"Ein Kloster ist ein perfektes Versteck"
Anke Greifeneder schickt in ihrem neuen Buch "Das bisschen Sünde" ihre Hauptfigur ins Kloster. Erfahrungen damit hat sie selbst gesammelt.
Zwischen Gefühlswahnsinn und Job-Frust entscheidet sich Annie in "Das bisschen Sünde" (Blanvalet Taschenbuch, 320 Seiten, 9,99 Euro), eine Auszeit im Kloster einzulegen. Max, ihr Schwarm aus Schulzeiten, ist plötzlich wieder in ihrem Leben aufgetaucht und verdreht ihr in dem unterhaltsamen Roman gehörig den Kopf. Ihr Traummann scheint aber auch als Erwachsener alles andere als der perfekte Gentleman zu sein. Dazu gibt es plötzlich Probleme in der Apotheke, in die Annie seit Jahren so viel Zeit und Energie investiert hat...
Der Einfall, ihre Hauptfigur ins Kloster zu schicken, ist Autorin und Grimme-Preisgewinner Anke Greifeneder gekommen, als sie sich selbst eine Auszeit genommen hat: "Mein Job beim Fernsehen hat viel mit Kommunikation und Reisen zu tun und irgendwann habe ich mich dann nach Stille gesehnt", erzählt die 42-jährige Turner-Managerin, die schon für MTV, Viva und Comedy Central gearbeitet hat, im Interview mit spot on news. Dadurch sei sie auf Kloster-Urlaube gestoßen und schließlich für drei Tage auf der Fraueninsel im Chiemsee gelandet. "So ein Kloster ist ein perfektes Versteck und ein Rückzugsort, was mich auf die Idee mit dem Roman gebracht hat. Es gibt so viele Frauen, die nur darüber nachdenken, wie sie mit einem Mann glücklich werden können. Die Nonnen schienen mir aber auch ohne sehr vergnügt und lebensfroh."
"Bei mir hat das ganz gut geklappt"
Im Kloster lässt es sich laut Greifeneder einerseits gut zur Ruhe kommen, "man bekommt einen anderen Input, eine andere Sichtweise auf sein Leben" und gleichzeitig gebe es dort diese Frauen, "die einen ganz anderen Weg gewählt haben". Bevor man sich für einen Kloster-Aufenthalt entscheidet, sollte man sich fragen, "wie gut man mit sich selbst klarkommt", rät die Autorin: "Ich habe deshalb auch erst einmal drei Tage gebucht und nicht zwei Wochen. Bei mir hat das ganz gut geklappt und ich würde es jetzt auch gerne noch einmal für länger machen."
Im Buch hat Annie sogar Sex im Kloster - der findet aber im Gästehaus des Klosters statt und Annie fliegt dafür auch raus, betont Greifeneder. Zum Erfolg von Erotikromanen wie "Fifty Shades of Grey" sagt sie, Liebe, Beziehung, Erotik und Sex seien immer Thema. "Männer schauen sich das gerne an, Frauen lesen es wahrscheinlich lieber, weil sie vielleicht mehr über Kopfkino funktionieren." Letztlich sei "Fifty Shades of Grey" nichts anderes als eine Aschenputtel-Geschichte, findet sie. "Und die hat Frauen schon immer fasziniert: Ein Prinz holt das arme Mädchen in seine aufregende Welt."
Freunde als Vorlage
Neben Annie, die sich lieber in die Arbeit als in Dates stürzt, tauchen in "Das bisschen Sünde" auch noch einige andere Frauentypen auf: Shakira ist aus Enttäuschung zu einer Seitensprungagentur gegangen, Johanna hat einen bodenständigen Mann und schlägt sich mit Kinderkrankheiten rum und dann gibt es noch das schöne Biest. Alles Frauentypen, mit denen die Autorin schon einmal zu tun hatte, erzählt sie weiter. Es lasse sich immer leichter und authentischer über Sachen schreiben, die man kennt. "Ich bediene mich schon auch mal im Freundeskreis. Das ist dann natürlich verklausuliert und ich frage die Betroffenen vorher."
Die Charaktere sind entscheidend
Eine gute Story hängt für Greifeneder von den Figuren ab: "Wichtig ist in allen Genres, dass man die Charaktere gut setzt. Wenn ich aus spannenden, faszinierenden Figuren heraus eine Handlung schaffe, geht der Zuschauer mit. Wenn ich eine gute Geschichte habe und die glaubhaft über die Figuren erzähle, geht eigentlich alles."
Und wie sieht Greifeneder das moderne Frauenleben: Machen die Freiheiten und Möglichkeiten es den Frauen gleichzeitig auch schwer? "Ich finde es generell gut, Wahlmöglichkeiten zu haben - wobei das leider nicht für jede Frau gilt, denn es gibt immer auch finanzielle Zwänge. Gleichzeitig ist es auch eine Organisationssache, und eine Frage, wie man seine Zeit und Aufgaben aufteilt, denn man muss aufpassen, dass man sich nicht überfordert", sagt sie.
"Ich kann für mich nur sagen: Man kann nicht alles hundertprozentig machen. Wenn ich in meinem Job Hundert Prozent arbeite, kann ich nicht Hundert Prozent für die Kinder da sein oder umgekehrt. Ich habe das Glück, dass ich meinen Job als Produktionschefin beim Fernsehen in Teilzeit machen kann und dadurch genug Zeit für meine Familie habe. Meine Bücher schreibe ich im Urlaub oder an freien Abenden. Trotzdem ist es immer ein hin und her jonglieren und wehe das Kind wird krank oder etwas anderes außerplanmäßiges passiert. Wichtig ist, dass man das, was man tut, auch gerne mach", rät Multitalent Anke Greifeneder.