Nachhaltig menstruieren: Diese Möglichkeiten gibt es
Ein Oscar für einen Dokumentarfilm über Menstruation, immer mehr Frauen sprechen über ihre Periode und inzwischen gibt es zahlreiche Alternativen zu herkömmlichen Hygieneprodukten: Wir stellen zum Weltfrauentag 2019 die Zero-Waste-Alternativen zu Tampons und Binden vor.
Nachhaltig und bewusst leben, dieses Motto wird für viele junge Frauen immer wichtiger. Doch es gibt ein Problem, das dem Zero-Waste-Alltag im Weg steht: die monatliche Periode. Schließlich werden zur Monatshygiene vermehrt Wegwerfprodukte genutzt, die nicht recycelt werden können, sondern einfach im Müll landen und bei der Herstellung viele Ressourcen verbrauchen. Eine müllfreie Menstruation ist inzwischen aber möglich: Wir zeigen zum Weltfrauentag 2019 die Zero-Waste-Alternativen zu den herkömmlichen Tampons und Binden.
Menstruationstassen
Diese bunten Cups gibt es mittlerweile in jedem gut sortierten Drogeriemarkt zu kaufen: Menstruationstassen sind die wohl bekannteste Möglichkeit, nachhaltig und umweltschonend zu bluten. Es gibt die Tassen, die in den meisten Fällen aus Silikon hergestellt werden, von den verschiedensten Herstellern und in den unterschiedlichsten Größen und Farben. Die Cups von Marken wie Fun Factory werden beispielsweise komplett in Deutschland produziert und sind vegan, weil sie aus medizinischem Silikon hergestellt werden.
Zwar muss Frau sich etwas durchprobieren, bis sie die perfekte Variante für sich gefunden hat, doch dann überwiegen die Vorteile: Eine Menstruationstasse ist zwischen fünf bis zehn Jahre haltbar, kann bis zu zwölf Stunden getragen werden und während der Regel ganz einfach mit Wasser gesäubert werden. Ist die Monatsblutung vorbei, wird sie in einem heißen Wasserbad ausgekocht und kann dann beim nächsten Zyklus wiederverwendet werden.
Bio-Tampons
Weiter geht es mit Tampons. Wie, Tampons? Richtig gelesen, denn es gibt inzwischen auch zahlreiche Marken wie zum Beispiel das Start-up The Female Company aus Stuttgart, die Bio-Tampons aus Bio-Baumwolle herstellen, die ohne Chemikalien und Pestizide angebaut und verarbeitet wird. Produziert wird in Spanien. Pro abgeschlossenem Abo werden außerdem Hygieneartikel an Frauen in deutschen Flüchtlingsheimen gespendet.
Vorreiter dieses Konzepts ist das US-Start-up Lola. Beide Unternehmen entstanden aus der Frage heraus, warum Tampon-Hersteller die Inhaltsstoffe der Produkte eigentlich nicht auf den Verpackungen ausweisen müssen. Herkömmliche Tampons sind meistens aus Viskose gefertigt - und wenig umweltfreundlich. Wer nicht auf Tampons verzichten möchte, sollte deshalb auf Bio umsteigen.
Menstruationsschwämmchen
Ein Naturprodukt als Alternative zum herkömmlichen (Soft-)Tampon: Menstruationsschwämmchen aus echten Naturschwämmen. Klingt ungewöhnlich, ist aber genauso effektiv und produziert weniger Müll. Wer während seiner Periode große Lust auf Sex verspürt, wird mit diesem Hygieneprodukt glücklich. Der sogenannte Levantiner Schwamm wird nass gemacht, ausgewrungen und in die Vagina eingeführt. Durch die feinen Poren kann das Schwämmchen große Mengen Flüssigkeit aufnehmen, die erst wieder freigegeben wird, wenn es ausgedrückt wird. Anwenderinnen zufolge spürt das Schwämmchen beim Verkehr weder die Frau noch der Partner. Gereinigt wird das Schwämmchen mit fließendem, kaltem Wasser.
Waschbare oder biologisch abbaubare Binden
"Ich kann nicht glauben, dass ein Film über Menstruation einen Oscar gewonnen hat", sagte Regisseurin Rayka Zehtabchi, als sie für ihren Dokumentar-Kurzfilm "Stigma Monatsblutung" mit dem Goldjungen ausgezeichnet wurde. In der Kurzdokumentation wird eine indische Frauengruppe dabei begleitet, wie sie lernen kostengünstige und biologisch abbaubare Damenbinden herzustellen. Eine Revolution, denn in Indien werden Mädchen und Frauen während ihrer Periode oft isoliert, für manche endet damit sogar der Schulbesuch.
Wiederverwendbare, biologisch abbaubare Binden sind eine wunderbare Alternative zu den herkömmlichen Hygieneartikeln. Wer viel Zeit und Muse hat und nähbegeistert ist, kann die Pads aus Stoff selbst herstellen. Hersteller wie Kulmine bieten hingegen Modelle aus Bio-Baumwolle an. Die Stoffbinden, die meist mit einem Druckknopf zu verschließen sind, werden wie herkömmliche Binden verwendet. Nach Gebrauch am besten mit kaltem Wasser spülen und dann bei 60 Grad in der Waschmaschine reinigen.
Perioden-Pants
Eine Unterhose mit integrierter Binde: Perioden-Pants eroberten in den letzten Jahren den Markt der Hygieneartikel. Vorreiter auf dem Gebiet ist das US-Unternehmen Thinx. Die Designerinnen der Periodenunterwäsche haben es sich zum Vorsatz gemacht, hübsche Höschen zu entwerfen, die durch eine spezielle Technologie Feuchtigkeit ausgleichen, Bakterien bekämpfen, wasserdicht sind und in etwa so viel Blut aufsaugen können wie ein bis zwei Tampons.
Auch diese beiden Gründerinnen machen sich für benachteiligte Länder stark: Pro verkaufter Panty werden sieben waschbare Slipeinlagen an eine Non-Profit-Organisation gespendet. Seit 2018 gibt es auch eine deutsche Marke namens ooshi, die Perioden-Pants herstellt.
Free Bleeding
Free Bleeding ist ein Trend, der für unterschiedliche Reaktionen sorgt. Es bedeutet so viel wie "Freies Menstruieren" und meint den Verzicht auf jegliche Hygieneprodukte. Es ist die wohl umweltfreundlichste Zero-Waste-Methode, die während der monatlichen Blutung genutzt werden kann, doch auch die, bei der sich die Frau am meisten mit seinem Körper auseinandersetzen muss. Gefeiert wird die Bewegung vor allem in feministischen Kreisen, die einen offenen Umgang mit dem weiblichen Zyklus und eine Enttabuisierung der Periode fordern. Während der Menstruation blutet Frau in Intervallen, wer deswegen auf seinen Körper hört und herausfindet, wie er getaktet ist, kann rechtzeitig auf die Toilette gehen. Feingefühl für die Körpersignale ist hier gefragt.