Bandbreitenmessung für den Festnetzanschluss
Ist mein Internet-Anschluss so schnell wie der Anbieter verspricht? Eine Messung bringt Klarheit!
Nicht immer kommt die vom ISP versprochene Bandbreite auch bei Ihnen an. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die tatsächliche Bandbreite zu Hause messen und den Ursachen auf den Grund gehen können.
Keine zusichernden Angaben
Sie haben sicherlich bereits gemerkt, dass ISPs (Internet Service Provider) in ihren Verträgen stets die Formulierung "bis zu" verwenden. Sie bekommen keine garantierten 100 Mbit/s im Download, sondern "bis zu 100 Mbit/s". Das liegt an der Art, wie Menschen sich heute mit dem Internet verbinden: Zahlreiche Nutzer greifen auf einen zentralisierten Knotenpunkt in der Nachbarschaft zu, der dann den Traffic weiterleiten muss. Ist der Knotenpunkt überlastet, bekommt eben nicht mehr eine Person 100 Mbit/s, sondern zwei Personen 50 Mbit/s - oder vier Personen 25 Mbit/s. Gerade in Ballungszentren kann es aus diesem Grund zu Problemen kommen.
Bandbreitenmessung schafft Klarheit
Möglicherweise ist die Geschwindigkeit in Ihrer Nachbarschaft in der Theorie ausreichend, aber in der Praxis kommen nicht genug Daten an. Dies sollten Sie nicht gleich zum Anlass für einen ISP-Wechsel verstehen. Möglicherweise sind nämlich Sie selbst - unbewusst - für die schlechte Geschwindigkeit verantwortlich. Eine mangelhafte Verkabelung am Router oder schlechte WLAN-Performance können die Geschwindigkeit beeinflussen. Außerdem sollten Sie die Bandbreite messen, die am Anschluss tatsächlich anliegt.
Falls Sie auf diese Weise eklatante Probleme aufdecken, können Sie mit den gesammelten Daten beim ISP vorsprechen und vielleicht gemeinsam eine Lösung finden. Das geschieht zwar selten über Nacht - aber es geschieht.
Das müssen Sie zur Bandbreitenmessung wissen:
Der Unterschied zwischen Up- und Download./strong>
Die meisten recht unbedarften Anwender schauen nur auf den Download. Dieser ist im Alltag meist auch relevanter, da Streaming, Gaming, das Herunterladen von Daten und das Anschauen von Webseiten fast nur den Download benötigt. Die Arbeit im Home-Office beispielsweise oder die Postings von Bildern und Videos auf Internetplattformen benötigen jedoch Upload. Mit einer schlechten Upload.eschwindigkeit werden Sie auch Probleme mit Videokonferenzen bekommen, da ein knackscharfes 1080p-Bild Bandbreite fordert.
Dennoch: Der Upload wird stiefmütterlich behandelt. Auch die ISPs erwähnen ihn meistens schon fast im Kleingedruckten.Messung zu Hause an Notebook und PC
Es ist nie eine gute Idee, Tools für die Messung zu verwenden, die vom ISP selbst stammen. Es ist nicht auszuschließen, dass dort aufgrund von Idealbedingungen in der Software leicht bessere Werte als in der Realität auftauchen. Besser ist es, wenn Sie die jüngst veröffentlichte Desktop-Anwendung der Bundesnetzagentur verwenden. Sie steht für Windows, macOS und Linux bereit. Laden Sie sie entweder unter diesem Link herunter oder messen Sie hier im Browser.
Mit der Anwendung messen Sie die Bandbreite der eigenen Internetleitung zuverlässig. Zwischen Tarif und tatsächlicher Leistung können Sie so mit wenigen Klicks vergleichen. Wahlweise führen Sie eine einmalige Messung durch oder mehrere Messungen über mehrere Tage. Diese Messreihe ist deutlich genauer, wenn Sie sicherstellen können, dass Sie zum Zeitpunkt der Messung den Down- und Upload gerade nicht verwenden. Am Ende haben Sie dann ein sehr genaues Ergebnis in der Hand, das Sie beim ISP vorlegen können.Verwendung der Mess-App
Laden Sie zuerst die knapp 120 MB große Datei auf Ihr Gerät herunter und installieren Sie sie. Stimmen Sie den Lizenzbedingungen zu, sofern Sie einverstanden sind.
Im folgenden neuen Fenster sehen Sie dann die Option, eine Einzelmessung durchzuführen. Für den Anfang ist das keine schlechte Idee. Falls die Leistung deutlich von der vom ISP genannten Bandbreite abweicht, können Sie das Nachweisverfahren mit einem Klick auf den entsprechenden Button starten. Zwanzig Messungen werden dann automatisch an mehreren der kommenden Tage durchgeführt. Sie selbst müssen natürlich das Gerät zu diesen Zeitpunkten eingeschaltet haben. Falls Sie vielleicht einen kleinen Linux-Server zu Hause haben, ist es keine schlechte Idee, die Messung von dort auszuführen.Verwendung der Einzelmessung
Wählen Sie zu Beginn der Einzelmessung den ISP aus. Um Fehlerquellen wie ein schlechtes WLAN-Signal auszuschließen, verbinden Sie das Gerät, mit dem Sie messen, via Kabel mit dem Router. Die WLAN-Geschwindigkeit obliegt nicht dem Aufgabenbereich des ISPs, da dieser keinen Einfluss auf Ihren Router und Ihren Haushalt nehmen kann. Eine Kabelverbindung ist nicht möglich, weil Sie gar keine Kabelgeräte mehr haben? Dann nutzen Sie am besten ein Notebook, das Sie direkt neben den Router stellen. Je kürzer die Entfernung, desto besser.
Wählen Sie nach Auswahl des ISPs den Tarif aus, den Sie über den Anbieter beziehen. Falls der Tarif nicht aufgeführt ist, nehmen Sie einfach den Schieberegler zur Hand und stellen ihn auf die Bandbreite, die Sie gebucht haben. Schauen Sie notfalls in den Vertragsunterlagen nach. Falls eine Drosselung Teil des Vertrags ist, müssen Sie auch dies angeben (in Deutschland eher selten).
Nun geben Sie noch die Postleitzahl an. Den Standort können Sie anonym mit der Bundesnetzagentur teilen, was sinnvoll ist. Sobald die Agentur genug Daten gesammelt hat, kann sie damit nämlich "Brennpunkte" im Bereich der Internetgeschwindigkeit in der ganzen Bundesrepublik identifizieren. Hier sollten Sie auch gleich mit angeben, wie zufrieden Sie generell mit dem Internetanbieter sind (auf einer Skala von 1 bis 6). Anschließend klicken Sie noch einmal auf "Einzelmessung starten" und legen los. Selbst handeln müssen Sie nicht, alles läuft komplett automatisch ab.Verbindung nach Frankfurt
Die Datenpakete laufen zum weltweit größten Internetknotenpunkt DE-CIX in Frankfurt. Dort werden Up- und Download Ihrer Verbindung getestet. Das Ergebnis sehen Sie im folgenden Fenster, speichern können Sie es beispielsweise als PDF oder als CSV-Datei für Excel & Co. Sind Sie nicht zufrieden, können Sie die Messung auch gleich wiederholen. In "Details" sehen Sie außerdem einige Feinheiten wie die IP-Adresse und den Vergleich der aktuellen Bandbreite mit dem, was vertraglich theoretisch möglich ist. Der "Messverlauf" zeigt hingegen die Ergebnisse der letzten Auswertungen an.Bandbreite der Kabelnutzer
Auch die Leistung in Kabelnetzen lässt sich messen und vergleichen. Dazu nutzen Sie am besten das Tool der Bundesnetzagentur und zugleich noch beispielsweise Speedtest Plus von Vodafone für das eigene Kabelnetz. Rufen Sie dazu die Speedtest-Seite auf. Eine Installation ist nicht notwendig, alles läuft direkt im Browser ab. Auch ein besonderes Betriebssystem benötigen Sie dafür nicht.
Sobald die Messung abgeschlossen ist, spuckt das Tool auch einige Tipps für die Optimierung aus. Falls Sie es mit einer anderen Webseite probieren möchten, steht noch das Speedmeter bereit. Daten müssen Sie übrigens bei keinem der Anbieter angeben. Sobald alle Informationen zusammengetragen sind, können Sie diese bündeln und beim ISP ein umfangreiches Sammelsurium aus Daten vorlegen, die dieser für die Besserung des Zustands verwenden kann.