein Sicherungsschein für den Insolvenzfall ausgestellt wird und zusätzliche Versicherungen oder ein Schutzbrief notwendig sind, sollte man vorab klären. Eine Checkliste mit den wichtigsten Fragen finden Sie unten.
Wer seinen Hund mitnehmen will, sollte klären, ob er mitreisen darf. Die meisten Veranstalter nehmen zwar Hunde mit, allerdings dürfen sie bei Besichtigungen oder ins Restaurant oft nicht mit. Den direkten Kontakt mit dem Veranstalter sollte man gerade bei längeren Reisen schon vor der Buchung suchen. Die Linnigs jedenfalls werden im nächsten Jahr wieder an einer geführten Tour teilnehmen. Und auch die Korns schließen eine Wiederholung für gänzlich fremde Länder außerhalb Europas nicht aus.
Geplante Tour auf eigene Faust
Ein Reisemobil in Übersee mieten und auf eigene Faust reisen kann man über Reisebüros und verschiedene Internetplattformen. Wer dazu noch mehr Organisation wünscht, bucht beispielsweise über ADAC Reisen eine Campingroute mit reservierten Campingplätzen in den USA und Kanada. Auf diesen Reisen ist man mit einem digitalen Roadbook unterwegs und muss sich um Übernachtungsplätze und Streckenplanung keine Gedanken machen. Gleiches bietet auch der Anbieter Canusa Touristik an. Wer zusätzlich zur geplanten Route mit reservierten Standplätzen noch mehr Service möchte, für den organisiert Canusa Touristik die komplette Reise inklusive der Flüge. Die Firma Talisman, die auch geführte Gruppenreisen anbietet, hat für Namibia eine individuelle Campingreise im Programm. Übernachtet wird bei diesem Angebot im Dachzelt des 4x4-Mietwagens.
Checkliste: Passen geführte Touren zu mir?
Wer sich im Vorfeld gut über die Reisemodalitäten informiert, kann Enttäuschungen oder Unstimmigkeiten während der Reise vorbeugen. Diese Checkliste hilft, dem Veranstalter vor der Buchung die wichtigsten Fragen zu stellen.