Unisex-Fashion boomt - aber warum eigentlich?
Männlich, weiblich oder doch alles dasselbe? Die Mode unterscheidet immer weniger zwischen den Geschlechtern. Doch warum eigentlich?
Weiße Sneaker, lockere Hose, weißes T-Shirt, Bomberjacke und Baseballcap. Ein Outfit, das man derzeit überall sieht - und zwar an Frauen UND Männern. Der aktuelle Trend in Sachen Mode geht zu unisex. Also zu Kleidungsstücken, die von Männern und Frauen gleichermaßen getragen werden. Promis wie Tilda Swinton (55, "Doctor Strange") oder Jared Leto (44, "Suicide Squad") sind schon lange Fans und mittlerweile echte Profis darin, Männer- und Frauenmode gekonnt zu mixen. Und sogar die Kardashians, die sonst mit ihren Reizen niemals geizen, zeigen sich immer öfter in lässigen Shirts und XXL-Pullovern.
Toni Garrn hat eine eigene Unisex-Kollektion
Auch auf den Laufstegen der Fashion Weeks ist Unisex-Mode längst nichts Neues mehr. Schon seit einigen Saisons schicken die Designer sowohl weibliche als auch männliche Models in den gleichen Hoodies, Hosen und sogar Röcken über den Runway. Jetzt erreicht der Fashion-Trend auch den Einzelhandel und damit den Alltag, zumindest teilweise. Faltenröcke und Plisseekleidchen gehören zwar immer noch nicht zum Standard-Sortiment der Männerabteilung, abgesehen davon werden sich die Damen- und Herrenkollektionen aber immer ähnlicher. Paradebeispiel ist die Boyfriend-Jeans. Aber auch den gestrickte Rollkragenpulli und das weiße Hemd sind gender-übergreifende Klassiker.
Sogar Topmodels sind von dem Modetrend begeistert. Toni Garrn (24) hat zusammen mit ihrem Bruder kürzlich eine eigene Unisex-Kollektion für das Label Closed auf den Markt gebracht. Der Name "EQL" (Englische Abkürzung für gleich) ist Programm: Alle Teile können eins zu eins von beiden Geschlechtern getragen werden.
Wird es in Zukunft also gar keine Unterscheidung mehr zwischen Damen- und Herrenabteilung geben? Gut möglich. Die britische Kaufhauskette Selfridges hat im Frühjahr einige seiner Kaufhäuser probeweise zur geschlechtsneutralen Zone erklärt. Statt in getrennten Bereichen konnten die Kunden nur noch ein Unisex-Angebot shoppen.
Unisex-Mode als Spiegel der Gesellschaft
Die Trendforscherin Verena Muntschick vom Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main geht sogar noch weiter. Gegenüber "FashionUnited" sagte sie: "Statt von unisex würde ich eher von nosex reden, weil es bei den Produkten gar nicht mehr um das Geschlecht, sondern um den Menschen geht. Und tatsächlich verschwimmen die Geschlechtergrenzen auch in der allgemeinen Wahrnehmung. Immer mehr Menschen, darunter auch Megastars wie Miley Cyrus (23) und Ruby Rose (30) bezeichnen sich als geschlechtsneutral, sehen sich selbst also weder als Frau noch als Mann. Mit der Unisex-Fashion macht die Mode also eigentlich das, was sie schon immer tat: Die Trends der Gesellschaft aufgreifen.