Ist das das Ende des ersten Massen-Teslas?

Teslas Flaggschiff Model S verschwindet still und leise aus dem deutschen Angebot. Könnte dies das Ende des Elektro-Flaggschiffs bedeuten?
660 Kilometer Reichweite, 1.020 PS, unter zwei Sekunden auf Hundert – und trotzdem: weg. Tesla hat das Model S , einst das elektrische Flaggschiff und technologische Symbol der Marke, klammheimlich aus dem deutschen Konfigurator gestrichen. Es gibt keine offizielle Ansage, doch die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Und sie deuten auf ein leises, endgültiges Ende hin – ausgerechnet für den Massen-Pionier der Premium-Stromer. Schließlich hat Tesla nach dem exklusiven und teuren Roadster erst mit der großen Limousine Model S eine breite Kundschaft erreicht.
Nur 58 Model S und 59 Model X wurden im ersten Halbjahr 2025 in Deutschland neu zugelassen. Das ergibt weniger als zehn Fahrzeuge pro Monat – in einem Markt, der sich gerade elektrifiziert wie nie zuvor. Zum Vergleich: Das Model Y kam im selben Zeitraum auf 6.305 Neuzulassungen. Und Tesla selbst verlor insgesamt rund 60 Prozent Marktanteil in Deutschland.
Vom Pionier zum Phantom
2012 war das Model S eine Sensation. Eine 5-Meter-Limousine, elektrisch, elegant, effizient. Die klassischen Premium-Marken standen staunend daneben, während Tesla mit dem Touchscreen als Kommandozentrale und einer EPA-Reichweite jenseits der 400 Kilometer neue Maßstäbe setzte. Für viele war das Model S das erste Auto, das elektrisches Fahren salonfähig machte. Heute wirkt es wie ein Relikt aus einer anderen Tesla-Ära.
Mit dem Model S Plaid versuchte Tesla, noch einmal ein starkes Zeichen zu setzen. Drei E-Maschinen, Torque Vectoring, aktiv gekühlter Akku – das klang nach Nürburgring statt Nerd-Forum. Doch was auf dem Papier beeindruckte, scheiterte im Showroom. Bei Preisen jenseits der 110.000 Euro blieb das Plaid ein technisches Schaustück. Auch als "retardierendes Element" in der Produktgeschichte verfehlte es seine Wirkung. Emotion ja – Volumen nein.
Chancenlos auf dem europäischen Luxusmarkt
Nicht nur in Deutschland, auch in Norwegen, Großbritannien und Frankreich verschwanden Model S und X aus dem Konfigurator. Das im Juni vorgestellte Facelift – mit Ambientebeleuchtung, neuem Lenkrad und dezentem Design-Update – kommt gar nicht erst nach Europa. Die Gründe liegen auf der Hand: Zu geringe Nachfrage, zu hoher Homologationsaufwand, zu wenig Marge. Selbst der US-Markt wird nur noch mit kosmetischen Maßnahmen bedient.
Eine Rückkehr nach Europa scheint derzeit ausgeschlossen. Weder Tesla-Statements noch künftige Pläne lassen auf ein Revival hoffen. Stattdessen: Fokus auf Model 3, Model Y – und ein kommendes 25.000-Euro-Modell, das wieder die Massen erreichen soll.