Millionen Autos vor TÜV-Aus?
Ab 2028 schalten Netzbetreiber wie etwa die Telekom oder Vodafone Ihre 2G-Netze in Deutschland ab, um Platz für 4G- und 5G-Netze zu schaffen. Das könnte nun ungeahnte Folgen für Millionen Autobesitzerinnen und Autobesitzer haben. Denn wie die Zeitung "Auto, Motor, Sport" berichtet, droht vielen Autos deswegen, nicht mehr über den TÜV zu kommen. Der Grund: Ohne das 2G-Netz ist es in vielen Autos nicht mehr möglich, den automatischen eCall-Notruf zu verwenden. Dieser ist aber gesetzlich vorgeschrieben. Darüber hinaus bedeutet das einen Verlust von Sicherheit, da Fahrzeuginsassen bei einem Unfall nicht mehr per Knopfdruck oder automatisch einen Notruf an Rettungskräfte absetzen können.
Ohne eCall-Notruf keine Plakette
Laut einer EU-Verordnung müssen seit April 2018 alle neuen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge mit einem eCall-Notrufsystem ausgestattet sein. Wird bei der Hauptuntersuchung beim TÜV festgestellt, dass das Notrufsystem nicht funktioniert, muss das behoben werden. Ansonsten bekommt das Fahrzeug keine neue Plakette. Betroffen sind vor allem Autos mit einer Typengenehmigung seit März 2018. Das sind rund 5,5 Millionen Fahrzeuge, die meisten von ihnen sind Klein- und Mittelklassemodelle. Technische Lösungsmöglichkeiten wie etwa das Nachrüsten des sogenannten Next Generation eCall (NG eCall), mit dem ab 2026 alle neuen Autos in der EU ausgestattet sein müssen, zeichnen sich bislang nicht ab.
Fahrzeughalterinnen und -Halter können jedoch nichts dafür, dass das 2G-Netz abgeschaltet wird. Aus diesem Grund plädiert der TÜV laut "Auto, Motor, Sport" dafür, dass der Ausfall von eCall nicht als erheblicher Mangel bei der Hauptuntersuchung gewertet wird. Der TÜV selbst kann aber nicht entscheiden, was als Mangel gilt und was nicht. Diese Entscheidung obliegt dem Staat.
Aus diesem Grund fordert der Verband der Automobilindustrie (VDA), dass das 2G-Netz noch zehn bis 15 Jahre weiter betreiben wird. Die Bundesregierung müsse zusammen mit anderen EU-Mitgliedsländern sicherstellen, dass der eCall weiterhin als Notruf europaweit zur Verfügung steht. Der Verband begründet die Forderung damit, dass es bis vor kurzem noch Pflicht war, die 2G/3G-eCall-Technik in Fahrzeugen zu verbauen.
Neuer eCall-Notruf funktioniert über 4G- und 5G-Netze
Um ein funktionierendes Notrufsystem auch in den nächsten Jahrzehnten gewährleisten zu können, hat die EU die bestehende Verordnung an die technische Entwicklung angepasst. Ab dem 1. Januar 2026 erhalten neu entwickelten Fahrzeugtypen (Pkw und leichte Nutzfahrzeuge) keine Typengenehmigung mehr, wenn sie nicht mit dem NG eCall ausgestattet sind. Der NG eCall funktioniert über 4G- und 5G-Netze. Ab Anfang 2027 dürfen dann in der EU keine Neuwagen mehr zugelassen werden, die keinen NG eCall verbaut haben. Damit ist zwar sichergestellt, dass bei neuen Fahrzeugen auch nach dem Ende des 2G-Netzes ein automatischer Notruf funktioniert. Was das jedoch für ältere Fahrzeuge bedeutet, bleibt unklar.