Silber für Mihambo: Danach Tränen und Rollstuhl

Die Weitspringerin gilt als Topfavoritin, kann ihren Olympiasieg in Paris aber nicht wiederholen.
Der Traum vom Gold-Double ist geplatzt, Corona-Sorgen überschatteten die Freude über Platz zwei: Für Malaika Mihambo endeten die Olympischen Spielen in Paris in einem wahren Drama. Drei Jahre nach ihrem Sieg von Tokio sprang die zweimalige Weltmeisterin mit 6,98 m diesmal zu Silber. Nach einer Ehrenrunde vergoss sie aber Tränen und musste mit dem Rollstuhl aus der Arena gefahren werden.
Mihambo kämpfte, klopfte sich auf die Brust, sie atmete immer wieder tief ein und meditierte, um sich zu fokussieren und holte sich Tipps bei ihrem Trainer Uli Knapp - doch es half alles nichts, der Goldsprung blieb aus. Am Ende fehlten Mihambo 13 Zentimeter zu Platz eins. Sie musste sich Tara Davis-Woodhall aus den USA (7,10) geschlagen geben, Bronze gewann Jasmine Moore (6,96/USA).
Mihambo gehe es "den Umständen entsprechend gut", sagte Peter Schmitt, Mediendirektor im DLV, und gab Entwarnung: "Malaika wird momentan versorgt, man braucht sich keine Gedanken machen." Mihambo habe eine "Art Hustenanfall" bekommen und deswegen "keine Luft bekommen".
Der Wettkampf hatte Mihambo aber offenbar völlig erschöpft. Nach ihrer Ehrenrunde saß sie weinend an der Bande am Rande des Innenraums, Knapp eilte hinzu. Mihambo musste sich behandeln lassen, statt aus eigener Kraft verließ sie das Stadion in einem Rollstuhl.
In der Vorbereitung auf Paris hatte eine Corona-Infektion Mihambo zurückgeworfen. "Das war jetzt wirklich nicht optimal", sagte sie nach der Qualifikation über die von der EM mitgebrachte Erkrankung. Sie habe "nicht so gut regenerieren" können, "das Training war anstrengend", sie musste "weniger" machen als geplant.
Vor dem Finale war deshalb gar nicht klar, ob Mihambo sechs Sprünge in den Beinen hatte. Und so fehlten ihr am Ende vielleicht auch ein bisschen die Kräfte für den erneuten ganz großen Triumph. Beim letzten Versuch lief sie durch.
Ähnlich Bilder von Mihambo wie nun in Paris mussten die Fans auch schon bei der EM in München 2022 sehen, als sie ebenfalls von Corona geschwächt Zweite wurde - und nach dem Wettkampf zusammenbrach.
Nach ihrem EM-Gold in Rom und einem Sprung auf 7,22 m war Mihambo als Nummer eins der Welt nach Paris gereist, alle hatten von ihr erneut Olympia-Gold erwartet - die 30-Jährige hatte in ihrer Karriere ja auch schon so oft geliefert. Doch diesmal konnte Mihambo in einem spannenden Wettkampf im Stade de France nicht mehr kontern.
Damit bleibt Heike Drechsler (1992 und 2000) die einzige Weitspringerin der Geschichte mit zwei Olympia-Triumphen, doch auch Mihambos Erfolgsliste wird immer länger: Seit ihrer Goldmedaille 2018 bei der Heim-EM in Berlin hat sie bei jeder großen Meisterschaft, bei der sie teilnahm, auch eine Medaille gewonnen. Darunter fallen 2019 und 2022 ihre beiden WM-Titel, dazwischen 2021 ihr olympisches Gold in Tokio.
Laura Raquel Müller und Mikaelle Assani waren in der Qualifikation ausgeschieden.