Tatort Schwarzwald: Stilmittel, günstig abzugeben
Tatort Schwarzwald: Franziska Tobler (Eva Löbau) ermittelt in "Damian" ausnahmsweise mit Luka Weber (Carlo Ljubek). © SWR/Benoit Linder
Einen Weihnachts-Tatort gibt es in diesem Jahr nicht, der aktuelle Fall "Damian" aus Freiburg beziehungsweise dem Schwarzwald ist sogar ziemlich weit entfernt von besinnlich und heiter. Beim dritten Einsatz ist das Team zwar nicht in Vollbesetzung aktiv, findet aber langsam seinen Stil.
Der Schauspieler Hans-Jochen Wagner, der den eigentlichen Schwarzwald-Ermittler Friedemann Berg spielt, war während der Dreharbeiten krank und musste deswegen ersetzt werden, wie der SWR bekannt gab. Im Plot erlitt Berg einen Beinbruch bei einem Skiunfall und ist deswegen nicht zum Dienst erschienen. Ausnahmsweise übernahm deswegen Carlo Ljubek, sonst eher in der Bösewicht-Schiene unterwegs, als Kollege Weber seinen Part.
Ein neuer Kommissar im Tatort Freiburg
Weber und Franziska Tobler (Eva Löbau) sind im Tatort "Damian" an der Grenze des Nervenzusammenbruches (insofern dann doch wieder ganz passend zu Weihnachten). Die beiden versuchen schon eine ganze Weile, den Mord an einer 17-Jährigen und ihrem Tennislehrer aufzuklären. Eine neue Spur führt sie zu dem widerspenstigen Peter Trelkovsky (Johann von Bülow), ein selbsternannter Frauenheld, der zurückgezogen im Bauwagen lebt. Zu den von ihnen befragten Zeugen gehört ebenso Jurastudent Damian. Auch er ist erschöpft, steht wegen seiner Prüfungen unter Druck und droht, daran zu zerbrechen.
Außerdem wird Damian von dunklen Ängsten geplagt. Seine Freundin Mia (Lena Klenke, 23) versucht ihm zu helfen, dringt aber nicht zu ihm durch. Die einzige Person, auf die er hört, ist sein Kumpel Georg. Die Kommissare nehmen den verwirrten Damian nicht wirklich ernst, zumal er für den Tatzeitpunkt ein Alibi zu haben scheint. Und sie müssen sich mit einem zweiten Todesfall auseinandersetzen, denn im Wald wurde in einer niedergebrannten Hütte eine Brandleiche gefunden.
Solide Tatort-Story mit zu vielen erzählerischen Kniffen
Beim ersten Schwarzwald-Tatort haben wir noch die bleierne Trägheit der Erzählung kritisiert, die allzusehr an den tranquilizerartigen Vorgänger vom Bodensee erinnerte. In "Damian" wechseln solche nahezu ereignislosen Passagen des Warten und Grübelns ab mit Stellen, an denen sich die Ereignisse überschlagen. Das Ganze verwoben mit Zeitsprüngen und Fantasie-Einlagen machen diesen Tatort zu einem harten Stück Arbeit. Wer drin bleiben will, sollte nicht nebenbei mit Glühwein den Tannenbaum schmücken.
Die Geschichte besticht aber auch durch eine durch und durch unheimliche bis mystische Aura, die für Gänsehautmomente sorgt ohne aufgesetzt zu wirken. Fehl am Platz sind nur die gezwungen-komischen Einlagen, etwa wenn ein Ehepaar befragt wird, das nebenbei ein Bordell betreibt. Gelobt werden muss in jedem Falle die überragende schauspielerische Leistung von Thomas Prenn, der den scheiternden und psychisch schwer angeknacksten Studenten Damian verkörpert. Prenn überzeugt durch sein klares und realistisches Spiel dieser Figur, die in keiner Sekunde übertrieben oder unrealistisch wirkt.
Unterm Strich ist " Damian" ein ambitionierter und dadurch lieder auch etwas zu vollgestopfter Tatort. Die solide Story und die gute Darstellung wird leider von den großzügig genutzten erzählerischen Stilmitteln überlagert.
(mit Material von Spot On News)