Ferrari-Präsentation 2020: Neues Formel-1-Auto SF1000 enthüllt!
Ferrari hat am Dienstag im altehrwürdigen Teatro Valli in Reggio Emilia, nur gut 30 Kilometer vom Hauptsitz in Maranello entfernt, sein neues Auto für die Formel-1-Saison 2020 präsentiert. Die neue "rote Göttin" trägt den offiziellen Namen SF1000 und soll erstmals seit 2008 wieder einen WM-Titel nach Italien holen.
Der Name SF1000 nimmt Bezug auf den 1.000 WM-Lauf in der Formel 1, den Ferrari in der Saison 2020 bestreiten wird. Und zwar planmäßig beim Grand Prix von Kanada in Montreal am 14. Juni (es sei denn, Schanghai fällt wegen Coronavirus aus).
Neben VIP-Gästen waren auch 350 Mitarbeiter der Scuderia Ferrari zum pompösen Event mit Orchester, Chor und Tänzern geladen. Durch den Abend führten Botschafter Marc Gene und Pressesprecherin Silvia Hoffer-Frangipane.
Für Ferrari geht es in der Saison 2020 darum, die Serie von mittlerweile elf Jahren in Folge ohne Weltmeisterschaft nicht zu verlängern. 2008 holte die Scuderia den letzten Konstrukteurstitel, ein Jahr zuvor war Kimi Räikkönen der bislang letzte Fahrer-Champion für die Roten.
Um diese Ziele zu erreichen, wurde mit dem SF1000 ein Auto designt, das laut Teamchef Mattia Binotto "extrem" und "komplett anders" als das Vorgängermodell SF-90 ist: "Die Regeln bleiben stabil. Da ist es schwierig, das Auto komplett umzukrempeln." Man habe die Grenzen der Technik aber in allen Bereichen ausgelotet.
Unter Druck steht nach zuletzt durchwachsenen Leistungen vor allem Sebastian Vettel. Sein Vertrag läuft nach der Saison 2020 aus, und noch ist unklar, ob er eine Zukunft bei Ferrari hat. "Vettel ist im letzten Drittel seiner Karriere, und Leclerc ist im ersten Drittel", sagt der ehemalige Ferrari-Pilot Gerhard Berger im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.
"Jetzt wird Sebastian seine Kräfte und seine Erfahrung so zusammenbauen, dass er der Welt noch einmal zeigen kann, dass er auch einen Leclerc schlagen kann. Ob ihm das gelingt oder nicht, wissen wir nicht. Es wird sicherlich spannend, wie das ausgeht", glaubt Berger. "Aber egal, wie es ausgeht: Am Ende des Tages hat Leclerc die Zukunft noch vor sich, und Sebastian hat sie hinter sich."
. Schon 2019 war es zwischen beiden Fahrern immer wieder zu Reibereien auf der Strecke gekommen - mit dem Höhepunkt der Kollision in Brasilien.
Im teaminternen Duell behielt . Er hatte die Saison als Vierter abgeschlossen, Vettel (240) wurde Fünfter. Der Deutsche "nervelt, wenn er Druck hat", findet Berger. Aber: "Am Ende des Tages war er viermal Weltmeister. Er ist einer der erfolgreichsten Rennfahrer, die es je gegeben hat."
Vettel ist von seinem neuen Arbeitsgerät jedenfalls begeistert: "Es ist etwas roter als im vergangenen Jahr. Es sieht fantastisch aus! Ich hoffe, dass es sich auch so anfühlt, wenn ich dann damit fahre."
Für Teamkollege Leclerc ist die Herangehensweise "ein bisschen anders" als 2019: "Ich kenne das Team, ich kenne die Leute, und ich kenne auch das Auto schon ein bisschen. Natürlich ist es ein neues Auto", aber letztendlich sei der SF1000 eine Weiterentwicklung des SF-90, mit dem Leclerc besser zurechtkam als Vettel.
2020 wird für Ferrari ein Jahr des Spagats: Die wichtigen Regeländerungen für 2021 stehen vor der Tür, doch abschenken möchte man die Saison nicht. Weil das letzte Jahr vor Einführung der Budgetgrenze ansteht, hat Ferrari-Präsident zu wollen.
Einen Spagat muss auch Teamchef Mattia Binotto hinlegen. Der gebürtige Schweizer hat die Führung der Scuderia vor einem Jahr von Maurizio Arrivabene übernommen. Er ist seither Teamchef und Technischer Direktor in Personalunion. Eine Doppelrolle, die von vielen Formel-1-Experten kritisch bewertet wird.
Auch von Gerhard Berger: "Ich persönlich bin der Meinung, dass es nicht geht, wenn einer Teammanagement macht, Technik und Politik. Bei den anderen Teams ist das meistens auf drei Leute aufgeteilt. (...) Ich schätze Binotto. Aber ich sehe einfach nicht, dass das machbar ist."
Daher sieht der Österreicher, im Motorsport heute als Chef der Tourenwagen-Serie DTM tätig, für die Formel-1-Saison 2020 den Vorteil "eher bei Red Bull und Mercedes".