"JOY - Alles außer gewöhnlich": Jennifer Lawrence kämpft wieder

Ab Silvester wird gewischt: Im neuen Film mit Jennifer Lawrence spielt sie eine Frau mit Vision, die einen speziellen Wischmop erfindet und ein Imperium aufbaut. Regisseur David O. Russells Note ist dabei unverkennbar. Ein mit Spannung erwarteter Film, doch wie außergewöhnlich ist "JOY" tatsächlich?
Sie war Jahrgangsbeste an der High-School, hat es auf eine tolle Uni geschafft und bleibt am Ende doch zuhause, weil sich ihre Eltern scheiden lassen. Wenn Joy, gespielt von Jennifer Lawrence, zurückblickt, ist sie nicht zufrieden. Sie war ein kluges Mädchen, das seit Kindesbeinen an Ideen verwirklichen wollte. Stattdessen heiratet sie, trennt sich und lebt schließlich mit ihrer Großmutter, ihrer Mutter, ihren Kindern und sogar ihrem Ex-Mann zusammen. So weit, so gut. Aber außergewöhnlich? Halbwegs.
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Eine wahre Begebenheit
Joys Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit: Die Komödie wurde von einer Frau namens Joy Mangano inspiriert, die in den 1990er Jahren mit ihrer Erfindung "Miracle Mop" in den USA den großen Durchbruch als Unternehmerin schaffte. Es zeigt den schweren Weg vom kleinen Mädchen mit Vision zu einer starken Matriarchin eines Geschäftsimperiums. Doch zunächst wird aus diesem Mädchen erst einmal eine gestresste Mutter, die ihre zerrüttete Familie ernähren muss.
Das reicht der jungen Frau aber nicht. Sie will mehr. Als ihr die Idee zu einem besonderen Wischmop kommt, hängt Joy alles daran, ihre Vorstellung umzusetzen. Dabei werden ihr viele Steine in den Weg gelegt, auch innerhalb der Familie. Zwischenzeitlich rauben sie ihr ihre Überzeugung, ihre Willenskraft und nebenbei auch fast den Verstand. Dabei beweist Joy jedoch letztendlich große innere Stärke und kämpft unerbittlich dafür, ihren Traum zu verwirklichen.
Jennifer Lawrence in ihrer Paraderolle
Jennifer Lawrence als Kämpferin - wer denkt da nicht sofort an "Die Tribute von Panem"? Und tatsächlich ähneln sich diese beiden Protagonistinnen in vielerlei Hinsicht. Beide stehen in einer gewissen Führungsposition, zweifeln zwischenzeitlich an sich und ihrem Vorhaben, beide können gut mit Schusswaffen umgehen und sie kämpfen für das, was ihnen wichtig ist. Jennifer Lawrence erneut in ihrer Paraderolle der emanzipierten Heldin. Außergewöhnlich? Auch nicht wirklich, aber definitiv schön anzusehen.
Anzusehen ist dem Film auch ganz deutlich, wer Regie geführt hat. Der neue Streifen von David O. Russell bräuchte seinen Namen nicht einmal zu erwähnen und doch wüsste jeder, wer da den Ton angegeben hat. In typischer Russell-Manier verwirrt der Film an manchen Stellen, lässt den Zuschauer kurzzeitig etwas desorientiert zurück und holt ihn ein wenig später mit doppelter Geschwindigkeit wieder ab. Da kann man zwischenzeitlich schon das Gefühl bekommen, man säße in "Silver Linings".
Ein bekanntes Trio
Das könnte aber auch daran liegen, dass die Schauspieler-Konstellation von "JOY" nicht ganz unbekannt ist: Das Trio aus Jennifer Lawrence, Bradley Cooper und Robert De Niro war eben bereits in "Silver Linings" zu sehen, nur hat De Niro nun die Vater-Seite gewechselt. Lawrence und Cooper dagegen spielten auch schon zusammen in "American Hustle" - ebenfalls ein Streifen, an den der Stil von Russells jüngstem Werk erinnert. Und keiner dieser Filme lässt sich so einfach in ein gewisses Genre packen - eines der Markenzeichen des vielprämierten Regisseurs, der schon mehrfach für einen Oscar nominiert war.
Ein eingespieltes Ensemble ist ohnehin schon die halbe Miete - und die hat Russell mit Lawrence, Cooper und De Niro gewiss. Hinzu kommt schauspielerische Frauenpower in Form von Diane Ladd als Großmutter, Virginia Madsen als Mutter und Isabella Rossellini gibt für "JOY" sogar ihre siebenjährige Hollywood-Abstinenz auf und geht in ihrer Rolle der Mäzenatin Trudy auf.
Sehenswert?
"JOY" ist im Gesamten betrachtet dann doch außergewöhnlich: Eine zugegebenermaßen etwas ausgelutschte Geschichte à la "Vom Tellerwäscher zum Millionär" geschickt aufgepeppt mit brillanten Schauspielern und routiniert zubereitet von einem Top-Regisseur: all das macht letztendlich einfach Spaß. Die Ansprüche an den Film sind natürlich hoch, eine Golden-Globe-Nominierung kommt nicht von ungefähr. Lawrence-Fans werden bei ihrem neuen Streifen absolut auf ihre Kosten kommen, Russell-Film-Liebhaber ebenso. Und für den kritischen Rest dürfte ab dem Kinostart an Silvester in jedem Fall ein sehr unterhaltsamer Kinobesuch anstehen.