Meer, Berge und andere Köstlichkeiten

Drei Volltreffer in Südkrankreich: Zwischen Meer und Bergen bieten die östlichen Pyrenäen alles was das Herz begehrt. Mit diesen Tipps finden Sie hundertprozentig das optimale Wohnmobil-Ziel in der französisch-spanischen Grenzregion.
Zu den Top-Urlaubszielen Europas gehört das Roussillon in Frankreichs Südwesten – eine katalanisch geprägte, eigenwillige Kulturlandschaft. Als besonderes Juwel entpuppt sich die Côte Vermeille, die "kaminrote Küste", wo das Albèra-Massiv – ein Pyrenäenausläufer – abrupt ins Meer stürzt. Hauptorte sind hier Argelès-sur-Mer, Collioure und Port-Vendres.
Argelès verwöhnt unter anderem mit einem sieben Kilometer langen, hellen Sandstrand. 56 Campingplätze gibt es auf dem Gebiet des früheren Stadtstaates (9. Jh.) – die sind im Sommer oftmals ausgebucht, die Reisemobilstellplätze gut belegt. Bis März/ April, zwischen den Ferien und wieder ab Mitte September reist es sich etwas entspannter in der Region. Und auch da leuchten in Collioure jene Farben, für die sich 1905 schon der Maler Henri Matisse begeisterte.
Ihre besondere Intensität verdanken sie dem Tramontane, einem Starkwind, der nicht selten von den Bergen weht – und den Himmel blitzblank putzt. Vom neuen Stellplatz an Collioures Friedhof, etwa drei Kilometer außerhalb gelegen, verkehrt ein kostenloser Bus-Shuttle ins Zentrum. Das Nachbarstädtchen Port-Vendres glänzt mit großem Naturhafen.
1. Drei Küstenperlen
Die in den reizenden Gassen von Argelès gelegene "Casa de l’Albèra" zeigt die landschaftlichen und kulturellen Besonderheiten, die das Albèra-Massiv auszeichnen. Steinzeitliche Dolmen und Funde aus der Bronzezeit belegen eine frühe Besiedlung. Die gotische Kirche Notre-Dame del Prat überrascht mit einem prächtig gestalteten Hochaltar. Von ihrem 34 Meter hohen Glockenturm genießt man eine fabelhafte Rundumsicht – wogegen ein paar Schritte weiter das interaktive Museum "mémorial du camp d’Argelès" an das Leid der in einem Lager internierten spanischen Republikaner erinnert, die 1939 vor dem Franco-Regime geflohen waren. www.argeles-sur-mer-tourismus.de
Ein von Kräutern und Wildblumen gesäumter Wanderweg verbindet Argelès-Plage mit Collioure, vorbei an Campingplätzen wie dem komfortablen, teuren und heiß begehrten Les Criques. Tief unten blinkt immer wieder das bisweilen aufgewühlte, blaue Meer. Dem Farbenspiel ist es zu verdanken, dass Künstler wie Matisse und Derain den geschichtsträchtigen Hafenort zu ihrer bevorzugten Wohnstätte wählten. Die Wände in der Hostellerie des Templiers am Douay-Quai, wo Henri Matisse an der Bar Stammgast war, sind bis unters Dach übersät mit Werken seiner Nachahmer im Stil des Fauvismus.
Direkt gegenüber – an der Mündung des Flusses Ravin du Douy – prangt das wuchtige Château Royal, das eine bewegte 700-jährige Geschichte aufweist. Die Burg war unter anderem Sitz der Tempelritter und Sommerresidenz der Königin von Aragón (13./14. Jh.). Als weiteres Wahrzeichen von Collioure gilt die Kirche Notre-Dame-des-Anges, die am Nordstrand weit ins Meer ragt – und deren Turm daher lange Zeit als Leuchtturm diente. www.collioure.com
Bis ins 17. Jahrhundert gehörte der Hafen im benachbarten Port-Vendres zu Collioure. Später ließ Ludwig XVI. ihn zu einem Kriegshafen erweitern. Die strategische Bedeutung des Ortes hatten schon die Römer erkannt. Eine Monumentaltreppe führt zur beschaulichen Altstadt. www.port-vendres.com
Der besondere Tipp
Markantestes Merkmal der Burg Saint Elme ist ihr unregelmäßiger sternförmiger Grundriss. Sie krönt einen Weinberg zwischen Collioure und Port-Vendres, deren Häfen sie während des Dreißigjährigen Krieges und der Französischen Revolution vor Feinden schützen sollte. Der zentrale Turm beherbergt heute ein sehenswertes Museum mit Waffensaal. Die Gräben ließ der berühmte Festungsbauer Vauban errichten. www.fortsaintelme.fr
2. Genial genießen
Um die Geschmacksnerven zu stimulieren, stößt man in den Pyrenäen und seinem Vorland gerne mit einem Glas "Hypocras" an – einem seit dem Mittelalter bekannten Gewürzwein. Wo der Fischfang dominiert, beginnt das Mahl gerne mit Anchovis aus Collioure, den berühmten, drei Monate im Salz gereiften Sardellen. Eine Variante ist die Anchoïade, eine Creme aus Anchovis, Knoblauch und Olivenöl – beides serviert auf geröstetem Brot.
Als Cargolade bezeichnet man ein Schneckenfrikassee, das traditionell auf Spießen über Rebholzfeuer zubereitet wird. Für die Fischsuppe Bourride, die aus Sète stammt, wird hauptsächlich Seewolf verwendet. Dazu reicht man Brot-Croûtons und Aïoli, eine Art Knoblauchmayonnaise. Zarzuela heißt ein katalanisches Fischragout mit Meeresfrüchten. Gambas, Dorade oder Thunfisch kommen in der Regel vom Grill (à la planxa).
Je weiter man sich vom Meer entfernt, umso häufiger führt Fleisch die Speisekarte an. Die Katalanen essen häufig Süßes und Herzhaftes kombiniert, etwa Kaninchenkeule in dunkler Schokoladensoße oder Wildschweinbraten mit Waldfrüchten. In den Gebirgsflüssen fängt man hauptsächlich Forellen. Eine Crème Catalane – mit Anis oder Zimt verfeinert – oder eine Süßspeise, die auf dem weißen Touron-Nougat basiert, beschließen normalerweise ein gutes Essen.
Spitzenweine aus Okzitanien, die das begehrte AOC-Zeichen tragen dürfen, heißen: Cahors, Gaillac, Fronton, Madiran und Marcillac. Als Digestif mundet vorzüglich ein Armagnac. Der seit vielen Jahrhunderten am Fuß der Berge hergestellte Weinbrand trägt zum ausgezeichneten Ruf der Regionalküche bei.
Man setzt sich im Lokal nicht einfach an den Tisch, sondern wartet, bis die Bedienung einen Platz vorschlägt. Am Abend nur eine Kleinigkeit zu bestellen, ist ein Unding. Dagegen ist es üblich, mittags nur ein Gericht zu verzehren. Eine Krawatte muss beim Essen niemand tragen, lange Hosen sind indes überall angebracht.
Der besondere Tipp
Unglaublich, aber wahr: Eine ausgefallene, fast vergessene Methode, um Süßwein lange haltbar zu machen, praktiziert Laetitia Piétri. Die Winzerin füllt den Wein der Rebsorte Grenache Blanc nach der Gärung in Ballonflaschen, die sie in der Sonne lagert. Die "Cuvée du Soleil" erhält so seinen typischen Nussgeschmack mit dem Duft eingelegter Rosinen sowie seinen brillanten hellgoldenen Bernsteinton. www.domaine-pietri-geraud.com
3. Die Berge im Rücken
Katalanen beidseits der Pyrenäen verehren den Pic du Canigou (2784 Meter) als heiligen Berg. Seine Besteigung erfordert Kondition und Trittsicherheit – besonders auf dem letzten Wegabschnitt, der durch felsenreiches Gelände führt. Nichtsdestotrotz zieht der Canigou unzählige Wanderer an. Für die Strapazen entschädigt die fantastische Aussicht; sie reicht bei klarer Luft bis zum Meer.
Auf einer Bergspitze über der Roussillon-Ebene thront das Château de Quéribus, einst heftig umkämpfte Katharerzuflucht. 1255 fiel auch diese Bastion – fortan fungierte Quéribus als Königssitz. Im Wohnturm führt eine Wendeltreppe zur Plattform, wo der Blick weit übers Land schweift und bis hinüber zur benachbarten Festung Peyrepertuse. Die Anlage, die mit dem Gestein zu verschmelzen scheint, erstreckt sich über viele Hundert Meter auf einem Felsgrat. Während des schweißtreibenden Aufstiegs parkt das Reisemobil gebührenfrei auf dem ruhigen Stellplatz am Ortsrand von Duilhac unterhalb der Burg.
Riesige Wassermassen schufen im Pyrenäenvorland zu Ende der Eiszeit zahlreiche Höhlen, die später bewohnt wurden; das belegen vorgeschichtliche Wandmalereien. Kopien der Bilder gewähren im "Parc de la Préhistoire" in Tarascon-sur-Ariège einen spannenden Einblick in die frühe Menschheitsgeschichte.
Jenseits des Passes Col de Port liegt Lizier. Die Kathedrale der Stadt mit ihrem Kreuzgang und seinen ornamentverzierten Bögen gilt als der bedeutendste romanische Bau in der Gegend. Das meistbesuchte Heilbad im Gebirge ist Luchon mit seinen warmen schwefelhaltigen Quellen. Dahinter beginnt das Pique-Tal, ein Wanderparadies par excellence vor der Kulisse des mächtigen Maladeta-Massivs.
Der besondere Tipp
Der klare grüne Gebirgssee Lac de Gaube – mit den vereisten Gipfeln des Vignemale-Massivs im Hintergrund – verzückte erstmals im 19. Jahrhundert Schriftsteller und Landschaftsmaler. Seinen Zufluss sichern unterirdische Schmelzwasserströme. Man erreicht ihn nach einer dreistündigen Wanderung vom Traditionskurort Cauterets aus – oder bequemer per Seilbahn und anschließendem kurzem Fußmarsch. www.lacsdespyrenees.com
Stellplatz und Campingplatz Tipps
Campingplätze:
- F-66701 Argelès-sur-mer, Camping Castels Les Criques de PorteilsSehr gut ausgestatteter Terrassenplatz über der Steilküste. Kiesbuchten über Treppen erreichbar. Freibad und Restaurant am Platz. 190 Stellplätze. Ab 61,16 Euro/HS/Mobil/2 Personen inkl. Strom, Taxe und Müllgebühr. In der Nähe: Küstenwanderweg nach Collioure. Geöffnet 23. 3.–26. 10.Corniche de Collioure, RD 114,GPS 42°32’01”N, 03°04’04”E, Telefon 00 33/4 68 81 12 73, www.lescriques.com
- F-09110 Ascou, Camping Ascou la ForgeSehr gut ausgestatteter Platz in schöner Gebirgslage. Kleiner Pool, zahlreiche Sportangebote wie etwa Klettern oder Rafting mit Rückholservice. 55 Stellplätze. Ab 29,10 Euro/HS/Mobil/2 Personen inkl. Strom, Duschen, Kurtaxe und WLAN. Geöffnet 1. 5.–1. 10.Ascou la Forge, GPS 42°43’27”N, 01°53’35”E, Telefon 00 33/5 61 64 60 03, www.ascou-la-forge.fr
- F-66750 Saint-Cyprien-Plage, Camping Cala GogoKomfortabler Platz direkt am Strand. Erlebnisbad mit Einstiegshilfen und viele Freizeitangebote. 353 Stellplätze. Ab 52,00 Euro/ HS/Mobil/2 Personen inkl. Strom. Geöffnet 6. 4.–28. 9.Avenue Armand Lanoux – Les Capellans, GPS 42°35’58”N, 03°02’15”E, Telefon 00 33/4 68 21 07 12, www.camping-le-calagogo.fr
Stellplätze