Warum Oldtimer immer häufiger Betrüger anziehen

Ein angeblicher Ferrari-Vermittler täuschte Kunden und Händler mit gefälschten Angeboten. Das ist nicht der erste Betrugsfall in der Klassiker-Szene, doch warum geraten ausgerechnet Oldtimer immer häufiger ins Visier von Betrügern?
Der Markt für Oldtimer boomt und zieht immer häufiger Betrüger an. Hohe Summen, emotionale Käufe und oft fehlende Transparenz machen den Handel mit historischen Fahrzeugen anfällig. Ein aktueller Fall zeigt, wie professionell organisierte Täter selbst erfahrene Händler täuschen können. Der Auto Salon Singen, seit 40 Jahren etablierter Anbieter von Sportwagen und Klassikern, musste nach einem millionenschweren Betrug rund um Ferrari-Modelle Insolvenz anmelden.
Im Zentrum des Falls steht ein angeblicher Ferrari-Vermittler, der sich im Frühjahr 2025 an Geschäftsführer Michael Koltes wandte. Der Mann verfügte über detaillierte Informationen zur Firmengeschichte und gab an, direkten Zugang zu exklusiven Ferrari-Modellen zu haben – darunter streng limitierte Varianten, die Ferrari üblicherweise nur an ausgewählte Kunden verkauft. Er legte scheinbar authentische Preislisten vor, reagierte schnell auf Konfigurationswünsche und überzeugte mit Branchenkenntnis.
Koltes leitete die Angebote an seine Kunden weiter. Diese zahlten Vorschüsse in beträchtlicher Höhe – unter der Annahme, über den Auto Salon Singen Zugang zu seltenen Ferrari-Modellen zu erhalten. Als Liefertermine mehrfach kurzfristig verschoben wurden und der Vermittler plötzlich nicht mehr erreichbar war, wurde der Betrug offenkundig. Die finanziellen Verluste überstiegen das Firmenkapital deutlich. Am 28. Juli 2025 wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.
Warum gerade Oldtimer?
Im Oldtimerhandel treffen hohe Werte auf schwer überprüfbare Fahrzeughistorien. Während moderne Fahrzeuge über durchgängige digitale Serviceeinträge verfügen, basieren Oldtimergeschäfte oft auf analogen Dokumenten, subjektiven Zustandsbeschreibungen und persönlichen Empfehlungen. Die Szene lebt vom Vertrauensverhältnis zwischen Käufer und Verkäufer, und das macht sie angreifbar.
Betrüger nutzen diesen Umstand gezielt. Mit gefälschten Identitäten, manipulierten Fahrzeugdaten und professionell aufbereiteten Verkaufsunterlagen gelingt es ihnen, selbst erfahrene Händler zu täuschen. Besonders gefährdet sind Geschäfte, bei denen Anzahlungen vor Besichtigung oder Lieferung geleistet werden.
Typische Betrugsmaschen im Klassikerhandel
Neben gefälschten Vermittlungen, wie im Fall Singen, fallen im Markt vermehrt auch andere Strategien auf:
- Manipulierte Fahrgestellnummern zur Vortäuschung seltener Modellvarianten
- Dokumentenfälschung, etwa bei Originalitätsnachweisen oder Serviceheften
- Vorauszahlungsbetrug mit nicht existierenden Fahrzeugen
- Online-Fakeshops mit Bildern realer Fahrzeuge aus alten Inseraten
Was Käufer und Händler jetzt tun können
Experten empfehlen drei zentrale Vorsichtsmaßnahmen:
- Fahrzeughistorie vollständig prüfen lassen – idealerweise durch externe Sachverständige.
- Nur gesicherte Zahlungswege nutzen – etwa Treuhandkonten mit vertraglicher Absicherung.
- Anbieter gründlich überprüfen – Impressum, Handelsregistereinträge, persönliche Treffen.
Je höher der Kaufpreis, desto professioneller sollte die Prüfung ausfallen. Wer bei Oldtimern im sechs- oder siebenstelligen Bereich investiert, sollte genauso akribisch vorgehen wie bei Immobiliengeschäften.