Bolls EM-Startsieg "ohne Radar": DTTB weiter ohne Medaillen
Timo Boll und Co. müssen bei der Tischtennis-EM in München nach enttäuschend verlaufenen Doppel-Turnieren in den Einzelwettbewerben die Bilanz retten.
München (SID) - Timo Boll und Co. müssen bei der Tischtennis-EM in München nach enttäuschend verlaufenen Doppel-Turnieren in den Einzelwettbewerben für die noch medaillenlosen Gastgeber die Bilanz retten. Titelverteidiger und Rekordsieger Boll (Düsseldorf) landete "am Anfang ohne Radar" einen Zittersieg zum Auftakt und steht damit weiter an der Spitze von insgesamt zehn Aktiven des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), die nach erfolgreichem Einstieg ins Einzel das Achtelfinale im Visier haben.
In den Doppeln verspielten die deutschen Meister Benedikt Duda/Dang Qiu (Bergneustadt/Düsseldorf) sowie die Vorjahresfinalistinnen Nina Mittelham/Sabine Winter (Willich/Schwabhausen) durch Viertelfinalniederlagen angestrebte Podestplätze. Dadurch blieb der DTTB erstmals seit 2011 in Danzig bei einer EM ohne Edelmetall in den Doppel-Wettbewerben.
Boll, der bis wenige Tage vor EM-Beginn mit Spätfolgen seines Rippenbruchs im Frühsommer zu kämpfen hatte, verhinderte danach mit einem Kraftakt einen "schwarzen Mittwoch" für die EM-Ausrichter. Beim 4:3 gegen den in der Weltrangliste auf Platz 152 geführten Polen Samuel Kulczycki war der WM-Dritte beim Zwischenstand von 1:3 Sätzen nur noch zwei Punkte vom frühen Aus entfernt, ehe er in Fahrt kam und seine Klasse ausspielte.
"Wer bei meinem Rückstand noch an mich geglaubt hat, sollte Glücksspieler werden", scherzte Boll nach seiner Schwerstarbeit erleichtert: "Das war ein ganz schön zähes Geschäft, aber solche Spiele sind auch wichtig, um ins Turnier zu kommen und den Touch, das Gefühl für den Ball zu bekommen."
Auch seine Nationalmannschafts-Kollegen Dimitrij Ovtcharov (Neu-Ulm), Patrick Franziska (Saarbrücken), Qiu und Duda erreichten ohne Ausfall die Runde der besten 32. Bei den Damen schieden von sieben deutschen Spielerinnen bisher nur die Youngster Annett Kaufmann (Böblingen) und Franziska Schreiner (Langstadt) aus.
Die schwache Doppel-Bilanz, zu der auch das Achtelfinal-Aus für die beiden deutschen Mixed am ersten EM-Wochenende gehört, sorgte im DTTB-Lager ein Jahr nach der EM-Rekordbilanz von Warschau mit vier Gold- und drei Silbermedaillen für lange Gesichter. "Man ist natürlich enttäuscht, wenn man nicht zu den Medaillengewinnern in diesen Wettbewerben gehört. Das ist für uns das Zeichen, dass in Europa alles noch enger zusammenrückt. Da müssen wir ran und es für die Zukunft besser machen", resümierte DTTB-Sportdirektor Richard Prause.