Warum der Zoll diesen Bugatti T39 festhielt

Ein britischer Sammler will seinen Bugatti T39 durch Europa transportieren – doch an der A2 ist Schluss. Der Zoll greift durch, weil ein wichtiges Dokument fehlt. Was früher selbstverständlich war, wird jetzt zum Risiko: Der Brexit erschwert die Reise historischer Fahrzeuge.
Als ein britischer Autoliebhaber Ende August mit seinem Bugatti T39 auf einem Trailer über die Autobahn A2 bei Dortmund fährt, ahnt er nicht, dass die Fahrt dort enden wird. Der deutsche Zoll kontrolliert das Gespann – und lässt den Klassiker nicht weiterfahren. Grund dafür ist das fehlende Carnet ATA, ein Zolldokument für die vorübergehende Einfuhr. Ohne diese Papiere wird der Oldtimer als reguläre Einfuhr behandelt – mit allen Konsequenzen.
Ein Passierschein für Klassiker
Das Carnet ATA ist im internationalen Warenverkehr ein gängiges Instrument. Es funktioniert wie ein Visum für Gegenstände: Einmal beantragt, ermöglicht es, Fahrzeuge und andere Güter temporär zollfrei ins Ausland zu bringen. Besonders im Motorsport und bei Ausstellungen ist es unverzichtbar. Früher reichte für britische Sammler die EU-Mitgliedschaft ihres Landes. Seit dem Brexit gilt das nicht mehr – und wer ohne Carnet reist, riskiert hohe Zahlungen oder die Beschlagnahmung seines Fahrzeugs.
70.000 Euro oder kein Weiterkommen
Der geschätzte Wert des Bugatti T39 liegt bei rund einer Million Euro. Nach deutschem Recht wären bei einer regulären Einfuhr sieben Prozent Einfuhrumsatzsteuer fällig – also 70.000 Euro. Der Besitzer konnte diesen Betrag nicht vor Ort aufbringen, eine Sicherheitsleistung wurde nicht gestellt. Der Zoll beschlagnahmte das Fahrzeug und leitete ein Steuerstrafverfahren ein. Die Folge: Ein fast 100 Jahre alter Rennwagen steht nun in einem Zolllager, statt auf einem Klassiker-Event bewundert zu werden.
Eine Legende aus dem Jahr 1925
Der Bugatti T39 gehört zu den seltensten Vorkriegsmodellen der Marke. Nur zwölf Stück existieren weltweit. Technisch basiert er auf dem Typ 35, einem der erfolgreichsten Rennwagen der 1920er-Jahre. Der T39 besitzt einen aufgeladenen 1,5-Liter-Motor mit Roots-Kompressor – damals ein technisches Meisterwerk. Heute ist jeder erhaltene Wagen ein fahrbares Kulturgut, das bei Sammlern und Museen höchste Wertschätzung genießt.
Wenn Bürokratie zur Barriere wird
Der Fall zeigt, wie sehr sich die Rahmenbedingungen für Oldtimertransporte geändert haben. Wer mit Fahrzeugen aus Großbritannien unterwegs ist, muss seit dem Brexit mit deutlichen Einschränkungen rechnen. Selbst ein nicht-kommerzieller Transport zu einer Ausstellung reicht nicht aus, um von Zöllen befreit zu sein. Ohne korrekte Papiere bleibt das Fahrzeug stehen – auch wenn es fast ein Jahrhundert alt ist.