Marathon-Läufer Pflieger kritisiert Festhalten an Olympia-Termin: "Blanker Hohn"

Marathon-Läufer Pflieger kritisiert Festhalten an Olympia-Termin: "Blanker Hohn"
Köln (SID) - "Ich sehe da eine gesundheitliche Gefahr", sagte der 32-Jährige dem Spiegel: "Niemand kann aktuell genau sagen, wie sich die Ausbreitung des Virus entwickelt. Aber ich sehe auch sportlich keine Möglichkeit, dass wir im Juli bei Olympia einfach so an den Start gehen. Es ist doch gar keine Chancengleichheit mehr gegeben."
Viele Läufer können aufgrund von Ausgangssperren in ihren Ländern derzeit gar nicht trainieren, Pflieger selbst kann alleine zumindest noch Läufe auf öffentlichen Wegen absolvieren. "Ich spüre eine ziemlich große Leere", gesteht der Regensburger: "Mir fehlt die Energie, das ist gar nicht auf den Körper bezogen. Es ist eher eine mentale Erschöpfung. Ich weiß nicht, für was ich eigentlich noch trainiere. Als Sportler ist das ein Riesenproblem."
In zwei Wochen wollte Pflieger beim Marathon in Hamburg die Norm für Tokio (24. Juli bis 9. August) knacken, der Straßenlauf wurde allerdings wie viele weitere Marathons abgesagt. Die Qualifikationsmöglichkeiten für seine zweiten Olympischen Spiele werden angesichts der nötigen Regenerationszeit nach einem Lauf über 42,195 km knapp: "Es gibt derzeit keinen Plan B, um sich als Marathonläufer für Olympia zu qualifizieren. Wir befinden uns in einer Sackgasse."
Bei Gesprächen mit dem IOC käme immer nur der Hinweis, dass man sich weiter "so gut wie möglich vorbereiten" solle. "Aber das geht nicht mehr, solche Aussagen sind blanker Hohn", sagte der Langstreckler: "Ich verstehe, dass Olympische Spiele ein Riesengeschäft für das IOC sind und wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Aber jetzt muss doch trotzdem mal konstruktiv gehandelt werden. Es zerplatzen gerade viele Träume von Olympia. Das IOC muss sich jetzt klar positionieren und eine Lösung anbieten."