Halo braucht Sicherheitsmandat
Die F1-Kommission darf wählen. Heiligenschein oder Schutzscheibe. Doch was das Gremium jetzt noch entscheidet, kann frühestens 2018 eingeführt werden. Außer die FIA besteht auf dem Mandat der Sicherheit.
Heiligenschein oder Schutzscheibe? Die Engländer würden sagen: Halo oder Canopy? Darüber muss die Formel 1-Kommission noch entscheiden. Das wird sie erst tun, wenn alle Ergebnisse auf dem Tisch liegen. Bei der von Red Bull entwickelten Schutzscheibe müssen noch einige Fragen geklärt werden. Was passiert bei Regen oder wenn die Scheibe verschmutzt ist? Wie sind die Auswirkungen bei Nachtrennen? Sieht der Fahrer in einer Kurve wie Eau Rouge, wo es zuerst bergab und dann bergauf geht, den Scheitelpunkt?
FIA-Sicherheitspapst Andy Mellor soll beim Canopy auch noch Bedenken haben, dass der Kopf des Fahrers nicht genügend Bewegungsfreiheit hat. Bei einem Unfall mit starken Verzögerungen könnte er auf die Scheibe prallen. Deshalb ist der Halo im Augenblick noch Favorit. Doch auch bei dem Bügel über dem Cockpit gibt es Bedenken. Bei gewissen Unfallszenarien kann er mehr Schaden anrichten als Nutzen.
Todt antwortete mit Nein
Trotz vehementer Kritik von Puristen und verstecktem Unmut bei vielen Teams: Der Cockpitschutz kommt, das gilt als sicher. Auch wenn sich Bernie Ecclestone in Sochi als Gegner geoutet hat. Die Frage ist nur, wann die Autos mit den Schutzvorrichtungen ausgerüstet werden. Der Großteil der Fahrer erwartet, dass es schon 2017 passiert.
Vom Reglement her ist das aber nur möglich, wenn die FIA auf Sicherheitsgründen darauf besteht. Sämtliche Entscheidungen der Formel 1-Kommission nach dem 30. April können frühestens 2018 eingeführt werden. Es ist nämlich bei der Frage ob Halo oder Canopy keine Einstimmigkeit zu erwarten. Mercedes und Ferrari fürchten, dass Red Bull mit der Schutzscheibe einen nicht unerheblichen Erfahrungsvorsprung hat. Die Verkleidung stört die Strömung zur Airbox und zum Heckflügel so nachhaltig, dass man die Aerodynamik darauf abstimmen muss.
FIA-Präsident Jean Todt müsste also sein Sicherheitsmandat wahrnehmen, um alle Hürden zu umschiffen. Bei der letzten Strategiegruppen-Sitzung stellte ihm Ferrari-Chef Sergio Marchionne die Frage, ob er angesichts noch vieler offener Fragen zu den beiden Lösungen auf dem Sicherheits-Argument bestehe. Todt antwortete darauf mit einem Nein. Ob der Präsident daran festhält, wird allerdings selbst in FIA-Kreisen angezweifelt. Eine Stimme: "Die Teams haben freiwillig einen Cockpitschutz akzeptiert. Und die Fahrer würden auf die Barrikaden steigen, wenn wir bis 2028 warten.“