Dieses Auto kann fliegen. Vielleicht. Irgendwann.
Ein neuer Ansatz für den alten Traum vom fliegenden Auto kommt aus den USA. Bei näherer Betrachtung besteht das Start-up-Projekt aber vor allem aus Fragezeichen.
Die Idee vom fliegenden Auto gibt es seit bald 100 Jahren, möglicherweise kamen damals die ersten Staus auf. Seitdem haben sich unzählige Tüftler an dem Thema abgearbeitet, gelegentlich flog sogar mal eines, aber der kommerzielle Erfolg stellte sich bislang noch für keinen Erfinder ein. Mit ein Grund dürfte auch die im regulären Straßenbetrieb etwas hinderliche Bestückung mit Tragflächen gewesen sein, welche die Praxistauglichkeit im Alltagsverkehr doch arg einschränken.
Mit der Renaissance der sogenannten Multicopter, die inzwischen millionenfach als unbemannte Drohnen durch die Welt surren, kam wieder etwas Leben in die Thematik, verspricht doch die Kombination aus elektrisch angetriebenen Rotoren und computerunterstützter Steuerung eine besonders problemlose Herumfliegerei selbst für Laien. Beste Voraussetzungen für Menschen mit Visionen, ein Start-up zu gründen und die Mobilität der Zukunft zu revolutionieren. Möglicherweise.
Fliegendes Batmobil
Eines dieser Start-ups ist Alef Aeronautics aus San Mateo, Kalifornien. Deren Idee eines Flugautos sieht zumindest optisch schon mal ganz schmuck aus, ein bisschen Batmobil, ein wenig Star Wars Landspeeder. Ganz in schwarz gehalten fällt vor allem die Gitterstruktur an der Karosserieoberfläche auf. Grund dafür: Darunter verstecken sich die vier Rotoren, an jeder Ecke einer. In der Mitte des Konstrukts befindet sich die Passagierkabine, die angesichts der Gesamtgröße des Konstrukts eher bescheidene Abmessungen hat.
Die Idee hinter dem im Tesla-Terminus als "Model A" bezeichneten Fahrflugzeug ist es laut Jim Dukhovny, CEO von Alef, in erster Linie nur dann herumzufliegen, wenn Hindernisse den Landweg versperren, vom schnöden Verkehrsunfall bis zur ausgewachsenen Überschwemmung. Dann, so die Idee, zündet man die vier Antriebe der Propeller, entfernt sich senkrecht aus dem gerade stattfindenden Schlamassel und surrt unbeschwert dem Ziel entgegen.
Um dabei richtig Tempo zu machen, schwebt Alef eine schwenkbar aufgehängte Passagierkabine vor, damit sich die Karosserie mit den Rotoren in Flugrichtung neigen kann, ohne dass die Passagiere dabei nur noch auf den Boden gucken können. Im Prinzip ein ähnliches Konzept wie die automatisch ausgleichende Kamera-Aufhängung an Hobby-Drohnen.
Besonders schnell geht es nicht vorwärts
Weil für Autos und erst recht für Flugzeuge recht umfangreiche Sicherheitsvorschriften bestehen, hat Alef auch hierfür eine Idee. Die Flug-Genehmigungsverfahren sollen zunächst in Asien und Europa erfolgen, wo die Zertifizierung von Fluggeräten einfacher sei. Außerdem soll das Model A als Low Speed Vehicle (LSV) zugelassen werden, was ebenfalls laxere Vorschriften ermöglicht. LSV dürfen in den USA maximal 25 Meilen pro Stunde schnell sein, rund 40 km/h. Mit einem Opel Rocks-E (vmax 45 km/h) ließe sich das Model A also problemlos vollstrecken.
Versprochene Reichweiten (320 Kilometer zu Lande, 180 Kilometer in der Luft) gibt es bereits. Zur Technik will Alef aktuell allerdings noch gar nichts verraten, was ein wenig verwundert. Denn der ambitionierte Fahrplan sieht vor, dass bereits 2025 die ersten Serienexemplare ausgeliefert werden. Wenig Zeit, um ein paar nicht ganz unbedeutende Dinge zu klären, die dem gezeigten Projekt noch gänzlich fehlen. Eine funktionsfähige Lenkung wäre beispielsweise recht hilfreich für ein Auto. Auch wie sich der Radantrieb ausgestalten soll, ist in den Abbildungen nicht erkennbar. Ganz zu schweigen von der Batterie- und Steuerungstechnik, auch hiervon ist in den kühnen Designvorlagen nichts zu erkennen.
Dafür aber gibt es Start-up-typisch eine Warteliste mit Vorauszahlung: 150 Dollar für Geduldige und 1.500 Dollar für priorisierte Belieferung. Das ist wenig im Vergleich zu dem Endpreis, der Alef vorschwebt: 299.999 US-Dollar, aktuell rund 275.300 Euro, soll das Model A einmal kosten, wenn es denn kommt.