MS-Teams gehört nicht mehr zum Office365-Paket

Seit Anfang April bietet Microsoft das Videokonferenzprogramm „Teams“ separat an. Es ist nicht mehr Bestandteil des MS-Office-Pakets. Wir schildern, warum das so ist.
Der seit der Corona-Pandemie insbesondere in Unternehmen verbreitete Videokonferenz- und Messaging-Service "Teams" ist künftig nicht mehr Bestandteil von MS-Office. Die Separierung der Teams-Software beruht auf einer kartellrechtlichen Untersuchung innerhalb der EU, bei der als Ergebnis Office365 und Teams seit Oktober 2023 voneinander getrennt wurden. Die Entbündelung von Teams und Office ist seit dem 3. April 2024 rechtskräftig.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, macht Microsoft das Angebot nach dem Vorbild in Europa künftig weltweit zum Standard. So teilte ein Microsoft-Sprecher mit, dass die Entbündelungsschritte in der EU vom vergangenen Oktober jetzt auf Kunden weltweit ausgeweitet würden, um Klarheit zu schaffen. Die gebündelte Version von Office und Teams ist zwar weiterhin weltweit für Bestandskunden verfügbar, man könne aber auch zu einem separaten Abonnement, das wahlweise nur das Office-Paket oder nur Teams enthält, wechseln.
Für Microsoft ist es keine neue Entwicklung, dass sich die Regulierungsbehörden in Europa mit der kartellrechtlich fragwürdigen Bündelung von Softwareprodukten beschäftigen. Die aktuelle Untersuchung der Europäischen Kommission beruht auf einer Klage des Mitbewerbers Salesforce, welcher mit Slack eine ähnliche Office-Chat-Lösung anbietet. Laut dem Kläger nutzt Microsoft seine Marktführerschaft dazu aus, um der Chat-Office-Lösung einen Marktvorsprung gegenüber anderen Anbietern zu verschaffen.
Die Auseinandersetzungen der EU-Behörden mit Microsoft gehen bereits auf das Jahr 1998 zurück, als eine mehrjährige Untersuchung der damaligen Windows-Versionen im Jahr 2004 mit einer Strafzahlung von über 600 Millionen US-Dollar beendet wurde (damals ging es um die Abtrennung des Internet Explorers, der unzulässigerweise fester Bestandteil des Windows-Betriebssystems war). Weitere Bußgelder folgten 2008 und 2013, die sich auf weit über eine Milliarde US-Dollar summierten. Somit verwundert es nicht, dass Microsoft die aktuell laufende Untersuchung und damit verbundene weitere Strafzahlungen auf jeden Fall abwenden will. Laut Branchenkennern könnte es jedoch passieren, dass die EU-Behörden diese Maßnahme nicht von weiteren Strafzahlungen abhalten könne.
Die Abtrennung von Teams aus dem MS-Office-Paket könnte Unternehmen, die die Videochat-Funktion für ihre Mitarbeiter nutzen, dazu bewegen, auf kostengünstigere Alternativen wie zum Beispiel Slack zu setzen. Für Privatanwender, die die kostenlose Version von Teams mit unlimitierten Einzel-Videochats und Groupcalls mit bis zu 60 Minuten Dauer nutzen, ändert sich jedoch nichts, da diese Version weiterhin im Angebot bleiben wird.