Audi A4 (2019) im Fahrbericht
Zwischen Etschtal und Dolomitengipfeln ist viel Platz, um den neuen Audi A4 gründlich durchzulüften. Wir waren mit Limousine, Avant, S4 sowie Allroad unterwegs – Fahreindrücke vom modellgepflegten Mittelklasse-Bestseller.
Das Wetter meint es nicht gut mit dem Audi A4. Diesmal jedenfalls nicht. Als die Tester in die bereitstehenden Autos steigen, ballen sich dunkle Gewitterwolken hinter den Alpengipfeln zusammen. Und bevor der erste A4 die Serpentinen in Richtung Pordoijoch erreicht, trommelt Regen und Hagel auf Südtirol. Es geht nur langsam voran.
Macht fast nichts, gibt es doch so ausreichend Zeit, um sich mit dem neu gestalteten Interieur des Audi A4 vertraut zu machen. Da wurde ja einiges umgebaut, die Bedienoberflächen zum Beispiel. Er wirkt sehr aufgeräumt, der MMI-Dreh-Drück-Steller ist verschwunden, ein zehn Zoll messender Touchscreen bildet die zentrale Schnittstelle zwischen Fahrer und Auto. Klimabedienung, Drive Select oder Parkassistent durften allerdings ihre Bedienknöpfchen behalten, das ist gut so.
Fast nur mit S tronic
Inzwischen hat sich der Verkehr etwas aufgelockert, die Straße windet sich noch regennass den Berg hinauf, da freut sich der Tester, dass er für die erste Fahrt einen A4 mit Quattro geangelt hat, den 45 TFSI. Die neue Audi.Nomenklatur gilt jetzt auch für den A4, hier steht die Zahl 45 für die 245 PS sowie 370 Newtonmeter starke Version des Zweiliter-TFSI.
Das nun per Riemenstartergenerator mildhybridisierte Triebwerk hat selbstredend wenig Mühe, die nach Werksangabe 1.615 kg schwere Limousine in Richtung Passhöhe zu scheuchen. Drive-Select-Schalter auf „Dynamic“, die Fahrstufen der Siebengang-S-tronic werden per Schaltwippe reingetitscht, so kann’s gehen.
Die Dämpfer haben sich etwas gestrafft, die Lenkungskennlinien verschoben, dennoch bleibt der Audi komfortabel und unkrawallig. Etwas später stellt man dann fest, dass es im Normalmodus noch entspannter und kaum langsamer funktioniert. Da schaltet und waltet das Doppelkupplungsgetriebe selbsttätig, hat meist den passenden Gang gefunden, bevor der Fahrer auf die Idee käme, nach den Paddeln zu schnipsen.
Eine Eigenart hat der Audi A4 freilich behalten: das leicht verzögerte Ansprechen auf Gasbefehle nach Lastwechseln, je nach Motor und Getriebe mehr oder weniger stark spürbar. Bei manuellem Schalten scheint das Phänomen weniger ausgeprägt. Apropos manuell: Ein Schaltgetriebe ist nur noch beim Basisbenziner mit 150 PS (35 TFSI, ab 33.600 Euro) an Bord, alle anderen Antriebsvarianten kommen serienmäßig entweder mit Wandlerautomatik oder Doppelkupplungsgetriebe.
Die optionale Dynamiklenkung erscheint neu abgestimmt, sie vermittelt bei der hurtigen Pässefahrt mehr Rückmeldung als im Vorgängermodell. Zudem erscheint sie im Dynamic-Modus geschmeidiger und weniger schwergängig als früher.
Oben am Pass ist heftiger Hagel runtergekommen, die Eiskörner bedecken die Fahrbahn wie frisch gefallener Schnee. Ein paar durchnässte Motorradfahrer schauen etwas ratlos auf den eisigen Asphalt. Der Audi A4 stakst vorbei, ab hier geht’s langsam bergab. Schließlich wollen wir auch die Assistenzsysteme ausprobieren, da hat der A4 nun Oberklasse-Niveau erreicht. LED-Licht hat er sowieso, in den drei Assistenzpaketen „Stadt“, „Tour“ und „Parken“ ist alles enthalten, was man im Alltag an elektronischer Fahrerunterstützung gebrauchen kann – vom prädiktiven Effizienzassistenten bis zum Querverkehrswarner beim Ausparken.
Design mit Quattro-Akzent
In Richtung Brixen wird die Fahrt etwas holperiger, da trifft es sich gut, dass die Komfortstufe des Adaptivfahrwerks nur einen Knopfdruck entfernt ist. Gute Sitze und hochwertiges Ambiente im Innenraum gehören traditionell zum A4, auch das kann man mal erwähnen.
Was man vom Fahrersitz aus nicht sieht: das überarbeitete Design mit prägnanterem Singleframe-Grill sowie den in Ur-Quattro-Manier leicht ausgestellten Radhäusern. Sie stehen dem A4 gut. Sommerliches Abendlicht umschmeichelt die Limousine, nun meint es das Wetter wieder gut mit dem Audi.