China-Bolide kratzt an der 500-km/h-Marke
Der vom Yangwang U9 bereits erreichte Topspeed ist nicht nur für Elektroautos eine Ansage. Jetzt legen die Chinesen noch einmal fast 25 km/h nach. Damit dringt China in die absolute Hypercar-Elite vor.
An den Rekordjagden der internationalen Sportwagenhersteller beteiligen sich längst auch chinesische Autobauer. Erst kürzlich sorgte Xiaomi mit mehreren Bestmarken für Aufsehen. Im August 2025 holt sich Chinas größter Autokonzern BYD einen prestigeträchtigen Rekord: Mit einem Topspeed von 472,41 km/h soll der von einer Submarke vertriebene Sportwagen Yangwang U9 neuerdings das weltweit schnellste Elektroauto sein. Im September legen die Chinesen nach und verschieben die Topspeed-Bestmarke noch weiter nach oben.
Fast 500 km/h schnell
Gefahren wurde, wie schon bei der ersten Rekordfahrt, auf dem Hochgeschwindigkeitstestgelände von ATP in Papenburg. Hinter dem Volant des U9 saß erneut Marc Basseng. Der mittlerweile von U9 Track Edition zu U9 Xtreme umgetaufte elektrische Supersportwagen erreichte nach BYD-Angaben eine Höchstgeschwindigkeit von 496,22 km/h. Damit war der U9 bei diesem Versuch sogar schneller als der Bugatti Chiron Super Sport 300+, den Testfahrer Andy Wallace im Jahr 2029 auf 490,48 km/h beschleunigte. Das Blaue Band für den schnellsten Straßensportwagen bleibt aber weiterhin beim SSC Tuatara. Der kam bei seiner Rekordfahrt zwar nur auf 455,3 km/h, erzielte dieses Tempo aber nach den Regeln der Rekordhüter gemittelt aus zwei Fahrten jeweils in Gegenrichtung. Yangwang und Bugatti schafften ihren Speed jeweils nur mit Fahrten in eine Richtung.
Der vorherige Speed-Rekord
Das erste Mal aufhorchen ließ BYD mit einem am Dienstag (26. August 2025) in Youtube veröffentlichten Video, das eine Rekordfahrt aus der Onboard-Perspektive zeigt. Darin lässt der Yangwang U9, der für die Jagd nach der neuen Bestmarke als Vorserien-Prototyp in der neuen Track Edition angetreten ist, die 300- und 400-km/h-Marke scheinbar mühelos hinter sich. Unaufhörlich wächst die im Video eingeklinkte km/h-Angabe auf dem Display, bis sie schließlich bei Minute 2:12 den Höchstwert von 472,41 km/h anzeigt.
Erst als der deutsche Profi-Rennfahrer Marc Basseng daraufhin bremst und sich die Geschwindigkeit verringert, gerät der Yangwang U9 etwas ins Schlingern. Zuvor scheint die schnelle Fuhre ziemlich stabil auf der Fahrbahn unterwegs gewesen zu sein. Diese gehört übrigens zum ATP Auto-Testzentrum im norddeutschen Papenburg, dessen Highspeed-Oval die chinesischen Rekordjäger am 8. August 2025 für ein paar Runden für sich allein hatten.
Basseng hat übrigens Erfahrung mit extrem schnellen Elektroautos. Erst im Juni 2024 trieb er auf derselben Strecke das Elektro-Hypercar Aspark SP600 auf eine Geschwindigkeit von 438,7 km/h. Damals reklamierten die Japaner den E-Auto-Topspeed-Rekord für sich, nachdem der Rimac Nevera knapp zwei Jahre zuvor "nur" 412 km/h erreicht hatte. Mit dem Yangwang wurde jedoch auch diese Bestmarke pulverisiert – vom selben Fahrer auf derselben Strecke. "Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen eigenen Rekord so schnell brechen würde", sagt Basseng, doch neue Technologien hätten dies möglich gemacht.
Über 3.000 PS und speziell entwickelte Reifen
Der Yangwang U9 verfügt in der Track Edition/Xtreme-Version über ein Antriebs-Layout mit vier Motoren, die jeweils an den Rädern platziert sind. Jeder von ihnen erreicht dem Hersteller zufolge 555 kW. In Summe ergibt das 2.220 kW, also 3.019 PS. Das Hypercar vereint BYDs e4-Plattform und eine Technik-Architektur namens "DiSus-X". Darin ist eine 1.200-Volt-Technologie enthalten (laut BYD erstmals in einem Serienauto), die ultraschnelles Laden mit bis zu 500 kW ermöglichen soll. Die speziell an den U9 in der Track Edition angepassten Semi-Slick-Reifen hat Yangwang gemeinsam mit der Marke Giti Tire entwickelt. Vom Hypercar sollen lediglich 30 Exemplare gebaut werden.
Ein kleines Fragezeichen muss man hinter den Topspeed-Rekorden jedoch setzen, denn BYD verrät bisher nicht, ob die von einer offiziellen Stelle wie dem Guinness-World-Record-Komitee oder einer Prüforganisation wie TÜV oder Dekra verifiziert wurden.
Auch schnell auf der Nordschleife
Neben dem neuen Speed-Rekord von Papenburg, reklamieren die Chinesen auch noch eine neue Bestzeit auf dem Nürburgring für sich. In einem auf Youtube veröffentlichten Video soll der U9 Xtreme eine Rundenzeit von 6:59.157 Minuten erreicht haben. Damit übertrifft er das lediglich 1.300 PS starke Standardmodell, das eine Zeit von 7:17,900 Minuten erreicht hatte.
Zudem ist der U9 damit schneller als der chinesische Wettbewerber Xiaomi SU7 Ultra, der mit einer Zeit von 7:04.957 Minuten in der Bestenliste des Nürburgrings steht. In einer Prototypen-Version schaffte der SU7 allerdings eine Zeit von 6:22.091 Minuten. Um diese Marke zu knacken, muss Yangwang noch reichlich nachlegen.
