CO2-Bilanz 2022 des UBA: Verkehr stößt wieder mehr Treibhausgase aus
Im zweiten Jahr infolge verschlechtert sich die CO₂-Bilanz des Verkehrs in Deutschland. Als einziger Sektor verfehlt er seine Ziele – trotz teils sehr hoher Spritpreise.
Der Verkehr bleibt eines der Sorgenkinder bei den deutschen Klimaschutz-Bemühungen. Jüngsten Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) zu den Emissionen von Treibhausgasen (THG) in Deutschland zufolge hat dieser Sektor im vergangenen Jahr geschätzt etwa 148 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen. Damit liegt der Verkehr nicht nur rund 1,1 Millionen Tonnen (0,7 Prozent) über dem Wert von 2021. Der Wert ist auch um ungefähr neun Tonnen höher als die im Bundesklimaschutzgesetz für 2022 zulässige Jahres-Emissionsmenge (138,8 Millionen Tonnen).
Zwar liegen die THG-Emissionen des Verkehrs heute deutlich unter dem Niveau des letzten vollen Vor-Corona-Jahres 2019 (damals etwa 164 Millionen Tonnen). Dennoch zeigt sich seitdem ein unschöner Trend in diesem Sektor, bei dem der Ausstoß von CO₂-Äquivalenten jedes Jahr um gut einen Prozent steigt: Von 145 Millionen Tonnen im Jahr 2020 auf 147 Millionen Tonnen im Folgejahr und nun auf die genannten 148 Millionen. Um das einzuordnen: Laut Bundesklimaschutzgesetz darf der Verkehr 2030 nur noch 84 Millionen THG-Tonnen emittieren.
CO2-Anstieg trotz hoher Spritpreise
Die Zahlen verwundern, schließlich lagen die Kraftstoffkosten 2022 auf einem teils sehr hohen Niveau. Doch der dadurch hervorgerufene Minderungseffekt ist dem UBA zufolge durch den von Juni bis August wirksamen "Tankrabatt" gemindert worden, was durch das zeitgleich angebotene 9-Euro-Ticket für ÖPNV und Regionalverkehr nicht ausgeglichen werden konnte. Die Elektroauto-Neuzulassungszahlen auf Rekordniveau hätten ebenfalls nicht ausgereicht, um die Zunahme der Emissionen auszugleichen.
Der Verkehr ist damit der einzige der insgesamt sechs Sektoren, der sowohl sein Ziel verfehlt, als auch einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr verzeichnet hat. Zwar sind die THG-Emissionen der Energiewirtschaft durch einen erhöhten Einsatz von Stein- und Braunkohleeinsätze zur Gewinnung von Strom und Wärme deutlich stärker gestiegen (von 245 auf 256 Millionen Tonnen; + 4,4 %). Doch dieser Sektor trifft immerhin genau sein Ziel aus dem Klimaschutzgesetz; allerdings nur deshalb, weil er diese in den Jahren 2018 bis 2020 übererfüllt hat. Setzt sich der derzeitige Trend fort, liegt die Energiewirtschaft zum Ende des aktuellen Jahres ebenfalls über den gesteckten Zielen.
Industrie und Gebäude mit positiver Entwicklung
Insgesamt entwickelten sich Deutschlands THG-Emissionen 2022 jedoch leicht positiv. Der Ausstoß sank von etwa 760 auf 746 Millionen Tonnen. Besonders groß waren im Vergleich zum Vorjahr die Einsparungen der Industrie (164 statt 183 Millionen Tonnen; -10,4 %) und bei Gebäuden (112 statt 118 Millionen Tonnen; -5,3 %). In beiden Fällen sieht das UBA die stark gestiegenen Energiepreise infolge des Krieges in der Ukraine als Treiber der Entwicklung. Die Energieeinsätze wurden hier wie da reduziert. Beim Industriesektor kommt hinzu, dass einige energieintensive Branchen aufgrund des Teilemangels schlicht weniger produzieren konnten.
Angesichts der aktuellen Entwicklung sagt Dirk Messner: "Um die Ziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen, müssen nun pro Jahr sechs Prozent Emissionen gemindert werden. Seit 2010 waren es im Schnitt nicht einmal zwei Prozent." Exakt diese Worte wählte der UBA-Präsident bereits bei der Vorstellung der 2021er-Zahlen vor ziemlich genau einem Jahr. Was zeigt, dass Deutschlands Formkurve bei den THG-Emissionen stagniert.