Daimler hält Brennstoffzelle ab 2025 für relevant

Der Brennstoffzellen-Hybrid Mercedes GLC F-CELL beim Wasserstofftanken.
Daimler gewährt einen Blick hinter die Kulissen seiner Brennstoffzellen-Pläne, denen der Autobauer erst kürzlich noch eine untergeordnete Priorität eingeräumt hatte. Noch in diesem Jahr soll, in kleiner Stückzahl, der Mercedes-Benz GLC F-CELL auf den Markt kommen. Der SUV kombiniert Brennstoffzellen- und Batterietechnik zu einem rein elektrischen Plug-in-Hybrid – laut Daimler eine weltweit einzigartige Technik.
Der Mercedes GLC F-CELL bietet eine Leistung von 147 kW und stellt ein Drehmoment von 350 Nm bereit. Daimler beziffert die Reichweiten des Elektro-H2-Hybriden mit 437 Kilometern (NEFZ) im Brennstoffzellen-Modus und 49 Kilometern (NEFZ) im rein batterieelektrischen Modus. Infolge der 700-bar-Tanktechnologie nehme das Auftanken der GLC F-CELL nur rund 3 Minuten in Anspruch, das Aufladen der 13,8 kWh Lithium-Ionen-Batterie an der heimischen Wallbox rund 1,5 Stunden.
Mit der Batterie zur H2-Tankstelle
"Wir wollten die Vorteile der Hybridisierung nutzen und uns nicht zwischen A oder B entscheiden müssen. Die Batterie bietet drei Vorteile: Wir können kinetische Energie rekuperieren, beim Beschleunigen steht zusätzlicher Schub zur Verfügung und die bereits angesprochene Verlängerung der Reichweite. Die Plug-in-Lösung hilft dem Kunden in der initialen Phase der Infrastruktur mit einem noch „dünnen“ Tankstellennetz: ca. 50 km können zuhause geladen werden. Damit kommt man in Deutschland in den meisten Fällen zur nächsten Wasserstofftankstelle", erklärt der Leiter des Bereichs Antriebsentwicklung Brennstoffzellensystem im Ressort Konzernforschung und Entwicklung Mercedes-Benz Cars bei Daimler, Prof. Christian Mohrdieck, die Beweggründe des neuartigen Antriebssystems.
Momentan gibt es in Deutschland nur 45 Wasserstofftankstellen, das H2-Tankstellennetz soll bis 2019 jedoch auf 100 Stationen anwachsen. Die Zielmarke für das Jahr 2023 lautet 400 Wasserstofftankstellen in Deutschland. Dafür arbeitet Daimler als Partner im Joint Venture H2 MOBILITY, das sich dem Ausbau der H2-Tankstelleninfrastruktur verschrieben hat.
Laut Mohrdieck sei mit einem Durchbruch der Brennstoffzelle nicht vor 2025 zu rechnen: "Wir sind erst am Anfang. Ich denke Mitte der nächsten Dekade – aber sicherlich nach 2025 – wird die Relevanz der Brennstoffzelle generell und für den Transportsektor signifikant steigen. Ich meine damit keine plötzliche Explosion; es wird wahrscheinlich immer noch ein einstelliger Prozentsatz des globalen Marktes sein. Aber auch moderate Volumina werden helfen, Standards zu schaffen, die insbesondere für die Kostenreduktion essenziell sind. Man darf nicht vergessen: Damit eine Technologie den Durchbruch schafft, muss sie für beide Seiten – den Kunden und den Hersteller – attraktiv sein."