Handy kabellos laden? Nicht, bevor Sie das hier lesen ...

Das induktive Laden ist komfortabel und einfach. Immer wieder hört man jedoch, dass diese Form des Energietankens dem Akku schadet. Stimmt das?
Das kabellose Laden von Handys und Smartwatches gewinnt seit Jahren immer mehr an Beliebtheit. Das überrascht nicht - schließlich ist die Handhabung einfach und man spart sich lästigen Kabelsalat und umständliches Herumstöpseln. Immer wieder tauchen jedoch Gerüchte auf, dass dieses Aufladen dem Akku schade, da es ihn zu sehr strapaziere. Sogar die Lebenszeit des Energiespeichers soll darunter leiden. Was ist dran? Wir haben es für Sie herausgefunden.
So funktioniert induktives Laden
Die Technik, die hinter der kontaktlosen Energieübertragung steckt, ist sehr beeindruckend. Das Stichwort lautet: elektromagnetische Induktion. Dabei handelt es sich um ein physikalisches Phänomen, bei dem ein elektrischer Leiter auf eine bestimmte Weise durch ein Magnetfeld bewegt wird. Dadurch entsteht elektrische Spannung, die wiederum einen Stromfluss erzeugen kann.
Nun bewegt sich beim kabellosen Laden aber nichts. Das stimmt jedoch nicht ganz. Denn anstatt den Leiter zu bewegen, kann auch das Magnetfeld variiert werden, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Verantwortlich dafür ist eine Spule in der Ladestation sowie eine Spule im Smartphone. Durch den Wechselstrom, der durch die Ladestation fließt, wird das zugehörige Magnetfeld kontinuierlich verändert. Das erzeugt im Smartphone einen Gleichstrom, welcher in den Akku fließt.
Dieser Vorgang ist nicht sonderlich effizient - leider einer der Nachteile dieser Technik. Es dauert nicht nur länger als das herkömmliche Laden mit Kabel, sondern verbraucht auch mehr Strom. Hersteller arbeiten zwar an schnelleren Lademöglichkeiten mit 50 bis 100 Watt, doch es gibt noch weitere Probleme, auf die wir später eingehen.
Deutliche Vorteile des induktiven Ladens
Selbst Kritiker des induktiven Ladens müssen zugeben, dass diese Ladeform eine ganze Reihe von Vorteilen hat:
Einfachheit: Man muss nicht mehr nach dem passenden Ladekabel suchen. Das ist komfortabel und das lästige Wühlen und Suchen entfällt. Einfach Gerät ablegen und laden lassen. Kompatibilität: Selbst wenn ein Gerät von einem anderen Hersteller stammt, lässt es sich in der Regel über die induktive Ladestation aufladen. Schutz: Das kabellose Laden führt nicht zum Verschleiß an Kontakten von Kabeln und Handys. Integration: Theoretisch lassen sich induktive Ladestationen "unsichtbar" verwenden, wenn sie in Möbeln oder im Auto verbaut sind. Einige öffentliche Plätze bieten solche Lademöglichkeiten sogar schon als besonderen Service an.
Induktives Laden hat auch Nachteile
Nachdem wir uns zunächst mit den Vorteilen des kabellosen Ladens auseinandergesetzt haben, kommen wir nun zu den Nachteilen - die etwas vielseitiger ausfallen.
Denn obwohl das induktive Laden äußerst praktisch ist, weist es gleichzeitig große Ineffizienzen auf. Denn trotz des höheren Energieverbrauchs wird der Akku des Handys langsamer geladen. Somit ist diese Variante auf beiden Seiten ineffizienter als das klassische Ladekabel. Zwar gibt es zu diesem Thema noch keine wissenschaftlichen Analysen, ein paar Technik-Nerds haben sich jedoch mit dieser Thematik näher auseinandergesetzt. Das Ergebnis: Gegenüber dem Laden mit Kabel verbraucht die induktive Variante nahezu 50 Prozent mehr Strom. Darüber hinaus verbraucht die Ladestation auch dann Energie, wenn gar kein Gerät zum Aufladen abgelegt ist.
Die durch den Ladevorgang entstehende Wärme ist auch für den Akku schädlich. Denn da nur verhältnismäßig wenig Energie im Akku ankommt, wird die überschüssige Energie als Abwärme verschwendet. Dieser schlechte Wirkungsgrad hat daher auch direkte Auswirkung auf den Handyakku. Einige Forscher aus der Universität in Warwick haben dieses Problem genauer untersucht. Dabei sind sie zu dem Schluss gekommen, dass der Energiespeicher von Handys unter dieser zusätzlichen Wärmebelastung leiden kann.
Das hat zwei Ursachen: Erstens sind hohe Temperaturen generell für Kernbauteile schädlich, da sie das Gerät chemisch altern lassen (Stichwort: Verschleiß). Ein zweites Problem kann sich ergeben, wenn das zu ladende Gerät nicht optimal auf der Ladestation abgelegt wurde. Denn dadurch kann die Wärmebildung noch einmal deutlich ansteigen.
Mit dieser Doppelbelastung kommen Akkus nur schwer zurecht. Wird darüber hinaus das mobile Gerät während des Ladevorgangs verwendet, sorgt für ein weiteres Problem: So wird das Smartphone dazu gezwungen, gleichzeitig Energie aufzunehmen und zu verbrauchen. Auch hier zeigt das Laden mit Kabel Vorteile, denn hier wird die benötigte Energie während des Ladens nicht vom Akku, sondern von der Stromquelle bezogen. Beim induktiven Laden jedoch wird die benötigte Energie aus demselben Akku gezogen, an dem schon die Ladespannung anliegt. Das erfordert Höchstleistung von der Handybatterie.
So schonen Sie Ihr Gerät beim induktiven Laden
Möchten Sie nicht auf den Komfort des drahtlosen Ladens verzichten, können Sie mit ein paar einfachen Handgriffen die negativen Effekte auf ein nötiges Minimum reduzieren. Wir zeigen Ihnen, wie Sie das kontaktlose Laden so schonend wie nur möglich gestalten können.
Meiden Sie dicke Hüllen und Metallschalen: Je weiter sich das Handy von der Ladestation entfernt befindet, desto ineffizienter läuft der induktive Ladeprozess. Schon die Verringerung des Abstands um wenige Millimeter kann daher einen großen Unterschied ausmachen. Eine dicke Hülle führt außerdem oft zu zusätzlicher Wärme am Gerät. Platzieren Sie das Gerät mittig: Natürlich müssen Sie die Ladestation nicht millimetergenau abmessen, um den perfekten Punkt zu ermitteln. Es reicht schon, das Handy zentral auf die Station zu legen, um einen möglichst hohen Wirkungsgrad zu erzielen. Nehmen Sie das Handy nach dem Ladevorgang von der Station: Das sollten Sie tun, sobald der Akku voll aufgeladen ist. Denn auch im Ruhezustand verbraucht Ihr Smartphone etwas Energie, welche über die Ladestation umgehend wieder geladen wird. Im Idealfall achten Sie darauf, den Akku bei einem Stand von etwa 20 Prozent aufzuladen und den Vorgang bei maximal 80 Prozent zu beenden. Jenseits dieser Bereiche beschleunigt sich die chemische Alterung des Akkus deutlich. Verwenden Sie keine RFID-Systeme oder Magnetstreifen: In unmittelbarer Nähe zur induktiven Ladestation können diese Systeme das Magnetfeld stören. Das führt zur Behinderung des Ladevorgangs und weiteren Energieverlusten.
Schalten Sie den Vibrationsalarm ab: Dieser Tipp hat einen praktischen Hintergrund. Denn bei jeder Vibration bewegt sich Ihr Smartphone ein kleines bisschen weiter vom Ausgangspunkt weg. Im schlimmsten Fall fällt das Gerät während des Ladens von der Ladestation.
Fazit
Egal, für welche Ladevariante Sie sich am Ende entscheiden - bei den heutigen Lithium-Ionen-Akkus führt jeder Ladevorgang zu einem gewissen Verschleiß. Je öfter Sie Ihr Handy aufladen, desto schneller muss es also ersetzt werden. Die Kernbauteile verkraften zwischen rund 500 (bei Apple) und 1600 Ladezyklen (bei OnePlus). Danach setzt ein spürbarer Kapazitätsverlust ein, der sich immer stärker ausdehnt. Auch das klassische Aufladen des Akkus mit Ladekabel ist daher eine Zumutung für den Energiespeicher Ihres Handys. Doch das induktive Laden beschleunigt den Verschleiß, besonders über einen längeren Zeitraum hinweg, noch einmal deutlich. Neben der stärkeren Temperaturbelastung steigt auch der Stromverbrauch an.
Die meisten Nutzer können jedoch damit leben. Für den geringfügig zusätzlichen Verschleiß am Akku steigt die Bequemlichkeit beim kontaktlosen Laden. Besitzer, die besonders großen Wert auf Sparsamkeit und schonende Behandlung legen, greifen lieber auf das klassische Ladekabel zurück. Wer sich an die oben beschriebenen Tipps hält, muss sich aber um den Akku seines Handys keine allzu großen Sorgen machen.
Das nächtliche Laden mobiler Geräte ist da viel schädlicher. Hier können sie Fehler machen, die den Akku deutlich schneller verschleißen lassen.