Bei Heuschnupfen ist auf dem Fahrersitz Vorsicht geboten

Pollenallergiker stellen im Straßenverkehr ein ebenso großes Risiko dar wie alkoholisierte Autofahrer.
Die "saisonale allergische Rhinitis" hat sich in Deutschland zur Volkskrankheit entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Überempfindlichkeit des Immunsystems auf Eiweiße verschiedener Pflanzenpollen. Ungefähr jeder fünfte Deutsche hat in der Pollensaison (Früh- und Spätblütler) mit Heuschnupfen zu kämpfen. Dabei ist die Pollenallergie nicht nur lästig: Juckende Augen, eine laufende Nase und Niesen können die Betroffenen von der Spur abbringen – und zwar im Straßenverkehr. Heuschnupfen beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit fast genauso stark wie 0,5 Promille Alkohol im Blut. Das haben Forscher der niederländischen Universität Maastricht kürzlich bei einer Studie herausgefunden. Wer sich mit starken Heuschnupfen.Symptomen hinters Steuer setzt, ist demnach, was das Unfallrisiko angeht, nicht weniger gefährlich unterwegs als ein Fahrer, der im alkoholisierten Zustand ins Auto steigt. Zum Vergleich: Ab einem Wert von über 0,3 Promille gilt ein Fahrer nach Straßenverkehr.ordnung bereits als fahruntüchtig. Wird er mit einem Promillewert von 0,5 auf der Straße erwischt, drohen ihm wegen Trunkenheit am Steuer eine Geldstrafe von 500 Euro, zwei Punkte in der Verkehrssünderdatei und Fahrverbot für einen Monat.
Pollenallergie schmälert die Fahrtüchtigkeit wie Alkohol
Für die Studie wurden 19 Pollenallergiker zu einem einstündigen Fahrtest geschickt. Alle Probanden wurden ihren jeweiligen Allergenen ausgesetzt, wobei eine Gruppe Medikamente gegen die Allergie-Symptome bekam. Beim Parcour-Fahrtest ging es darum, bei einer Geschwindigkeit von 95 km/h eine vorgegebene Fahrspur einzuhalten. Mithilfe einer Kamera auf dem Autodach wurde jedes Abdriften von der Fahrspur aufgenommen. Die Probanden, die den Fahrtest ohne Allergikum angetreten waren, kamen im Schnitt um 2,07 cm stärker von der Fahrbahn ab als die Probanden, welchen zuvor Medikamente gegen ihre Allergie verabreicht worden waren. Noch gravierender waren die Schlenker, wenn die Probanden zusätzlich einen mündlichen Gedächtnistest machen mussten. Die Abweichung von der Fahrspur war bei diesem Test im Schnitt 2,35 cm größer. Das entspricht einer Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit durch einen Blut-Alkohol von 0,5 Promille, wenn man wie die Forscher davon ausgeht, dass im Straßenverkehr die Multitasking-Fähigkeiten der Fahrer gefordert sind.
Ohne Medikamente sind Allergiker im Verkehr unfallgefährdet
Je schwerer die Symptome bei Heuschnupfen sind, desto riskanter wird es für Allergiegeplagte hinterm Steuer. Autofahrer mit allergischer Rhinitis sollten sich deshalb in der Pollenflugzeit nicht ohne Medikamente im Straßenverkehr bewegen. Vor allem Niesattacken können Autofahrer gefährlich vom Fahren ablenken – ein heftiger Nieser bei Tempo 50 reicht aus, um die Kontrolle auf einer Strecke von gut 14 Meter zu verlieren. Beim Niesen schließen sich die Augen unwillkürlich, wodurch die Straße ein paar Sekunden lang aus dem Blick gerät. Diese kurze Zeit reicht bereits aus, um von der Straße abzukommen oder in einen Unfall zu geraten. Für Autofahrer ist es daher wichtig, zuvor antiallergische Medikamente einzunehmen. Am besten ist es laut HNO-Ärzten, wenn Pollenallergiker zu entsprechenden Arzneimitteln greifen, sobald sich die ersten Beschwerden in den üblichen Pollinose-Monaten bemerkbar machen. Neben Medikamenten mit Wirkstoffen wie Antihistaminika, Cromoglicin, Cetirizin und Loratadin, die alle der Prävention oder der Linderung akuter Symptome dienen, können Autofahrer mit schweren Allergie-Symptomen mit einer Desensibilisierung gut beraten sein. Eine solche Hyposensibilisierung zielt darauf ab, den Körper dauerhaft unempfindlich gegen das Allergen zu machen. Die Immuntherapie läuft in der Regel über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren. Im ersten Jahr erreicht man laut Berufsverband der HNO-Ärzte zumeist schon eine Reduzierung der Beschwerden um 30 bis 40 Prozent.
Allergie Medikamente nicht knapp vor der Fahrt einnehmen
Problematisch an der Einnahme von antiallergenen Medikamenten ist, dass sie die Fahrtüchtigkeit beinahe ebenso stark beeinträchtigen können wie die Reaktionen von Heuschnupfen. Allergiker sollten deshalb vor Fahrantritt darauf verzichten, Medikamente zu sich zu nehmen. Davon ausgenommen sind Nasensprays, mit denen Autofahrer gegen Schnupfen oder eine verstopfte Nase aufgrund von angeschwollenen Schleimhäuten angehen können. Pollenallergikern wird empfohlen, Arzneimittel wie Antihistaminika am Abend einzunehmen, sodass Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und Unaufmerksamkeit tags darauf bereits abgeklungen sind. Neue Präparate sind älteren H1- Antihistaminika-Antiallergika vorzuziehen, weil sie weniger müde machen. Wenn alles nichts hilft, sollte man auf das Autofahren verzichten, um die eigene sowie die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer nicht zu gefährden.
Quellen: Medipolis.de