Dieser Motor machte den F40 zur Legende
Der Ferrari F40 gilt als einer der prägendsten Sportwagen seiner Zeit – nicht zuletzt wegen seines Motors. Ein Aggregat, das für viele der Ferrari-Motor schlechthin ist und wie das Auto selbst Legendenstatus genießt.
Ferrari musste liefern, um weiterhin an der Spitze der Supercars zu bestehen. Porsche hatte gerade – wir reden von 1985 – den 959 auf den Markt gebracht. Das war unter anderem der Anlass für den Bau einer echten Sportwagen-Legende der italienischen Marke – den F40. Seine Entstehung fiel in eine Zeit des technischen Umbruchs, als Turboaufladung im Motorsport bereits etabliert war, aber im Serienbau noch Seltenheitswert hatte. Wie schon im 280 GTO spendierte Ferrari dem V8 mit nur drei Litern Hubraum gleich zwei Turbolader. Das Ergebnis ist eine Maschine, die im Sportwagensegment neue Maßstäbe setzte.
Die Entwicklungsgeschichte des Motors
Für viele Sportwagen-Fans ist der intern genannte F120A das beste Triebwerk, das je ein Straßenauto angetrieben hat. Es mag zwar Aggregate mit mehr Zylindern geben, doch in puncto Kraft war dieser Motor Ende der Achtziger unschlagbar. Das Dreiliter-Juwel entwickelt 478 PS bei 7000 U/min. Das entspricht einer Literleistung von 163 PS. Der 959 bringt es auf 158 PS/Liter Hubraum (450 PS bei 6500 U/min).
Dazu kommt beim Ferrari ein maximales Drehmoment von 577 Nm bei 4000 U/min. Der direkte Konkurrent hat ebenfalls zwei LAder, aber als Register angeordnet. Sprich: Der eine ist eher für niedrigere Drehzahlen, der andere für höhere. Das harmonisiert das Ansprechverhalten. Aber der F40 hatte einfach noch mehr Leistung.
Das V8-Aggregat basiert im Kern auf der Maschine des Ferrari 328 GTB/GTS. Diese steckt übrigens auch im Lancia Thema 8.23. Seine Geburtsstunde geht auf das Jahr 1973 und den 308 GT4 zurück. Damals war er der erste Ferrari-Achtzylinder in einem Straßenfahrzeug. Ganz nach Ferrari-Manier sitzt er beim F40 längs hinter dem Fahrer und treibt die Hinterräder an. Dazwischen befindet sich ein manuelles Fünfgang-Getriebe. Die Zylinderbänke sind klassisch im 90 Grad Winkel angeordnet. Block und Köpfe bestehen aus einer hauseigenen Aluminium-Silizium-Legierung namens Silumin.
82 mm Bohrung und 69,5 mm Hub ergeben einen Hubraum von 2936,24 cm³. Das ungewöhnlich kurzhubige Verhältnis verringert die Geschwindigkeit der Kolben und ermöglicht den Einsatz größerer Ventile – von denen der F120A übrigens vier pro Zylinder zur Verfügung hat. Das wiederum verbessert die Füllung der Brennräume. Eine Besonderheit der fünffach gelagerten Kurbelwelle ist das große Schmiersystem für den Einsatz im Rennsport. Denn für Ferrari war klar: Einige Exemplare des F40 müssen auf die Piste. So kam es dann auch und fast drei Jahre nach der Vorstellung des zivilen F40 fuhr der F40 Le Mans seinen ersten Pokal ein.
Ansprechverhalten und Fahrcharakteristik
Auf der Straße ist der V8-Biturbo allerdings kein leicht zu händelnder Partner. Die Kraftentfaltung kommt verzögert, vor dem Einsetzen des Ladedrucks passiert wenig bis gar nichts – das Turboloch ist deutlich spürbar. Erst mit Verzögerung bauen die Turbolader ihren vollen Schub auf, der dann umso vehementer einsetzt und anders als beim 959 nicht auf alle vier Räder wirkt. Der brachiale Leistungseinsatz, der über die eine Antriebsachse und das überschaubare Gewicht 1.254 kg) herfällt, prägt den Charakter des Fahrzeugs fundamental.
Was den Eindruck intensiviert: Der Schaltvorgang erfolgt mechanisch-direkt und die Kupplung erfordert Kraft. Hinzu kommt, dass die Pedalbox eng geschnitten ist. Im Gegensatz zu modernen Ferrari-Modellen, bei denen eine Doppelkupplung nahezu unmerklich die Gänge sortiert, vermittelt der F40 stets, dass der Fahrer hier noch die vollständige Kontrolle – und Verantwortung – trägt.
Klangbild und Emotionalität
Der V8 im F40 erzeugt eine Klangkulisse, die sich fundamental von heutigen Turbomotoren unterscheidet. Der Klang ist tief, mechanisch, trommelnd. Im Leerlauf erinnert er eher an einen Gruppe-C-Prototypen als an ein straßenzugelassenes Fahrzeug. Eine Geruchsmischung aus Öl und unverbranntem Kraftstoff begleitet den Startvorgang. Was moderne Turbos durch Sounddesign, Klappenanlagen oder elektronische Modulation erzeugen, passiert beim F40 rein mechanisch. Sein Klang ist das Ergebnis dessen, was hinten tatsächlich passiert. Sollten Sie jetzt Lust bekommen haben auf einen F40: In der Bildergalerie finden Sie zwei Exemplare, die versteigert werden. Zu erwartende Preise: siebenstellig.