Erste Fahrt im Elektrotransporter von Mercedes
Noch im Jahr 2020 soll der Mercedes Sprinter mit Elektroantrieb auf den Markt kommen. Ein Preis steht noch nicht fest, wir durften den E-Transporter jedoch schon Probe fahren.
Im Jahr 2018 wurde die neue Generation des Mercedes Sprinters erstmals vorgestellt. Schon damals war klar, dass das Fahrzeug so konzipiert ist, dass es sich auch für den Elektroantrieb eignet. Alle dafür nötigen Komponenten wurden bereits bei der Entwicklung berücksichtigt. Die Technik für den E-Antrieb lässt sich in die bestehende Plattform einbauen.
Motor, Zuladung und Reichweite des Elektro-Sprinter
Die Elektromaschine und die Elektronik für die Leistung sind unter der Motorhaube in einem Rohrrahmengestell befestigt. Das Gestell kann in die vorhandene Motoraufhängung der konventionellen Versionen installiert werden. Das vereinfacht die Produktion des Elektro-Fahrzeugs. Der E-Motor bringt 85 kW Leistung und 295 Newtonmeter Drehmoment mit.
Die Batterien für den Antrieb werden auch in anderen Elektro-Fahrzeugen von Mercedes-Benz verwendet. Sie befinden sich im Unterboden des Transporters. Dies sorgt erstens dafür, dass das Ladevolumen davon unberührt bleibt und zweitens, dass die Gewichte im Fahrzeug gut verteilt sind. Eine Verkleidung mit Schutzplatten stellt sicher, dass die Batterien sicher mitfahren.
Die Akkus, die ebenfalls im E-Vito-Transporter verbaut sind, haben eine Gesamtkapazität von 55 kWh. Die Reichweite beträgt laut Mercedes 168 Kilometer. Als zweite Versionen ist eine Traktionsbatterie erhältlich, die 41 kWh Kapazität und 115 Kilometern Reichweite bietet. Weniger Batterie bedeutet mehr Zuladung: Die Nutzlast des Elektro-Sprinters mit weniger Reichweite liegt bei 1045 statt 891 Kilogramm. Diese Version eignet sich besonders für Lieferfahrzeuge, die viel satteln müssen, aber nur geringe Strecken fahren, beispielsweise im Stadtverkehr.
Wie fährt sich der Elektro-Sprinter?
Die Strecke für unsere erste Testfahrt führt durch den Altstadtring von München. Damit bewegen wir uns genau dort, wo der Elektrotransporter seine Vor- un Nachteile ausspielen soll: Wir fahren lokal emissionsfrei durchs Stadtgebiet.
Der Elektromotor unseres Testwagens hat in etwa dieselbe Leistung wie der schwächsten Dieselmotor im Mercedes Sprinter 311 CDI. Für das Nutzungsszenario eines Transporter in städtischen Gebieten ist das ausreichend.
Viele E-Autos bieten einen sehr starken Antritt, das fehlt dem Sprinter. Der E-Transporter kommt zwar zügig in Bewegung, aber so richtig Eindruck schindet er nicht. Dafür bietet das Fahrzeug das, was allen Elektrofahrzeugen gemein ist: ein beinahe geräuschloses Fahren. Der Motor surrt beim Beschleunigen und während der Fahrt nur leise vor sich hin.
Was der elektrische Kastenwagen mit dem Verbrenner verbindet: Er fährt sich genauso gut. Er wirkt vom Fahrersitz aus kompakter, als er tatsächlich ist, und lässt sich einfach und genau lenken. Die Rekuperation des Elektromotors mit Automatik lässt sich mit einem Schaltpaddel hinter dem Lenkrad einstellen, das wiederum hat er mit dem E-Vito gemeinsam.
Wählt man, wie empfohlen, die stärkste Rekuperationsstufe, muss man nur noch aufs Bremspedal treten, um zum kompletten Stillstand zu kommen. Fährt man vorausschauend genau, kann man das tun, was in Fachkreisen "one pedal driving" genannt wird. Man benötigt nur den rechen Fuß fürs Fahrpedal, um entsprechend zu beschleunigen und zu verzögern. Der linke Fuß und das Bremspedal können selbst beim Heranrollen an eine rote Ampel entspannt bleiben.
Auf einer Strecke von 10 Kilometern können wir uns kurz ans Leistungs-Maximum wagen. Bei der Fahrt auf der Stadtautobahn von München erleben wir den E-Sprinter bei seiner Maximalgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. Ist das Tempo erreicht, braucht man auch das Gaspedal nicht mehr weiter treten, denn darüber ist er abgeregelt.
Was kostet der Elektro-Sprinter?
Noch 2020 will Mercedes das Serienmodell des E-Sprinters ausliefern. Wieviele Fahrzeuge verkauft werden sollen ist derzeit noch nicht bekannt, genauso wie die Preise.
Der Kundenfokus des Elektrotransporters liegt eindeutig auf gewerblichen Kunden. Dafür sprechen geringe Kraftstoffkosten, niedrige Wartungskosten sowie die Kfz-Steuerbefreiung und staatliche Förderprogramme. Demnächst will Mercedes-Benz eine Kalkulations-Website für diese Kunden zur Verfügung stellen. Dann können Handwerker, Lieferbetriebe und Flottenbetreiber durchkalkulieren, wann sich für sie der Umstieg von Diesel- auf Elektrosprinter rechnet.