Globecar Campscout als Familien-Kastenwagen
Wie gut funktioniert ein Kastenwagen mit fünf Personen Besatzung? Familie Hestert macht’s mit ihrem Globecar Campscout Revolution vor – und startet im Internet die "Revolution für fünf".
Verständnislose und ungläubige Blicke trafen Klaus Hestert häufig, als er auf der Suche nach einem Freizeitfahrzeug für sich und seine Familie war. "Dabei wollte ich ja nichts Unmögliches, sondern nur einen ausgebauten Kastenwagen mit Platz für fünf Personen." Ein Hauptgrund dafür, dass Klaus Hestert für seine Frau Silke und die drei Kinder Lotta (4), Simon (14) und Ronja (16), die beim Fototermin leider die Schulbank drücken musste, einen Kastenwagen suchte, war das Budget: Nicht mehr als 45.000 Euro sollte das Wohnmobil kosten, jedoch einen Sanitärraum bieten. Das war einfacher gesagt als gefunden: Auf dem Caravan-Salon 2013 winkten die meisten Verkäufer gleich ab oder schlugen einen Alkoven als Alternative vor. Doch die sind Klaus Hestert zu hoch, Liner zu teuer. Die wenigen verfügbaren fünfsitzigen Kastenwagen haben entweder keinen Sanitärbereich oder zu wenig Schlafplätze.
Letztlich fiel die Wahl auf einen Globecar Campscout Revolution, obwohl der nur vier eingetragene Sitzplätze aufweist, dafür aber im Heck zwei große Doppelbetten übereinander. Und aus der Sitzgruppe lässt sich mit wenigen Handgriffen ein fünftes Bett bauen.
Wo ist der fünfte Sitzplatz im Globecar Campscout?
Die Lösung brachte ein Klappsitz der Firma Schnierle, der verschiebbar und komplett herausnehmbar ist und sogar schon beim Kauf des Globecar beim Händler mitbestellt werden konnte. Ein örtlicher Ausbauer nahm den Einbau vor. Der Sitz mit Dreipunktgurt ist vom TÜV zugelassen, wiegt inklusive Befestigungsschiene zirka 52 Kilogramm und schlägt mit etwa 3000 Euro zu Buche.
Auch wenn die Suche der Hesterts nach einem Kastenwagen für fünf Personen letztendlich von Erfolg gekrönt war, glich der Weg dorthin doch einer Odyssee. Waren die eigenen Ansprüche zu hoch oder lag es daran, dass der Markt nichts hergibt? Klaus Hestert war sich sicher, dass letzteres zutrifft – und wollte etwas dagegen unternehmen. Flugs rief er im Internet zu einer ganz besonderen Bewegung auf: Der Revolution für fünf. Das Ziel: die Ausbauer und Hersteller von Kastenwagen für die Bedürfnisse von fünfköpfigen Reisegruppen zu sensibilisieren. Auf der Homepage www.revolution4five.de bloggt er seit 2014 regelmäßig über den Kastenwagen für fünf, teilt in Erklär-Videos seine Erfahrungen und gibt Tipps zu Nachrüstlösungen.
Nachrüst-Lösungen für einen Fünf-Personen-Campingbus
Davon gibt es im Hestert’schen Campscout eine ganze Menge. Neben dem fünften Sitzplatz installierte der Familienvater zum Beispiel eine Dreifach-12-V-Steckdose über der Halbdinette. So platziert ist sie nicht direkt sichtbar, aber vom Tisch oder dem oberen Regal aus gut zu erreichen. Am Regal zapft er dafür das Kabel der Glühlampenleiste an: Jetzt sind zwei USB-Adapter und der 230-Volt-Spannungswandler dort eingesteckt. Nachdem ein Bekannter von ausgerissenen Schubladen bei seinem baugleichen Modell berichtet, bekommt die große Küchenschublade prophylaktisch einen zweiten Auszug an beiden Seiten. Die verstärkte Führung sollte nun der Belastung durch schwere Flaschen und Lebensmittel standhalten.
Wenn man mit fünf Personen unterwegs ist, muss man jeden Stauraum bestmöglich nutzen. Daher weicht die Kleiderstange im Kleiderschrank zwei Fachböden. Für den sicheren Blick hinter das Auto sorgt eine Rückfahrkamera. In die Mitte der dritten Bremsleuchte baut Klaus Hestert dafür eine 60-Euro-Kamera aus dem Zubehörhandel ein und dichtet sie sorgfältig ab. Weil er Funkkameras misstraut, verlegt der Ingenieur ein Kabel, zapft das Rückfahrsignal vom Kabelbaum ab und verbindet das Videosignal mit dem Radio-Display.
Auch der Heckstauraum erhält ein Upgrade und wird mit PVC-Boden im Parkettdesign geschützt. Dieser ist rutschfester als der herkömmliche Boden und schont diesen außerdem.
Zu fünft im Kastenwagen – Klappt das wirklich?
Wie gut funktioniert es tatsächlich zu fünft im Campingbus? Der erste Härtetest sind zwei Wochen Osterurlaub in Norditalien. Ausgerüstet mit sechs 46-Liter-Faltboxen wird der Stauraum im Heck optimal genutzt,es bleibt auch noch genügend Platz für Campingtische und Stühle. Auch beim Sitzen, Schlafen und Essen finden die Hesterts die perfekte Aufteilung, so dass nach 14 Tagen ein positives Resümee gezogen wird: Urlaub gelungen.
Etwas durchwachsener verläuft ein Korsika-Trip im Herbst, denn die Citroën-Technik machtProbleme. Ursache ist ein fehlerhafter Sensor des Berganfahrassistenten, der für unschöne Folgen wie Tacho- und Tempomatausfall sorgt. In Eigenregie ist da nichts zu machen, so dass nur ein längerer Werkstattaufenthalt zu Hause übrig bleibt. Von solchen Pannen abgesehen, bleibt das Urlaubserlebnis ungetrübt, inzwischen sind die fünf Hesterts ein routiniertes Team: "Der Ablauf bei der Ankunft auf dem Stellplatz ist mittlerweile derart eingespielt, dass Fahrzeug ausrichten, der Aufbau von Markise, Vorzeltteppich, fünf Stühlen, zwei Campingtischen und dem Grill sowie die Installation des Stromanschlusses und das abschließende Kaffeekochen in weniger als 15 Minuten erledigt sind", fasst Klaus Hestert die Zeremonie zusammen.
Familienurlaub im Campingbus: Teamarbeit und unvergessliche Momente
Klingt nach echter Teamarbeit – und das Gemeinschaftserlebnis ist es auch, das für die Familie den besonderen Reiz am Camping ausmacht. Eines der schönsten Erlebnisse beim Campen hatten die Hesterts noch mit dem Vorgängermodell des Campscout, einem VW LT 31 Florida: "Wir waren zu Ostern auf einem vom starken Regen regelrecht abgesoffenen Stellplatz. Mit klammen Klamotten in einem Womo ohne nennenswerten Sanitärbereich, forderte die Situation alle Familienmitglieder. Das Nudelkochen samt Wasserdampfschwaden im Auto klappte noch, doch beim Essen kippte Kleinlotta die Nudelladung samt Ketchup auf die Bank. In dieser Extremsituation flippte niemand aus, sondern wir managten das Dilemma und starteten dann einen Spielabend. Es war wunderbar! Das hat uns alle wahnsinnig zusammengeschweißt. Es war im Nachhinein wirklich eines unserer schönsten gemeinsamen Familienerlebnisse." Es soll nicht das letzte geblieben sein – dafür lohnt es sich doch, eine Revolution zu starten.
Die Kastenwagen-Challenge der Familie Hestert
Die Suche nach dem richtigen Kastenwagen entwickelte sich auf dem Caravan-Salon 2013 zur Odyssee. Das wollte Klaus Hestert so nicht auf sich sitzen lassen und rief per Internet zur "Revolution for five" auf. Und siehe da: Mit seinem Anliegen ist er nicht allein, was die vielen E-Mails und Telefonanrufe bestätigen, die in der folgenden Zeit bei ihm eingehen. Mit Abstand die häufigste Frage ist die nach dem nachgerüsteten fünften Sitzplatz, ein Thema, das offenbar viele Familien umtreibt. Ein Jahr später ist Klaus Hestert wieder auf dem Caravan-Salon unterwegs und fühlt elf Kastenwagen auf den Zahn. Die Kandidaten dieser Challenge, die über die Homepage www.revolution4five.de nominiert worden waren, sind der Karmann Dexter Go! 560, Globecar Campscout Revolution, Campérève Family Van, Weinsberg 601 K, Concorde Compact, Hymercar Rio, Adria Twin 640 SHX, Neo-Traveller Voyager, Weinsberg 601 MQH, Clever Maxi Kids und Bavaria Camp Variego DD (inzwischen eingestellt). Die Anforderungen sind dieselben wie vor einem Jahr, als die Hesterts noch selbst auf der Suche waren. Akribisch nimmt Klaus Hestert vor der Kamera jedes Fahrzeug unter die Lupe, checkt die Sitzsituation, Betten, Stauraum und Sanitärraum. Die Ergebnisse sowie das Video des Challenge-Gewinners Clever Maxi Kids kann man auf seiner Homepage abrufen.