Kompressor statt Kompromiss

Klein, leicht, übermotorisiert: Was nach einem Tuningprojekt klingt, war bei Volkswagen Anfang der 1980er-Jahre ein offizielles Technikexperiment: Der VW Polo G40 Breitbau brachte Motorsporttechnik auf die Straße und fasziniert bis heute.
Während sich viele Hersteller dem Turbolader zuwandten, ging VW einen anderen Weg: Mit dem G-Lader entwickelte man einen eigenen Kompressor, der direkt über den Motor angetrieben wurde. Die Idee: Druckaufbau ohne Verzögerung. Also kein Turboloch, wie es bei Turbos jener Zeit typisch war.
Im VW Polo G40 arbeitete ein 1,3-Liter-Vierzylinder, der durch den G-Lader auf 85 kW (115 PS) kam – bei einem Leergewicht von rund 850 Kilogramm. Das ergibt ein Leistungsgewicht von 7,4 kg/PS – ein Wert, der ihn in die Liga der damaligen Kompaktsportler katapultierte.
Breitbau für die Straße
Doch der G40 war nicht nur ein Motorenexperiment. VW Motorsport bot für das Polo Coupé auch ein Breitbau-Kit an, das optisch wie technisch nachschärfte. Verbreiterte Kotflügel, neue Stoßfänger, Lufteinlässe vorn, Spoilerpaket hinten – alles war darauf ausgelegt, die gesteigerte Performance auch fahrdynamisch umzusetzen.
Der Umbau kostete etwa 8.500 D-Mark und konnte auch als Nachrüstung beim Händler erworben werden. Die Spur wurde verbreitert, größere Räder waren möglich – und die Aerodynamik erhielt Motorsport-Anleihen.
Vom Rennwagen abgeleitet
Der Polo G40 diente nicht nur der Straße, er war auch Grundlage für die Fahrzeuge des VW Polo-Cups. In dieser Nachwuchsrennserie sammelten spätere DTM- und Rallyegrößen ihre ersten Erfahrungen. Der Serien-G40 zeigte sich dabei erstaunlich nahe an den Cup-Fahrzeugen: gleicher Motor, ähnliches Layout, aber mit klarer Motorsport-DNA.
Gleichzeitig blieb der G40 im Alltag erstaunlich zugänglich: kein harter Rennwagen, sondern ein fahrbarer Kompaktsportler mit zivilen Manieren. Genau dieser Spagat macht ihn bis heute für Technikfans so interessant.
Seltener als gedacht
Während der G40 ab 1987 in Serie ging, blieb der Breitbau eine Rarität. Nur rund 100 Exemplare sollen mit dem kompletten Motorsport-Kit ausgeliefert oder umgebaut worden sein – die meisten über ausgesuchte VW-Händler oder direkt über die Motorsportabteilung.
Heute sind diese Fahrzeuge echte Sammlerstücke. Der technische Zustand ist oft kritisch: Der G-Lader galt schon damals als wartungsintensiv und empfindlich. Regelmäßig war eine Generalüberholung nötig. Wer heute einen originalen G40 Breitbau in gutem Zustand findet, hat es mit einem der seltensten Polo-Derivate überhaupt zu tun.