"Showgirl" Taylor Swift zwischen Abrechnung und Triumph: Das sind die Musik-Highlights der Woche

Ein ähnlich großes Pop-Ereignis wird es in diesem Jahr wohl nicht mehr geben, ein noch größeres schon gar nicht: Mit "The Life Of A Showgirl" veröffentlicht US-Superstar Taylor Swift ihr mit Spannung erwartetes zwölftes Album. Bis zur Veröffentlichung der vollständigen Platte hatte die Sängerin keinen einzigen Ton herausgegeben. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Wohlfühl-Schlagerstar Beatrice Egli und Deutschrap-Ikone Kool Savas.
Taylor Swift - The Life Of A Showgirl
Das Leben als Popstar ist kein Zuckerschlecken, schon viele Sängerinnen und Sänger haben davon erzählt, wenn sie sonst nichts mehr zu erzählen hatten. Auch Taylor Swift hat nach bislang elf Studioalben längst alle erdenklichen Themen mehrfach durch, neben Selbstfindung und verflossener Liebe (viel verflossene Liebe!) war auch der Ruhm mit all seinen Schattenseiten schon dabei. Jetzt, mit Album Nummer zwölf, erzählt die 35-Jährige wieder einmal im großen Stil vom Weg nach oben und ihrem Leben im Rampenlicht.
Eine neue Platte von Taylor Swift, das ist inzwischen ja immer ein Pop-Ereignis. Die US-Sängerin hat sich dazu entschieden, vorab keine Videos, keine Snippets, keinen einzigen Ton aus "The Life Of A Showgirl" herauszugeben. Trotzdem (oder gerade deshalb) brach das Album zuletzt schon Vorbesteller-Rekorde. "The Life Of A Showgirl" demonstriert aber nicht nur Taylor Swifts Machtposition im Pop-Markt, sondern ist wirklich auch ein erstklassiges und inhaltlich spannendes Pop-Album. Taylor Swift singt 41 Minuten lang von Träumen, Sehnsüchten, Verlockungen, Fehltritten, fragwürdigen Vaterfiguren, falschen Freunden und Größenwahn. Natürlich singt sie auch wieder von Liebe. Es ist im Ganzen eine ziemliche Odyssee, im Vortrag aber nicht weinerlich, sondern eher triumphal aus der Sicht einer Künstlerin, die es geschafft hat und inzwischen selbst die Regeln macht.
Wo ist es der universelle, allgemeine Blick auf ein abgründiges Business, in dem man immer nur so "hot" ist wie der letzte Hit? Wo klingen autobiografische Hintergründe durch? Wo sendet Taylor Swift vielleicht auch Liebesgrüße an ihren Verlobten Travis Kelce? Die Grenzen sind nie ganz klar gezogen, der Interpretationsspielraum ist groß. Man kann als Normalmensch ohne monatliches Hundert-Millionen-Dollar-Einkommen auch nicht unbedingt viel Lehrreiches mitnehmen aus diesen zwölf Liedern. Aber eine große Show, so wie man es vom derzeit wohl größten Showgirl der Welt erwartet, ist es in jedem Fall.
Beatrice Egli - Hör nie damit auf
Der Sommer ist vorbei, da muss man wieder etwas mehr dafür tun, dass die Laune und das allgemeine Wohlbefinden nicht zu sehr leiden. Immer schön Vitamin C und Vitamin D nachtanken. Für Schlagerfans kann daneben aber auch Vitamin E echte Wunder wirken - E wie Egli. Seit über zehn Jahren gilt die Schweizerin als personifizierter Sonnenschein, vergangene Albumtitel wie "Glücksgefühle" und "Wohlfühlgarantie" sprechen für sich. Auch mit dem neuen Werk setzt Egli wieder auf ihren bewährten Feelgood-Ansatz - konsequent, authentisch, sympathisch.
Es gibt da nicht viel zu erklären, nicht viel zu analysieren, nicht viel zu fragen. Es gibt da überhaupt auch gar nicht viel Neues, aber gerade deshalb werden die Fans dieses Album mit einem breiten Grinsen entgegennehmen, so wie Beatrice Egli weiterhin mit einem breiten Grinsen ins Leben hinausgeht. 15 Songs, 40 Minuten Spielzeit. Es werden magische Momente besungen, es geht um (romantische) "Abenteuer" und darum, "Ja zum Leben" zu sagen. Die neuen Lieder werden entsprechend angepriesen als "Mutmacher, Motivationsquelle und Ausdruck purer Lebensfreude". Vitamin Egli, wirkt sofort!
Kool Savas - Lan Juks
Ein halb vermummter Mann steigt eine dunkle Treppe hinab, das Setting sieht nach siffiger U-Bahn-Station aus. Oben liest man in stilisierter Schrift, die stark an die Graffiti-Kultur erinnert: "Kool Savas", "Lan Juks". Den Namen Kool Savas kennt man in der deutschen HipHop-Szene (und darüber hinaus) seit 30 Jahren, der Titel "Lan Juks" erklärt sich zumindest in Teilen über die beschriebene Cover-Gestaltung. "Juks", so nannte Savas sich in den 90-ern, als er seine ersten Erfahrungen als Rapper sammelte und ab und zu auch noch sprayen ging.
Wie oft Kool Savas als inzwischen 50-Jähriger noch zur Sprühdose greift, ist nicht bekannt. Aber den Spirit der 90-er hat er nicht vergessen. Savas erinnert auf seinem siebten Studioalbum "Lan Juks" (das auch als MC-Kassette erhältlich ist) mehrfach daran, erzählt von seiner weit zurückreichenden Hassliebe zu Berlin, arbeitet seine Beziehung zum HipHop auf. Zwischendurch lässt er immer wieder manche harte Punchline fliegen, um sich auch im Hier und Jetzt den nötigen Respekt zu verschaffen. Verdient hat er ihn so oder so, auch ohne das derbe Tönespucken auf "Lan Juks", das für einen wie ihn aber halt auch zum guten Ton gehört: In den 2000er-Jahren schon selbsternannter "King of Rap", ist Kool Savas bis heute eine der prägenden Figuren der Szene. Seine letzten vier Alben landeten alle auf Platz eins in den Charts (zuletzt "Aghori", 2021).