Neues Ford-Logo, aber warum?

Ford stellte letzte Woche seine neue Elektro-Strategie vor – und garnierte die Präsentation mit einem neuen Logo, das Fragen aufwarf. Wir erklären den historischen Bezug hinter dem neuen Emblem.
Ford-Konzernchef Jim Farley wählte sehr große Worte, als er in der vergangenen Woche die neue Elektrostrategie des Autokonzerns vorstellte. Er bezeichnete das Projekt nicht nur als "Fünf-Milliarden-Dollar-Wette", sondern auch als "Model-T-Moment". Und das Model T nimmt in der Ford-Geschichte einen ganz besonderen Platz ein. Nicht nur, weil es mehrere Jahrzehnte das meistverkaufte Auto überhaupt war (erst 1972 abgelöst vom VW Käfer), sondern als erstes Modell ab 1913 mithilfe automatischer Fließbänder produziert wurde.
Neues Logo mit historischem Vorbild
Insofern ist es nur konsequent, dass Ford sein neues und nach eigener Aussage revolutionäres Konzept, das neben einer neuen skalierbaren E-Auto-Plattform auf moderne Produktionsverfahren setzt, mit einem neuen Logo garniert. "Ford – The universal vehicle" (ins Deutsche übersetzt: Ford – Das universelle Fahrzeug) steht da auf einem hellblauen Dreieck, das rechts und links Flügel aufweist.
Was bisher den wenigsten Beobachtern aufgefallen ist: Das neue Emblem hat ein historisches Vorbild. Bereits von 1910 bis 1918 nutzte Ford ein sehr ähnliches Werbeschild, um damit das Model T zu bewerben. Laut Henry Ford Museum "preist es die universelle Attraktivität eines Autos, das nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Südamerika, Europa, Süd- und Ostasien sowie Australien hergestellt und verkauft wurde".
Allerdings weisen beide Versionen stilistische Unterschiede auf. Es beginnt beim Schriftzug, der beim Original "Ford – The universal car" (das universelle Auto) lautet. Zudem verwendet es ein deutlich dunkleres Blau und verzichtet auf die Farbverläufe der Neuinterpretation. Während sich der Ford-Schriftzug nur in Nuancen unterscheidet, ist die Schriftart des darunter platzierten Slogans deutlich moderner als damals und verzichtet auf Serifen bei den Großbuchstaben. Zudem gehen das Dreieck und die Flügel beim historischen Vorbild ineinander über. Bei der neuen Version befindet sich das Dreieck im Vordergrund; die Flügel liegen abgesetzt etwas dahinter.
Henry Ford lehnte das Flügel-Logo ab
Historischen Überlieferungen zufolge soll Henry Ford das geflügelte Dreieck einst gar nicht gemocht haben, weshalb es nur wenige Jahre genutzt wurde. Farley scheint dem Logo offener gegenüberzustehen und die darin enthaltene Symbolik als passend zu erachten. Die Parallelen sind tatsächlich unverkennbar: Die neue "Ford Universal EV"-Plattform soll für mehrere verschiedene Modelle (vorerst fünf) als technischer Unterbau dienen. Auch das Model T galt für die damalige Zeit als äußerst wandelbar und ein großer Teil seines Erfolgs lag in den vielen Karosserievarianten begründet, in denen es erhältlich war.
Es gibt aber auch einen ironischen Aspekt: Während beim Model T damals die Fließbandproduktion eingeführt wurde, wird Ford sie bei der neuen Plattform weitgehend abschaffen. Das neue System ersetzt diese klassische Fertigung nämlich durch ein als "Montagebaum" bezeichnetes Konzept. Dabei werden drei Hauptbaugruppen – die Front, das Heck und die strukturelle Batterieeinheit, die bereits mit Sitzen, Mittelkonsole und Teppich ausgestattet ist – separat und parallel gefertigt, bevor sie zusammengefügt werden. Große Aluminiumgussteile aus einem Stück (Stichwort "Giga Casting") ersetzen bisher aus Dutzenden Komponenten bestehende Baugruppen.