VW Golf Alltrack 2.0 TDI vs. Caddy Alltrack 2.0 TDI
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Klar, der Tiguan drängt sich als Gegner für den Golf Variant Alltrack auf. Aber warum nicht mal der günstigere Caddy? Den gibt’s ja auch in Offroad-Aufmachung.
Meine Güte, wie kannst du dir so einen VW Caddy mittlerweile aufrüschen: Abstandsregeltempomat, Parklenkassistent, City-Notbremsfunktion, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent – von wegen Nutzfahrzeug. Bedeutend mehr bietet der Golf Variant hier auch nicht. Doch du bist kaum aus der Tiefgarage heraus und merkst: Der Caddy ist sehr wohl ein Nutzfahrzeug.
Und wie. Klar, das lässt sich leicht am gigantisch großen Laderaum festmachen (die maximale Kapazität ist doppelt so hoch wie die des Variant), aber auch am gigantisch mäßigen Federungskomfort (leider nicht quantifizierbar). Vor allem die starre Hinterachse mit dem mächtigen Differenzial des Allradantriebs lässt das Federn gerne mal sein, gibt stattdessen Bodenunebenheiten einfach so an die Insassen weiter. Denen helfen immerhin straff-bequem gepolsterte Sitze, zudem bekommen sie durch die hohe Sitzposition und die großen Glasflächen einen Panoramablick geboten. Überdies erleichtern die Schiebetüren den Umgang mit dem Caddy im Alltag. Ein Nachteil allerdings: die gewaltige Heckklappe, die beim Öffnen viel Raum beansprucht – und Kraft beim Zuziehen. Flügeltüren kosten 214 Euro extra.
Und der Antrieb? Dem Zweiliter-TDI mit 122 PS fehlt es ein wenig an Manieren, womit er ganz gut zum Fahrwerk passt, doch er stellt früh (bei 1.500/min) einen großen Batzen Drehmoment (300 Nm) bereit, weshalb der 1,6 Tonnen schwere Kastenwagen ziemlich flott aus den Puschen kommt. Zu wenig? Es gäbe noch den 150 PS starken Diesel, allerdings nur mit teurem Doppelkupplungsgetriebe (ab 36.343 Euro). Im Golf dagegen liefert VW diese Leistungsvariante nur mit manueller Schaltung, was die nicht ganz passende Testwagenpaarung erklärt.
Gar nicht mal so klein: der Golf
Ganz nebenbei wahrt der Golf eine gewisse Distanz beim Grundpreis, sonst wäre auch noch das letzte Argument für den Caddy pulverisiert. Über das Platzangebot des Variant dürfte sich kaum eine Familie beklagen, denn allein unter die Laderaum.bdeckung passen stolze 605 Liter Gepäck – da müssen sich selbst Oberklasse-Kombis lang machen. Ein Zug an den Hebeln links und rechts in der Seitenverkleidung reicht, und die Lehne der Rückbank klappt im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel nach vorn. Nur eine völlig ebene Ladefläche entsteht dabei nicht. Dafür erleichtert die breite und tiefe Öffnung das Beladen, der glattflächige Grundriss die Nutzbarkeit.
Abgesehen also von offensichtlichen Defiziten bei raumgreifenden Speditionsaufträgen kann der Kombi so ziemlich alles. Sein Selbstzünder arbeitet unter einem dickeren Mantel Dämmmaterial, beschleunigt den Kombi flott, entfaltet seine Leistung sehr homogen. Darüber hinaus erübrigt das maximale Drehmoment von 340 Nm so manchen Schaltvorgang, obwohl sich die sechs Gänge des manuellen Getriebes leicht und präzise finden. Diese Souveränität sowie die aerodynamisch vorteilhaftere Karosserie verhelfen dem Golf überdies zu einem niedrigeren Verbrauch. Laut Werksangabe liegt er mit 4,8 l/100 km 0,6 Liter unter dem des Caddy.
Schwaches Fahrwerk im Caddy
Ebenfalls deutlich souveräner: der Federungskomfort. Zugegeben, wie nahezu jeder Golf-Testwagen rollt auch der Alltrack mit den teuren Adaptivdämpfern (1.035 Euro) an den Start, doch deren Talente rechtfertigen die Kosten. Zu teuer? Gut nachvollziehbar. Wer auf dieses Extra verzichtet, sollte sich aber sicherheitshalber auch die 18-Zoll-Options-Räder sparen, um einen ordentlichen Federungskomfort zu gewährleisten. Natürlich trägt der Testwagen die großen Räder, und dennoch spricht das für schlechte Straßen optimierte Alltrack-Fahrwerk (inklusive Karosserie-Höherlegung) selbst auf spitze, kurze Bodenwellen sensibel an, bügelt lange Wellen lässig glatt.
Caddy-Fahrer würden sich freuen, wenn ihr Fahrzeug nur halb so gut federn würde, doch diesbezüglich findet sich nichts in der langen Aufpreisliste. Und da die Kosten des Kastenwagens nicht allzu weit unter denen des Kombis liegen, verlieren sich die Pro-Caddy-Argumente zusehends im riesigen Laderaum. Da helfen auch die schicken Extras nichts.
Vorteil für den Kombi
Der Golf ist souverän, der Caddy einfach nur groß.
Den knapp 1.500 Euro höheren Grundpreis des Variant muss das Budget einer Familie erst einmal verkraften, zugegeben. Der Gegenwert: das rundum souveränere Fahrzeug, vor allem beim Federungskomfort, bei der Agilität sowieso. Hinzu kommt der trotz stärkerem Motor niedrigere Verbrauch. Und der Platz? Für die Passagiere abgesehen von etwas weniger Kopffreiheit üppig, der Laderaum ist ausreichend groß. Kurzum: Den Golf möchte man haben, den Caddy muss man wollen.