Fernsehen auf Abruf: TV on Demand

"Fernsehen von gestern" bedeutete feste Sendezeiten. Die perfekten Alternativen sind Aufnehmen und Abrufen. Wir präsentieren Ihnen sämtliche Optionen für "TV on Demand".
Den Tatort am Sonntagabend um 20:15 Uhr und die Tagesschau um 20:00 Uhr gibt es immer noch. Sich nach dem festen Programmschema des "normalen" Fernsehens zu richten, das wollen allerdings immer weniger Zuschauer. Viele wollen eine Sendung dann sehen, zu welcher Zeit und an welchem Ort es für Sie gerade passt. Wenn man in der Vergangenheit das Live-Programm verpasste, musste man hierzu im Voraus den Videorekorder programmieren. Heute gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten.
Darüber hinaus ist TV längst nicht mehr auf klassische Fernseh-Geräte, den PC oder die eigene Wohnung beschränkt. Die Sendungen können auch auf dem Tablet oder Smartphone verfolgt werden, unterwegs über das Mobilfunknetz oder per WLAN. Wir führen Sie durch den TV-Dschungel und präsentieren die diversen Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteil.n. Denn je nach der Art des TV-Empfangs, den vorhandenen Geräten, deren Ausstattung und Alter unterscheiden sich die Optionen ganz entschieden voneinander.
Mit PVR-ready und USB-Recording Programme direkt aufnehmen
Bleiben wir zunächst beim "klassischen" TV-Gerät in den eigenen vier Wänden. Wenn Ihr Fernsehgerät weniger als fünf Jahre alt ist, ist es relativ wahrscheinlich, dass Sie die Sendungen über eine externe Festplatte oder einen USB-Port unmittelbar auf einen Stick aufzeichnen können. Vielfach heißt diese Funktion PVR-ready (PVR für Personal Video Recorder) oder USB-Recording. Die Aufnahme via USB wird von etwa 50 % der aktuell erhältlichen Fernsehgeräten unterstützt. Ob das USB-Recording bei Ihrem Gerät funktioniert, können Sie in der Anleitung Ihres Fernsehers nachlesen.
Die Funktion lässt sich auch in einigen Fällen nachträglich durch eine modifizierte Firmware oder durch ein Up- oder Downgrade der Fernseher-Firmware freischalten.
Ein Nachteil des bequemen direkten Aufnehmens am TV ist: Bei fast allen TV-Herstellern werden die gespeicherten Inhalte verschlüsselt und können deshalb nur auf dem "richtigen" Fernseher abgespielt werden, nicht jedoch am Computer oder anderen Geräten. Bei Samsung-Empfängern kann die DRM-Sperre durch das Tools DeSTRoi (Decrypt Samsung TV Recordings) von SamyGo relativ leicht ausgehebelt werden. Geräte mit PVR-Funktion erlauben ungeachtet der Verschlüsselungsfrage oft auch zeitversetztes Fernsehen: Es ist nicht nötig abzuwarten, bis die ganze Sendung aufgezeichnet ist - man kann beim Fernsehkrimi schon um 20:30 Uhr starten.
DVB-X-Receiver und Festplatten-Recorder als Zusatzgerät
Wer ein TV-Gerät ohne unmittelbare Aufnahmeunterstützung sein Eigen nennt, kann sich wie in der "guten, alten Zeit" zusätzlich einen Videorekorder zulegen. Die Namen dieser Geräte sind nicht einheitlich, mal werden sie als Festplatten-Receiver, DVD-Recorder Festplatten-Recorder, digitale Satelliten- oder Kabel-Receiver oder ähnlich bezeichnet. Die Kosten: zwischen rund 50 bis zu 500 Euro.
Hier sind zwei Aspekte wichtig: Der Recorder bzw. Receiver muss dabei mindestens einen geeigneten Tuner für den wirklich genutzten Fernseh-Empfang aufweisen, also einen Kabel- (DVB-C), Satelliten- (DVB-S2) oder DVB-Tuner. Daneben müssen auch die als Receiver bezeichneten Geräte wenigstens über die Option zum Einbau oder zum Anschließen einer Festplatte über USB verfügen. Weil es ohne Speicheroption natürlich auch keine Aufnahmefunktion gibt. Dies erlauben vor allem günstige Modelle meist nicht.
Wir empfehlen beim Kauf eines solchen Recorders oder Receivers unbedingt ein Gerät mit Twin-Tuner, der das gleichzeitige Aufzeichnen eines Programms und das Sehen eines anderen gestattet. Der Twin-Tuner sollte nicht mit einem Triple-Tuner oder einem Dual-Tuner (z.B. DVB-C und DVB-T) verwechselt werden, die wahlweise ein Programm über Kabel, Satellit oder DVB-T zeigen.
Einen Sonderfall stellt IP-TV von Vodafone, der Deutschen Telekom oder ganz neu von 1und1 dar. In der Regel mieten die Kunden hier ihren Receiver mit Aufnahmefunktion beim Provider gleich dazu.
Komfortabel, aber nur eine Woche abrufbar: TV-Mediatheken
Auch im Internet strahlen viele frei empfangbare Sender ihre Sendungen live aus, man kann also laufende Sendungen jederzeit am Computer, auf dem Tablet oder dem Smartphone sehen. Wer eine Sendung verpasst hat, dem helfen die jeweiligen Mediatheken besonders bei den öffentlich-rechtlichen Sendern weiter. Nach der Live-Ausstrahlung stehen dort die meisten Inhalte eine Woche lang zum Abruf bereit. Die Suche ist über Inhalte, Titel oder Sendetag/-zeit recht komfortabel.
Die Links zu den Mediatheken von ARD, ZDF, 3Sat, Arte, Phoenix sowie den Dritten Programmen sind einfach über die Internet-Seiten der Sender zu erreichen. Die Mediatheken-Apps, die Sie über die App-Stores von iOS, Windows Phone oder Android installieren, verwenden Sie auf mobilen Endgeräten. Sämtliche Apps sind auf das Streamen beschränkt. Sie bieten keine Download-Option zum lokalen Speichern.
Nun stellt sich noch die Frage, wie sich die Mediatheken auf dem Fernseher im Wohnzimmer nutzen lassen? Bei modernen Smart-TVs ist die Installation der Apps ohne Probleme möglich. Wenn das TV-Gerät zumindest DLNA unterstützt und über einen WLAN- oder Netzwerk-Anschluss ins Heimnetz eingebunden ist, lassen sich die Mediatheken-Inhalte vom Tablet oder Smartphone über Hilfs-Apps wie den Plex Server oder BubbleUPnP auf den großen Monitor streamen.
Zusatzgeräte für ältere TV-Geräte: Chromecast und Co.
Eine Smart-TV-Lösung hilft ansonsten beim Nachrüsten, z.B. der Chromecast-Stick von Google für nur 35 Euro, Apple TV oder die Amazon-Box Fire TV für jeweils knapp 100 Euro oder der hierzulande noch nicht erhältliche Amazon Fire TV Stick. Diese Geräte werden alle via HDMI an das TV angeschlossen, per WLAN oder Netzwerkkabel erfolgt der Internet-Anschluss. Wenn die Unterstützung durch Chromecast anfangs noch in vielen Apps fehlte, ist dieser Mangel inzwischen verschwunden. Daher verlieren Hilfs-Apps wie Mediathek Cast an Bedeutung.
Spezial-Apps fürs Handy, Sendungen im Netz und IP-TV-Optionen
Zum nachträglichen Abruf von Fernseh-Inhalten ist das Web-Portal " Sendung verpasst?" eine gute Anlaufstelle, das derzeit 30 private und öffentlich-rechtliche Sender umfasst. Nach verschiedenen Kriterien lassen sich hier Inhalte suchen, z.B. nach Genres, Sendern, Titeln usw. Die Sendung wird durch einen Klick auf den gesuchten Treffer gleich im Browser abgespielt. Das Portal eignet sich zusammen mit dem Tool StreamTransport auch zum Herunterladen und Archivieren.
Bei der Suche nach Sendungen erweist sich die besondere Suchmaschine für Medieninhalte Vavideo als hilfreich. Auf YouTube findet sich ebenfalls noch einiges.
Die meisten Anbieter von IP-TV - also von Fernsehen über das Internet - bieten im Prinzip auch eine Aufnahme- oder Abruffunktion. Allerdings wird es beim näheren Hinschauen auf die Möglichkeiten und Konditionen der einzelnen Provider kompliziert. Denn die Miete des Festplattenrekorders ist nur bei Vodafone schon in der monatlichen Grundgebühr enthalten, die Kabelanbieter Kabel Deutschland und Kabel Baden-Württemberg verlangen dafür extra zwischen fünf und sieben Euro monatlich.
Bei dem reinen IP-TV-Dienst Magine verhält es sich ähnlich: Erst ab Abo-Variante "Master" für knapp sieben Euro pro Monat steht die Abruffunktion für verpasste Sendungen zur Verfügung, bei dem bekannteren Wettbewerber Zattoo fehlt sie komplett.
Die Telekom hat schließlich ihr Entertain-Paket in der Form aufgewertet, dass sie eine To-Go-Option gegen Zusatzgebühr anbietet, die unterwegs auf dem Tablet oder Smartphone das Ansehen aufgezeichneter Sendungen erlaubt. Allerdings kann dabei nur vom "Cloud Recorder" gestreamt werden, eine Vorab-WLAN-Speicherfunktion gibt es nicht. Wer eine (aufgezeichnete) Sendung über das Mobilfunknetz abruft, lädt dabei erhebliche Datenmengen herunter. Für das Streamen via Zattoo oder Magine gilt das Gleiche. Selbst in der geringen Auflösung ("für Mobilfunk") laufen pro Stunde über 400 MByte auf.
Die kostenlose Mobil-App DailyMe (iOS und Android) vermeidet diesen Nachteil. Hier besteht die Möglichkeit, auf dem mobilen Gerät über WLAN Fernsehserien oder -sendungen herunterzuladen, dort zu speichern und später dann auch ohne Verbindung zum Netz anzuschauen. Man kann sich darüber hinaus in der App sein persönliches Wunschprogramm zusammenstellen. Dieses wird anschließend im WLAN automatisch geladen. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass DailyMe nur gut 20 Sender umfasst.
Der eigene TV-Server, entweder auf einem Computer oder einer Netzwerkfestplatte (NAS) bleibt eine Alternative zum Aufnehmen und damit zum späteren Abspielen. Dazu ist jedoch ein geeigneter Tuner-Stick (DVB-C, DVB-T oder DVB-S2) sowie eine Software Voraussetzung. DVBLink steht für Windows, Linux, diverse NAS-Systeme, und -Hersteller und auch für den Platinenrechner Raspberry Pi zur Verfügung - zum Preis von etwa 25 Euro.