Ende des „Fledermaus“-Streits nach 16 Jahren
Nach 16 Jahren juristischen Auseinandersetzungen um den Weiterbau der Autobahn A20 bei Bad Segeberg ist der Konflikt beigelegt, nachdem sich Land, Bund und Umweltverbände auf umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Fledermauspopulationen im Segeberger Raum verständigt haben.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zieht seine Klage gegen die Baugenehmigung des zehn Kilometer langen Abschnitts zwischen Weede und Wittenborn zurück. Im Mittelpunkt der außergerichtlichen Einigung steht die Gründung einer Stiftung "Fledermausschutz Schleswig-Holstein", die mit 14 Millionen Euro ausgestattet wird.
Ziel der Stiftung ist es, die Flugrouten der Fledermäuse zwischen der Segeberger Kalkberghöhle und den umliegenden Lebensräumen dauerhaft zu sichern. Die Vereinbarung sieht vor, dass das Land die Stiftung finanziert und langfristig unterstützt. Ergänzend übernimmt der Bund weitere Naturschutzmaßnahmen im Travetal, darunter den Bau eines Waldsaums nördlich der Bundesstraße B432, eine fischottergerechte Querung sowie ein Messprogramm zur Erfassung von Hangwasserzuflüssen. Diese Maßnahmen sollen die ökologischen Auswirkungen des Autobahnbaus ausgleichen.
Mehr als 30.000 Tiere betroffen
Ministerpräsident Daniel Günther erklärte in Bad Segeberg, mit der Einigung sei "ein Kompromiss erzielt, der zeigt, dass sich Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen lassen". Er bezeichnete die A20 als "das wichtigste Verkehrsprojekt des Landes" und sprach von einem Durchbruch für Schleswig-Holstein. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen betonte, es sei sinnvoller, "das Geld in den Naturschutz in Schleswig-Holstein als in Gerichtskosten oder Baukostensteigerungen zu investieren".
Die Einigung ist das Ergebnis monatelanger Gespräche zwischen dem Land, den Umweltverbänden, der Autobahn GmbH des Bundes und der Projektgesellschaft DEGES. Der Naturschutz spielte dabei die zentrale Rolle, da der Segeberger Raum als eines der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse in Norddeutschland gilt. In der Kalkberghöhle überwintern Schätzungen zufolge mehr als 30.000 Tiere, darunter seltene Arten wie das Große Mausohr und die Wasserfledermaus. Umweltminister Tobias Goldschmidt sprach von einem "starken Paket", das den Ausbau "mit einer starken Naturschutzmaßnahme flankiert".
Baubeginn der A20 ab 2026
Mit dem Rückzug der Klage entfällt die letzte juristische Hürde für den Weiterbau der A20 auf diesem Abschnitt. Nach Angaben der Landesregierung soll die DEGES im kommenden Jahr mit der Ausschreibung beginnen, der Baubeginn ist in der ersten Jahreshälfte 2026 vorgesehen. Die Autobahn gilt als eines der zentralen Verkehrsprojekte Norddeutschlands und soll nach Fertigstellung eine durchgehende Ost-West-Verbindung zwischen Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern schaffen.
Auch Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen bezeichnete die Einigung als "große Erleichterung" und sprach von "verlässlichen Lösungen für Natur und Artenschutz". Der Kompromiss schaffe sowohl Planungssicherheit als auch eine Perspektive für den Schutz der lokalen Tierwelt.
