Freitag: Trotz Brief-Affäre nur "Business as usual" beim DOSB
Freitag: "Es kommt, wie es kommen musste"
In der "Brief-Affäre" um Präsident Alfons Hörmann vom DOSB nimmt der Druck auf die Dachorganisation des deutschen Sports wieder zu.
Frankfurt am Main (SID) - In der "Brief-Affäre" um Präsident Alfons Hörmann vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) nimmt der Druck auf die Dachorganisation des deutschen Sports wieder zu. Die Bundestags-Sportausschussvorsitzende Dagmar Freitag beklagte in einem Interview auf der Homepage der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) den offenkundigen Stillstand bei der Klärung der seit einem Monat öffentlichen Vorwürfe gegen Hörmann wegen eines vermeintlich autoritären Führungsstils ("Kultur der Angst") und stellte wie schon zuvor Transparency International die Haltung des DOSB zu den Good-Governance-Prinzipien infrage.
"Es ist da noch gar nichts geklärt", kritisierte Freitag den Mangel an Ergebnissen der DOSB-Aufklärung. Nachdem die bisherigen Forderungen von drei größeren Landesportbünden "keinerlei Wirkung" gezeigt hätten, "läuft im Gegenteil beim DOSB nach meiner Wahrnehmung unbeeindruckt ein 'Business as usual', anders kann ich beispielsweise die kürzlich erfolgte Berufung Hörmanns als Delegationsleiter für die Olympischen Spiele in Tokio nicht werten".
Die Affäre um Hörmanns angeblich zweifelhaftes Amtsverständnis stellt aus Freitags Sicht inzwischen eine schwerwiegende Belastungsprobe für den gesamten DOSB dar. Denn aufgrund der postwendenden Solidaritätsbekundung des DOSB-Präsidiums für Hörmann, die Freitag eine "merkwürdige Nachbearbeitung" nannte, können nach Ansicht der SPD-Politikerin "auch Zweifel an der Haltung zu den Prinzipien einer Good Governance im Haus des Sports aufkommen".
Eine ähnliche Position hatte erst am Vortag auch die Arbeitsgruppe Sport von Transparency International Deutschland (TID) wegen der mangelnden Rückendeckung des DOSB für Whistleblower gegen diffamierende Beschimpfungen und Beleidigungen wie etwa durch den Eisschnelllauf-Verbandschef Matthias Große ("Denunzianten und Heckenschützen") eingenommen. Zur Klärung der DOSB-Standpunkte hat TID einen entsprechenden Fragenkatalog in die Verbandszentrale geschickt.
Die Querelen im DOSB und auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) vergrößern nach Freitags Beobachtung außerdem die Distanz zwischen den Dachverbänden und der Basis. "Aus meiner Sicht", sagte Freitag mit Blick auf das ehrenamtliche Engagement in vielen Vereinen zur Überwindung von Problemen durch die Corona-Pandemie, "hat da eine Art Entkopplung von der Spitze des deutschen Sports stattgefunden."
Freitag bescheinigt DOSB und DFB zudem in jedem Fall einen massiven Ansehensverlust mit Auswirkungen weit über Deutschlands Grenzen hinweg. "Die öffentliche Wahrnehmung der beiden größten Sportverbände in unserem Land ist aktuell verheerend. DFB und DOSB wirken handlungsunfähig", erklärte Freitag. Als Bestätigung ihrer Ansicht wertete die Sauerländerin den jüngsten Brandbrief von Präsident Thomas Bach vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zur Situation beim DOSB: "Ich verstehe das als die sprichwörtliche Gelbe Karte an die Führung des deutschen Sports."