Angst vor Terror und Krankheit? Deshalb sollten Sie trotzdem reisen
Er war ein erfolgreicher Aktienhändler, bis er alles verlor: Dann zog Tomislav Perko los und entdeckte die Welt, fast ohne Geld. Was dabei wichtig ist und wieso man sich nicht von der Angst lähmen lassen sollte, erklärt er im Interview.
Tomislav Perko war als Aktienhändler erfolgreich, bis er in der Finanzkrise 2008 alles verlor. Vollkommen pleite entschloss er sich dazu, sein Leben zu ändern und Abenteuer zu erleben - und all das mit einem Budget von weniger als 10 Euro am Tag. Seine Geschichte hat er in dem Buch "1000 Tage Frühling: Wie ich fast ohne Geld um die halbe Welt gereist bin" (Riva, 240 Seiten, 16,99 Euro) aufgeschrieben. Von Zagreb aus trampte er zunächst durch Osteuropa, dann folgten zwei Touren quer durch Nord- und Südeuropa, er veranstaltete ein Wett-Trampen nach Istanbul und schließlich verschlug es ihn bis nach Bangladesch. Er hat bei Fremden übernachtet, am Straßenrand gecampt und für Essen und Unterkunft gearbeitet - und diente als Inspiration für andere.
"Ein kleiner Schritt nach vorn"
Wie viele Menschen durch sein Buch inspiriert worden seien, auf Reisen zu gehen, sei schwer zu sagen, meint Perko im Interview mit spot on news. "Aber ich habe seit der Veröffentlichung des Buches mindestens hundert E-Mails von Leuten aus der ganzen Welt erhalten, die mein Buch beeindruckt hat, und die dadurch einen kleinen Schritt nach vorn im Leben gemacht haben." Viele von ihnen hätten Fotos von ihren Reisen geschickt.
"Aber obwohl mein Buch von Reisen handelt, liegt das Hauptaugenmerk nicht unbedingt darauf", so der Autor: "Vielmehr handelt es sich um die Geschichte eines gewöhnlichen Mannes, der nach Meinung vieler etwas Unmögliches unternimmt, das ihm gelingt. Wenn die Leute mein Buch und über meine Erfahrungen lesen, dann entscheiden sie sich vielleicht für ihr eigenes kleines Abenteuer, egal ob dieses mit Reisen zu tun hat oder nicht."
Die besten Gründe trotz Angst zu reisen
Und was sagt Perko Menschen, die aus Angst vor Terror zu Hause bleiben? "Die Angst war immer vorhanden und sie wird es immer sein, sie verändert jedoch ihr Gesicht. Wenn es nicht der Terrorismus ist, dann wird es die Angst vor einer Krankheit sein, die man auf der Reise bekommen kann, die Angst vor einem Raub in den ärmeren Teilen der Welt, ein Flugzeugabsturz, die Angst vor allem Möglichen. Das ist genau das, was die meisten Menschen davon abhält, auf Reisen zu gehen - Angst vor dem Unbekannten. Nach meiner Erfahrung und der Erfahrung vieler anderer Reisender ist diese Angst in 99% der Fälle irrational." Natürlich müsse man die Logik, den gesunden Menschenverstand benutzen, vorsichtig sein, sagt Perko. "Aber wenn das Leben nur auf Risiken minimiert wird, was ist dann überhaupt der Sinn des Lebens? Am Ende überlebt doch niemand das Leben."
Gründe auf die Reise zu gehen sind für Perko: "1. Einsehen, dass die Angst irrational ist. 2. Vorurteile wegwischen, die Sie an die Nation, Religion oder ein Volk haben könnten. 3. Verstehen, dass wir alle Menschen sind, egal, wie oft wir versuchen, die Unterschiede aufzuzeigen - tatsächlich sind wir alle gleich."
So geht reisen mit wenig Geld
Perko hat sich auf seinen Reisen vor allem mit Trampen und Couchsurfing (CS) durchgeschlagen. Es gebe eine Menge Möglichkeiten, mit wenig Geld unterwegs auszukommen, sagt er, "aber per Anhalter und CS zu reisen, ist die Basis. Sie können zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren, Campen, Gitarre auf der Straße spielen, ein paar Gelegenheitsjobs finden, egal wohin sie gehen". Man müsse es einfach ausprobieren, meint der Autor: "Wenn Sie kein Geld haben, werden Sie sich dennoch zurechtfinden. Sie werden Wege finden und an denen festhalten, die am besten zu Ihnen passen." Es sei alles eine Frage der Priorität. Wenn man bereit sei, ein gewisses Maß an Komfort und Sicherheit zu opfern, könnten Reisen leicht viel billiger sein als das Leben in der eigenen Stadt.
Wo gibt es die glücklichsten Menschen?
"Obwohl ich nicht gerne verallgemeinere, gilt vielleicht die Regel, dass die Menschen in den ärmeren Ländern eigentlich glücklicher sind als wir in der westlichen Welt", so Perko auf die Frage nach den glücklichsten Menschen. "Außer sie sind von Krankheit und Krieg betroffen, das zeigen sie durch das Auswandern aus ihren geplagten Ländern und der Suche nach besserem Leben in anderen Teilen der Welt. Auf meinen Reisen stellte sich eine weitere Regel heraus - in Staaten, die viele als gefährlich betrachten, leben die gastfreundlichsten Menschen. Irak, Iran, Pakistan - da traf ich wunderbare Menschen, die bereit sind, einem Fremden zu helfen."
"Es geht nicht um Orte"
Und welchen Ort muss man seiner Meinung nach gesehen haben? "Ich glaube, man muss sich gar nichts ansehen", sagt Perko dazu. "Aber es lohnt sich auf jeden Fall, im eigenen Land zu beginnen. Ich habe erst auf der Reise eingesehen, was für ein schönes Land Kroatien ist..." Wenn er aber wirklich Orte nennen müsste, würde er "Uluru in Australien, Machu Picchu in Peru, die Cocos-Inseln im Indischen Ozean und viele andere Orte hervorheben". Ihm sei aber wichtig, dass es beim Reisen in der Regel überhaupt nicht um die Orte gehe, die man besucht, "sondern um die Menschen, die man dort trifft und die Erfahrung, die man macht".
An seinem alten Leben als Aktienhändler vermisst Perko "absolut nichts", meint er. "Im Endeffekt ist es das gleiche Leben, ich bin die gleiche Person, lediglich meine Prioritäten haben sich geändert. Anstatt dem Ruf des Geldes zu folgen, habe ich mich entschlossen, auf etwas zu bauen, das nicht so leicht verschwinden kann - und das sind Lebenserfahrungen und Abenteuer." Alles, was man braucht, um mit dem Rucksack durch die Welt zu ziehen, sei "ein offener Geist und ein Lächeln auf dem Gesicht - zwei Eigenschaften, die ausreichen, um Ihnen die Freude zu geben, egal welchen Teil unseres schönen Planeten Sie besuchen".