Das sind Deutschlands schönste Hallenbäder

Während die heutigen Schwimmbäder eher funktional daherkommen, hatten sie früher noch andere Aufgaben. In Zeiten, in denen noch nicht jeder eine Badewanne oder Dusche zuhause hatte, waren die "Volksbäder" Hygienestation, Treffpunkt oder sogar oftmals mit weiteren wichtigen Orten wie Behörden oder Bibliotheken in einem Gebäudekomplex kombiniert. Heute gibt es nur noch wenige dieser alten, aber wunderschönen Hallenbäder (Bild: Gellértbad in Budapest). Wir haben die schönsten Deutschlands zusammengestellt. 

Stadtbad Oderberger Straße, Berlin

Das Stadtbad Oderberger Straße im Stadtteil Prenzlauer Berg wurde 1902 erstmals eröffnet und musste Ende 1986 aus Sicherheitsgründen schließen. Es folgte ein mehrjähriger Leerstand, in dem das Bad vor allem als Veranstaltungsort genutzt wurde.

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten nahm das historische Bad 2016 seinen Betrieb als Badeanstalt wieder auf. Das Gebäude im Stil der Neorenaissance ist mit vielen Verzierungen und Skulpturen versehen, darunter zwei Nixen, die den Berliner Bären einseifen, und verfügt mittlerweile über einen Hubboden, der nach oben über das Wasser gefahren werden kann, um auch weiterhin als Kulisse für Veranstaltungen zu dienen.

Stadtbad Charlottenburg, Berlin

Das Stadtbad Charlottenburg ist ein dreigeschossiger Backsteinbau im Jugendstil, der einige Elemente des Historismus aufweist. Es wurde am 1. Juli 1898 eröffnet und ist damit das älteste Schwimmbad im öffentlichen Badebetrieb. 1974 wurde eine neue Schwimmhalle direkt nebenan hinzugefügt, weshalb das ursprüngliche Bad mittlerweile als "Alte Halle" bekannt ist.

Das Innere des ursprünglichen Volksbads weiß mit einer fünfteiligen Wandmalerei an der Giebelseite zu gefallen, die Badeszenen nach antikem Vorbild präsentiert. Außerdem kehren einige Schmuckelemente aus der reichlich verzierten Fassade der Badeanstalt wieder.

Stadtbad Neukölln, Berlin

Am 10. Mai 1914 öffnete die repräsentative und großzügig ausgestattete Badeanstalt im neoklassizistischen Stil mit monumentaler Fassade, zwei Hallen, großer Heilbäder- und Saunaabteilung, Sonnenterrasse und einer Volksbücherei im gleichen Gebäude ihre Pforten.

Der Grundriss des heutigen Stadtbads lehnt sich an die Bauform griechischer Tempel und Basiliken an und ist mit Säulen, Wandelgängen, Bildhauerarbeiten und Mosaiken ausgestattet. Die beiden Schwimmhallen sind im Stil einer römischen Therme gestaltet.

In der Volksbibliothek war von 1961 bis 2010 das Museum Neukölln untergebracht. Ursprünglich war die Idee hinter dem kombinierten Bad mit Bibliothek, dass nicht nur der Körper sondern auch der Geist in dem Gebäude in Bewegung kommen sollte. In den 1980er Jahren wurde das Bad mehrere Jahre saniert und restauriert und steht heute unter Denkmalschutz.

Kaiser-Friedrich-Therme, Wiesbaden (Hessen)

Die Kaiser-Friedrich-Therme ist ein historisches Thermalbad, das von 1910 bis 1913 mit starken Anklängen an die Reformarchitektur und den Jugendstil erbaut wurde. Gespeist wird das Bad aus der zweitgrößten Wiesbadener Thermalquelle, der Adlerquelle, die eine Temperatur von 64,6 °C hat.

Es bietet eine Saunalandschaft mit Tepidarium, Sudatorium, Sanarium, Russischem Dampfbad, Finnischer Sauna und Steindampfbad, außerdem ein Lavacrum, ein Frigidarium sowie eine tropische Eisregenzone. Der Kaiser-Friedrich-Therme ist eine Seniorenresidenz angeschlossen.

Holthusenbad, Hamburg

Das von Fritz Schumacher entworfene Bad im Rotklinkerstil wurde 1914 als Warmbadeanstalt Eppendorf eröffnet. Aus Kostengründen wurden die beiden Schwimmbecken und die Wannenbäder mit dem Standesamt und einer Bücherhalle kombiniert. Zwei Schwimmbecken waren damals immer nötig, um beiden Geschlechtern gleichzeitig ein Schwimmvergnügen bieten zu können.

Heute ist in der ehemaligen Frauenhalle die Therme untergebracht, in der alles Verwertbare an Dekor aus dem alten Bad, das vom Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstand, verbaut wurde. Die ehemalige Männerhalle dient heute als Wellenbad. Hier wurden auf der Empore alle Umkleiden erhalten. Eine weitere Besonderheit ist das im Jahr 1927 eingerichtete beheizbare Außenbecken, das zu der Zeit in Europa einmalig war.

Friedrichsbad, Baden-Baden (Baden-Württemberg)

Auch beim Friedrichsbad in Baden-Baden handelt es sich um ein römisch-irisches Thermalbad und nicht um ein Hallenbad im klassischen Sinne. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt es sogar als das schönste Thermen-Badehaus Europas. Es entstand im Stil der Neurenaissance 1869 bis 1877 auf dem historischen Baugrund des Florentinerberges, auf dem bereits die Römer ihre Thermen errichtet hatten.

Das Bad lehnt sich an die antiken Vorbilder der Caracallathermen und Diokletiansthermen in Rom an, in dessen Zentrum ein Kuppelbau mit kreisrundem Bewegungsbad steht. In den 1950er Jahren wurde die originale Bemalung des Gebäudes außen weiß getüncht, wobei die ursprünglichen Wandgemälde zwar nicht völlig vernichtet, im Rahmen der umfangreichen Restaurierung 1980/81 jedoch nur zum geringen Teil wiederhergestellt wurden.

Herschelbad, Mannheim (Baden-Württemberg)

Das Herschelbad, nach seinem Spender, dem jüdischen Mannheimer Kaufmann und Stadtrat Bernhard Herschel (1837–1905) benannt, wurde 1920 eröffnet und war mit 4.530 m² überbauter Fläche eines der größten Hallenbäder in ganz Deutschland. Das Gebäude wurde im Jugendstil errichtet, im Zweiten Weltkrieg jedoch stark beschädigt und nicht originalgetreu wieder hergestellt.

Die drei ursprünglichen Schwimmhallen werden heute so genutzt, dass im ehemaligen Männerbad der öffentliche Badebetrieb stattfindet, während das durch sein schlüssellochförmiges Becken und die Arkaden besonders beeindruckende Frauenbad heute für Schwimmkurse und die Saunagäste genutzt wird.

Merkel'sches Schwimmbad, Esslingen (Baden-Württemberg)

Das nach seinem Spender, dem Fabrikanten Oskar Merkel, Merkel’sches Schwimmbad benannte Hallenbad ist eines der letzten erhaltenen Jugendstil-Hallenschwimmbäder in Deutschland. Es wurde von 1905 bis 1907 errichtet, in den 1960er Jahren der damaligen Zeit entsprechend umgebaut und hat erst in den 2000er Jahren wieder weitestmöglich sein ursprüngliches Aussehen zurückerhalten.

Das beinhaltete, die Jugendstil-Elemente wieder in ihren Originalzustand zurückzuversetzen. Außerdem sind in der Halle heute wieder die ursprüngliche hohe Stuckdecke und ein Buntglasfenster, das eine italienische Küstenlandschaft zeigt, zu sehen.

Müllersches Volksbad, München (Bayern)

Auch das Müllersche Volksbad in München zählt zu den wenigen erhaltene Jugendstil-Hallenbädern in Deutschland und war bei seiner Fertigstellung 1901 das größte und modernste Schwimmbad der Welt. Dieses Bad wurde ebenfalls nach seinem Spender benannt, dem Münchner Ingenieur Karl Müller. Das Gebäude steht unmittelbar an der Isar und hat einen Uhrturm, in dem sich Reservewasserbehälter befinden.

Auch hier wurden traditionell zwei Becken eingebaut, je eines für die Damen und eines für die Herren. Beide Becken haben einen Wasserspeier als Zulauf. Außerdem gibt es ein römisch-irisches Dampfbad mit Freilufthof in dem Hallenbad, ergänzt um ein Dampfbad, eine finnische Sauna mit Farblichtern, Kaltbecken, Warmbecken und Ruhezonen.

Elisabethhalle, Aachen

Die Elisabethhalle ist ein städtisches Hallenbad unweit des Aachener Doms, das von 1908 bis 1911 im Jugendstil erbaut wurde. Im Inneren befinden sich u.a. mehrere historische Brunnen, so im Eingangsbereich ein Aesculap-Brunnen, in der kleinen Halle ein Brunnen mit dem Relief „Badende Frauen“ sowie ein Neptunbrunnen in der großen Halle. Im Lauf der Jahrzehnte wurde das Hallenbad immer wieder renoviert und modernisiert, von den ehemals bestehenden Abteilungen Dusch- und Wannenbad, römisch-irisches Schwitzbad und Hundebad ist allerdings nichts mehr übrig.

Johannisbad, Zwickau (Sachsen)

Das Johannisbad ist ein reich verziertes Bad mit neogotischer Anmutung und vielen Jugendstil-Elementen und wurde am 2. Januar 1904 eröffnet. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung einer kleinen Badeanstalt im Westteil des heutigen Gebäudekomplexes, wo bereits ab 1869 medizinische Bäder durchgeführt wurden.

Heute gibt es in dem Gebäude neben den vielen alten, restaurierten Elementen u.a. auch eine Sauna, während man auch heute noch in der einstigen Liegehalle entspannen kann.

Neptunbad, Köln (Nordrhein-Westfalen)

Das Neptunbad war die erste neuzeitliche Badeanstalt in einem Kölner Stadtteil (Ehrenfeld) und wurde 1912 eröffnet. Der Architekt hat den gesamten Innenbereich im Jugendstil gestaltet und mit Glaskuppeln und handsignierten Wandkacheln von Villeroy & Boch ausgestattet. Seinen Namen hatte das Bad aufgrund einer Statue des Neptun in der ca. 5.000 Quadratmeter großen Schwimmhalle.

Seit 2002 wird das komplett restaurierte Bad als Fitness- und Wellness-Anlage von der Theune Spa Management GmbH betrieben, der auch die Claudiustherme im Kölner Rheinpark gehört.