Intel Core i3-10105F: der Gegner von AMD im niedrigen Preissegment
Mit dem Core i3-10105F hat Intel eine CPU für weniger als 100 Euro im Angebot. Wir haben uns angesehen, ob sich die Investition in den Prozessor lohnt.
AMD im Angriffsmodus
Die Luft wird dünn für Intel: Seit AMD spätestens mit der ZEN 3-Architektur in den allermeisten Disziplinen Intel voraus ist, muss sich der Konkurrent wieder anstrengen. Im Durchschnitt liefern die aktuellen AMD-CPUs mehr Performance für weniger Geld bei einem geringeren Stromverbrauch. Der Fokus liegt dabei aber meist im Mainstream- und High-Performance-Segment.
Wir wollten wissen, wie es in den unteren Preisgefilden aussieht und haben uns daher den Core i3-10105F von Intel angeschaut. Aktuell kostet die CPU etwas mehr als 80 Euro. Dafür bekommt der Käufer vier CPU-Kerne und eine ausreichend hohe Taktfrequenz. Außerdem besitzt der Prozessor eine TDP von nur 65 Watt, womit er auch unter recht hoher Last angenehm kühl bleiben sollte.
Technische Daten im Überblick
Schauen wir uns kurz an, was der Core i3-10105F für sein Geld kann. Der direkte Gegenspieler hinsichtlich des Preises ist der AMD Ryzen 3 1200. Letzterer bietet ebenfalls vier Kerne, aber er verzichtet auf SMT und kann somit auch nur vier CPU-Threads anbieten. Der Core i3-10105F beherrscht SMT sehr wohl und kann somit acht CPU-Threads auslasten. Dies ist ein großer Vorteil in allen Anwendungen, die sich gut parallelisieren lassen (etwa Videobearbeitung). In der Multi-Core-Performance ist der Prozessor dem AMD-Äquivalent daher überlegen.
Der Basistakt liegt mit 3,7 GHz auch recht hoch, im Turbo schaltet die CPU auf einem Kern kurzzeitig auf 4,4 GHz. Werden alle Kerne gleichzeitig ausgelastet, liegen immerhin noch 4,2 GHz als Turbotakt vor. Geändert bei der Fertigung hat sich nichts, was schade ist, weil sich der Stromverbrauch sonst noch drastisch reduzieren lassen würde. Somit wird der Core i3-10105F noch immer mit Intels alter Fertigung mit 14++ Nanometern produziert. Bei der offiziellen RAM-Unterstützung ist bei 2.666 MHz Schluss - neuere AMD-CPUs schaffen wesentlich mehr. Um den Prozessor zu betreiben, ist außerdem ein Mainboard mit Sockel 1200 notwendig.
Produkt | Kerne / Threads | Basistakt (GHz) | Turbotakt (GHz) | L3-Cache (MB) | Speichercontroller | Fertigung (nm) | TDP (W) | Preis (Stand 16.07.2021) |
Intel Core i3-10100F | 4 / 8 | 3,6 | 4,3 | 6 | 128 GB 2666 MHz | 14++ | 65 | 83 € |
Intel Core i3-10105F | 4 / 8 | 3,7 | 4,4 | 6 | 128 GB 2666 MHz | 14++ | 65 | 81 € |
Intel Core i5-10400F | 6 / 12 | 2,9 | 4,3 | 12 | 128 GB 2666 MHz | 14++ | 65 | 134 € |
Intel Core i5-11400F | 6 / 12 | 2,6 | 4,4 | 12 | 128 GB 3200 MHz (Gear 2) | 14+++ | 65 | 192 € |
AMD Ryzen 3 3100 | 4 / 8 | 3,6 | 3,9 | 16 | 128 GB ECC 3200 MHz | 7 CPU / 12 IO | 65 | 112 € |
AMD Ryzen 3 3300X | 4 / 8 | 3,8 | 4,3 | 16 | 128 GB ECC 3200 MHz | 7 CPU / 12 IO | 65 | 199 € |
AMD Ryzen 5 3600 | 6 / 12 | 3,6 | 4,2 | 32 | 128 GB ECC 3200 MHz | 7 CPU / 12 IO | 65 | 206 € |
Eine aktuellere Version des Core i3-10105F auf Basis von Rocket Lake-S gibt es übrigens noch nicht, die Vier-Kern-CPUs basieren somit allesamt noch auf der letzten Generation. Ob sich daran noch etwas ändern wird, ist fraglich: Die aktuellen Quad-Core-Prozessoren sind die neuen Dual-Cores, die auch langsam vom Markt verschwanden und heute nur noch in Nischen zu finden sind.
Ein Blick auf die Gaming-Performance
AMD - die bis zur Ryzen-Vorstellung praktisch keine Rolle gespielt haben - lieferte über Jahre so wenig Gegenwehr, dass Intel praktisch die gleiche Quad-Core-CPU immer wieder neu aufgelegt hat. Behutsame Anpassungen haben ausgereicht, um hier und da 5 % Performance herauszuholen. Erst mit dem Auftritt von AMD, die die Kernanzahl drastisch nach oben geschraubt haben und nun bis zu 16 Kerne im Mainstream-Segment bieten, ging es auch bei Intel nach oben. Bis dahin zählte vor allem der Single-Core-Takt, der etwa in Spielen besonders wichtig ist. Entsprechend kann man sich fragen, ob der Core i3-10105F in aktuellen Spielen eine gute Figur abgibt.
Bei einem Test über zwölf aktuelle Spiele (von "Doom Eternal" über "Battlefield V" bis "Cyberpunk 2077" ist alles dabei) stellen sich mehrere Besonderheiten heraus. Unter anderem liegt der Core i3-10105F etwa fünf Prozent vor seinem eigenen Vorgänger. Außerdem ist die Kluft zum aktuellen Klassenprimus, dem Ryzen 5950X, sehr groß: Er liefert ungefähr 50 % mehr Performance in Spielen. Zu bedenken ist jedoch, dass diese CPU auch etwa 750 Euro kostet und nicht etwas mehr als 80 Euro. Der größere L3-Cache der AMD-CPU und der höhere Takt machen sich also definitiv bemerkbar, aber nicht in einem solchen Ausmaß, wie es der Preis vermuten lassen würde. Da Spiele aber ohnehin meist durch die Grafikkarte limitiert sind, schauen wir uns noch an, ob der Intel Core i3-10105F bereits schnell genug für aktuelle GPUs ist.
Performanceauswertung mit aktuellen GPUs
In einem Spiel wie "Assassin's Creed: Valhalla" bringt es der Core i3-10105F im Gespann mit einer schnellen GPU wie einer AMD Radeon RX 6800 auf gute 110 fps. Mit der absoluten Oberklasse in Form der Radeon RX 6900 XT sind es sogar 145 fps. Die steigenden fps-Werte zeigen, dass der Core i3-10105F Grafikkarten dieses Kalibers nicht ausbremst. Wer also Spiele dieser Art spielt, ist mit einem 80 Euro teuren Prozessor bereits sehr gut beraten.
Das Bild ändert sich, wenn wir uns andere Spiele anschauen. "Cyberpunk 2077" beispielsweise ist sehr CPU-hungrig. In diesem Fall ist es fast egal, ob eine GeForce RTX 3070 Ti oder auch eine RTX 3090 im PC steckt. Letztere Grafikkarte ist zwar drei Mal so teuer, aber liefert dieselbe Performance. Der Core i3-10105F ist in diesem Fall nicht schnell genug, um neue Bilder zu liefern, sodass die Grafikkarte sich langweilt - die Investition in eine solche Grafikkarte wäre also rausgeschmissenes Geld. Nur GPUs wie eine RTX 3060 Ti werden noch ausgelastet.
Ähnlich sieht es in "Doom Eternal" oder in "F1 2020" aus. Auch "Shadow of the Tomb Raider" verlangt nach einer schnelleren CPU als dem Core i3-10105F. Wohlgemerkt: Alle Tests wurden in 1080p-Auflösung durchgeführt. Wer höhere Auflösungen spielt, erhöht die Last auf die Grafikkarte drastisch. Das heißt, dass der Core i3-10105F in diesen Szenarien doch wieder schnell genug wäre, da die Grafikkarte ohnehin an ihre Leistungsgrenzen stößt.
Wir können also festhalten, dass es - wie immer - ganz darauf ankommt, was Sie mit dem Prozessor spielen möchten. In vielen Fällen liefert der Core i3-10105F genug Leistung, um in 1080p auch moderne Grafikkarten noch zu stressen. Wer in 4K spielt, wird ohnehin sehr viel schneller ins Limit laufen. Viele Leistungsreserven bleiben für die CPU dann zwar nicht, aber wir müssen noch einmal bedenken, dass wir hier von einem Prozessor für nur 80 Euro Ladenpreis reden.
Performance in Anwendungen
Viele Anwendungen profitieren in erheblichem Maße von CPU-Kernen. Es ist daher kein Wunder, dass ein Core i3-10105F nicht mit den wirklichen Schwergewichten in dieser Kategorie konkurrieren kann. Im Durchschnitt liegt diese CPU daher etwa 25 % hinter dem Core i5-10400F zurück - denn der hat sechs Kerne -, aber dafür etwas vorne in allen Tests, die nur einen CPU-Kern benötigen (aufgrund des höheren Taktes). Videobearbeitung mit DaVinci Resolve beispielsweise zeigt, dass der Core i3-10105F nur etwas hinter dem 10400F zurückliegt.
In Adobe Premiere Pro liegt der Core i3-10105F gute 20 % hinter dem Sechskerner zurück, der Abstand wächst in Blender - ein Tool für 3D-Renderings - auf 42 % an. Beim Verpacken von Dateien mit 7-Zip klettert der Rückstand auf 45 % an. Hauptverursacher sind die zusätzlichen Kerne des 10400F und der größere L3-Cache. Der Ryzen 5950X ist hingegen gute 230 % schneller, aber auch fast 1.000 % teurer. Eine herausragende Leistung sollten Kreative vom Intel Core i3-10105F daher nicht erwarten. Viele kleinere Projekte lassen sich aber gut bewerkstelligen.
Energiehunger im Detail
Wenige Kerne, moderater Takt: Die Zeichen stehen gut für den Core i3-10105F im Bereich des Stromhungers. In Spielen, die für CPUs immer recht fordernd sind, gönnt sich die CPU etwa 37 Watt Verbrauch. Dadurch lässt sich der Prozessor auch mit dem mitgelieferten Kühler gut kühlen - leise ist der Lüfter aber nicht unbedingt. Wer gerne ungestört spielt, sollte daher einen alternativen Kühler kaufen. Der Verlierer in dieser Disziplin ist übrigens der Intel Core i9-11900K mit 128 Watt Verbrauch. Der Ryzen 9 5950X bringt es auf immerhin 103 Watt. Wer sich für den Core i3-10105F entscheidet, spart beim Spielen pro Jahr also sehr viel Strom.
Fazit
Angesichts des Preispunktes von etwas mehr als 80 Euro machen Sie mit dem Core i3-10105F nichts falsch. Den Kampf gegen Topmodelle verliert die CPU natürlich auf ganzer Linie, aber dafür kostet sie auch nur einen Bruchteil. Das gesparte Geld kann dann beispielsweise in eine neue Grafikkarte fließen, die aktuell exorbitant teuer sind - und Entspannung ist nicht in Sicht.
Fürs Gaming sind Sie mit dem Core i3-10105F jedenfalls gut aufgestellt. Das gilt vor allem, wenn Sie etwa eine Radeon RX 6700 XT oder eine GeForce RTX 3060 Ti nutzen. Bild- und Videobearbeitung gehen ebenfalls gut von der Hand, wenngleich die Arbeit auch etwas länger dauert. Insgesamt können Sie so also gut und günstig spielen und auch viele Arbeiten erledigen - und für Office & Co. reicht die Leistung gleich zehn Mal.
Vom Kauf abraten möchten wir nur, wenn Sie sich eine CPU mit viel Zukunftspotenzial wünschen. Kaufen Sie heute eine CPU aus der Klasse von 300 bis 500 Euro, können Sie damit sicherlich auch in fünf Jahren noch gut über die Runden kommen. Wir würden nicht darauf wetten, dass das beim Intel Core i3-10105F ebenfalls der Fall ist. Selbst Konsolen bieten heute CPUs mit acht Kernen an. Da PlayStation 5 und Xbox Series X Taktgeber für eine ganze Industrie sind, werden Spiele langfristig auf diese CPU-Anzahl angepasst. Der Core i3-10105F könnte dann deutlich ins Hintertreffen geraten.