Bei Stau gibt's die Autobahnmaut zurück
Nun ist es offiziell: In Italien gibt es künftig die Autobahnmaut zurück, wenn bestimmte Ereignisse eintreten. Schon die Sommerurlauber können sich freuen.
Bereits im vergangenen Sommer wurden erste Bestrebungen in Italien bekannt, die auf eine Reform der Autobahnmaut abzielen. Nun wurde ein zentraler Aspekt offiziell abgesegnet: Die Nationale Verkehrsbehörde ART (Autorità di regolazione dei trasporti) hat grünes Licht für das Recht auf Erstattung der Autobahnmaut gegeben.
Rückerstattung unter bestimmten Bedingungen
Die neue Regelung wird zudem vor dem Sommer eingeführt – allerdings mit Einschränkungen. Die Chance auf eine Rückerstattung gibt es nur unter bestimmten Bedingungen, nämlich bei Verzögerungen aufgrund von Baustellen und Staus. Sie greift jedoch nicht in jedem Fall: Nach Unfällen, extremen Wetterereignissen oder während Rettungseinsätzen gibt es keine Entschädigung.
Die Maßnahme "entspricht einem konkreten Bedürfnis: den Bürgern, die immer häufiger mit Verzögerungen und Unannehmlichkeiten aufgrund von Baustellen oder Verkehrsblockaden konfrontiert sind, mehr Garantien zu bieten", heißt es der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge in einer ART-Mitteilung.
Die Rückerstattungsmaßnahmen gelten ab dem 1. Juni 2026 für Fälle von Verkehrsblockaden und Baustellen auf Strecken, die vollständig von demselben Konzessionär betrieben werden. Ab dem 1. Dezember des kommenden Jahres gibt es die Entschädigungen auch dann, wenn die Autobahn von mehreren Konzessionären betrieben wird.
"Es handelt sich um eine Schutzmaßnahme für Reisende", sagt ART-Präsident Nicola Zaccheo. Die Behörde könne zwar die Bedeutung von Baustellen für die Instandhaltung, Sicherheit und Verbesserung der Infrastruktur nicht außer Acht lassen. "Gleichzeitig muss ein weiterer grundlegender Aspekt berücksichtigt werden", so Zaccheo weiter, "nämlich die Gesamtnachhaltigkeit des Systems: Die Rechte der Nutzer mit der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Infrastruktur in Einklang zu bringen, ist unerlässlich, um ein dauerhaftes Gleichgewicht zu gewährleisten." Zudem trage die neue Regelung dem "Pay-per-Use"-Grundsatz Rechnung, der besagt, dass die Maut "immer fair und proportional zu der tatsächlich in Anspruch genommenen Dienstleistung" sein müsse.
Rückerstattung wird streckenabhängig ermittelt
Ob die Maut im Einzelfall zurückgezahlt wird, soll der österreichischen "Kronen Zeitung" zufolge mit einem automatisierten Vergleichssystem ermittelt werden: Es gleicht die tatsächliche Fahrzeit mit einer vorausberechneten Soll-Fahrzeit ab. Sobald die Abweichung groß genug ist, wird ein regelbasierter Erstattungsanspruch ausgelöst. Bei einer Strecke unter 30 Kilometern wird die Erstattung demnach unabhängig vom Ausmaß der Verspätung gewährt. Zwischen 30 und 50 Kilometern gibt es einen Anspruch ab zehn Minuten Verzögerung. Bei über 50 Kilometern muss die Verspätung mindestens 15 Minuten betragen.
Damit sich Reisende, die Italiens Autobahnen benutzen, über die neue Regelung sowie Verkehrsbehinderungen und die automatisch ausgelösten Erstattungen informieren können, soll es eine einheitliche App aller Autobahnbetreiber geben. Zudem sollen die neuen Regeln auch bei der Vergabe künftiger Konzessionen für den Betrieb italienischer Autobahnen berücksichtigt werden. Mit den aktuellen Betreibern wird es entsprechende Zusatzvereinbarungen geben.
Teil einer großangelegten Mautreform
Die neue Regelung zur Mauterstattung bei Baustellen und Staus ist ein Aspekt einer großangelegten Mautreform in Italien, die im kommenden Jahr in Kraft treten wird. Zentrale Maßnahme ist ein einheitliches Berechnungsverfahren, das stärker als bisher an die tatsächlich getätigten Investitionen der privaten Autobahnbetreiber gekoppelt ist. Dadurch soll die Maut für Autofahrer sinken und die Zusammensetzung der Kosten transparenter dargestellt werden.
