So schonen Sie den Akku Ihres E-Autos

Viele Elektroautofahrer glauben, ihr Akku halte am längsten, wenn sie besonders sanft fahren. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
Neue Erkenntnisse aus der Batterieforschung zeigen: Eine zu gleichmäßige Fahrweise kann den Alterungsprozess der Zellen sogar beschleunigen. Denn moderne Lithium-Ionen-Akkus reagieren empfindlich auf monotone Belastung, während sie bei wechselndem Tempo und moderater Beanspruchung deutlich länger halten. Das Geheimnis liegt demnach in einem Fahrprofil, das möglichst unterschiedliche Belastungsphasen kombiniert.
Die meisten Akkuzellen altern nicht durch plötzliche Spitzenbelastung, sondern durch wiederholte Gleichförmigkeit. Wer immer mit Tempomat über die Autobahn gleitet, beansprucht ständig die gleichen Zellbereiche. Das hat zur Folge, dass diese sich schneller abnutzen als der Rest. Wer hingegen abwechselnd im Stadtverkehr, auf der Landstraße und nur gelegentlich auf der Autobahn unterwegs ist, sorgt für eine gleichmäßigere Belastung innerhalb der Batterie. Das verlängert die Lebensdauer messbar. Die Zellchemie profitiert dabei von unterschiedlichen Stromabgaben, ähnlich wie ein Muskel, der nicht immer gleich beansprucht wird.
Zügige Beschleunigung statt Dauer-Schleichfahrt
Ein weiterer Irrtum betrifft den Umgang mit dem Gaspedal. Viele E-Auto-Fahrer glauben, dass sanftes Beschleunigen den Akku schützt – dabei verhält es sich genau umgekehrt. Gelegentliche kräftige Antritte sind kein Problem, sondern sogar erwünscht. Die Zellen reagieren auf kurzfristige Leistungsspitzen deutlich robuster als auf dauerhaft gleichmäßige Entladung. Eine kurze, entschlossene Beschleunigung stabilisiert die schützende SEI-Schicht auf der Anode und beugt Materialermüdung vor. Natürlich bedeutet das nicht, jede Ampel zum Sprintduell zu nutzen – aber ein flottes Anfahren gehört zum gesunden Akku-Alltag dazu.
Rekuperieren verlängert das Zellleben
Nicht nur das Beschleunigen, auch das Bremsen spielt eine Rolle für die Akkugesundheit. Genauer gesagt: das rekuperative Bremsen. Bei jedem Verzögern speist das Fahrzeug einen Teil der Bewegungsenergie zurück in den Akku. Dabei entstehen kurze Lade- und Entladephasen, die das chemische Gleichgewicht in der Zelle fördern. Wer also vorausschauend fährt und frühzeitig vom Gas geht, schafft ideale Bedingungen für eine langsame Zellalterung. Aggressives Bremsen ist hingegen kontraproduktiv. Nicht wegen des Stromflusses, sondern wegen der abrupten Lastwechsel, die im Zellinneren unerwünschte Reaktionen auslösen können.
Der ideale Ladebereich liegt zwischen 20 und 80 Prozent
So wichtig die Fahrweise ist, noch entscheidender für die Lebensdauer eines Akkus ist der Ladezustand. Lithium-Ionen-Zellen vertragen keine Extremwerte. Wer regelmäßig bis 100 Prozent lädt oder den Akku häufig fast leer fährt, riskiert eine schnellere Alterung. Optimal ist ein Ladebereich zwischen 20 und 80 Prozent. In diesem Fenster arbeiten die Zellen thermisch stabil und mechanisch schonend. Nur bei längeren Fahrten oder Urlaubsreisen sollte ausnahmsweise bis zur Vollladung aufgeladen werden. Für den Alltag genügt es, morgens mit 80 Prozent loszufahren und abends mit 30 Prozent heimzukommen.
Was die Hersteller jetzt ändern sollten
Die Erkenntnisse über die Vorteile dynamischer Fahrweise haben auch Konsequenzen für die Fahrzeughersteller. Denn viele Batterie-Garantiebedingungen basieren noch auf Annahmen aus der Anfangszeit der Elektromobilität. Damals ging man davon aus, dass gleichmäßige Entladung am besten für die Zelle sei. Doch aktuelle Studien zeigen: Die reale Nutzung im Stop-and-Go-Betrieb verlängert die Lebensdauer oft stärker als jedes standardisierte Laborprofil. Künftig könnten Fahrzeugsoftware und Batterie-Management-Systeme (BMS) gezielt so eingestellt werden, dass sie dynamisches Fahren fördern. Etwa durch intelligente Rekuperation oder flexible Ladegrenzen.