Hülkenberg verzichtet auf Einstieg

Bahn frei für Nico Hülkenberg: Der Deutsche absolvierte am Montag (25.10.) seine ersten Runden in einem IndyCar von McLaren. Wir haben die Bilder aus Alabama.
Ende Oktober testete Nico Hülkenberg im Barber Motorsports Park ein IndyCar von McLaren. Der Deutsche überzeugte. Auf einen Wechsel in die US-Rennserie verzichtet Hülkenberg trotzdem – aus persönlichen Gründen.
Auf den ersten Blick war das Ergebnis des privaten IndyCar-Tests unspektakulär: Debütant Nico Hülkenberg war Ende Oktober (25.10.) mit einer inoffiziellen Zeit von 1.07,454 Minuten der langsamste der fünf aktiven Piloten. Vor ihm lagen drei Fahrer aus der Nachwuchsserie Indy Lights und der IndyCar-Veteran Ryan Hunter-Reay. Doch wenn man etwas genauer auf die Zahlen blickte, dann war die persönliche Bestzeit des Deutschen durchaus vielversprechend einzuordnen.
So hatte Romain Grosjean bei seiner ersten Ausfahrt in einem IndyCar beispielsweise knapp eine Sekunde Rückstand auf die Spitze des damals mit zwölf Autos etwas größeren Testfelds. Der zu diesem Zeitpunkt noch mit ausheilenden Brandwunden gehandicapte Franzose sorgte damit jedoch für reichlich Aufmerksamkeit im Fahrerlager, hatte allerdings auch einen Abflug zu vermelden. Etwas, das Hülkenberg hingegen bei seinem Debüt vermeiden konnte.
Positiver Test, aber keine Teilzeit-Saison
Für den Aston-Martin-Ersatzfahrer fiel das erste Fazit positiv aus. Der Deutsche erklärte den Pressevertretern im Barber Motorsports Park: "Für mich war es ein guter und erfolgreicher Tag. Ich kann definitiv bestätigen, dass diese "Lenkungsmonster" sehr schwer zu fahren sind. Ich muss wohl mehr ins Fitnessstudio gehen." Hülkenberg spielte diesbezüglich auf die fehlende Servolenkung des 2,2-Liter-V6-Renners an, die Neueinsteiger traditionell vor große Herausforderungen stellt.
Der ehemalige Formel-1-Pilot kokettierte mit einem Einstieg in die US-Rennserie. Dort schien eine Teilzeit-Saison im dritten McLaren für ihn bereitet. "Hülk" brauchte jedoch nicht lange, um sich gegen einen Wechsel zu entscheiden. Zehn Tage nach den Testfahrten meldete sich Hülkenberg im Sozialen Netzwerk "Twitter" zu Wort, und erklärte seine Entscheidung gegen Renneinsätze bei den IndyCars. "Es war aufregend, ein IndyCar zu testen. Ich bin Arrow McLaren SP dankbar für die Chance. Jedoch habe ich mich aus persönlichen Gründen dazu entschieden, diesen Weg nicht weiter einzuschlagen. Ich werde euch über meine Zukunftspläne auf dem Laufenden halten."
Cockpit bei Porsche?
Das klingt so, als sei das Hin- und Herpendeln über den Großen Teich eine Hemmschwelle gewesen. Andere Angebote sind da wohl verlockender, und vielleicht mit weniger Reisestress verbunden. Über seine ersten Runden hatte Hülkenberg noch enthusiastisch berichtet: "Morgens habe ich etwas Zeit gebraucht, um mich im Auto wohlzufühlen." Vor allem der Aeroscreen – ein Halo mit aufgesetzter Windschutzscheibe – und die damit verbundene geringere Kühlung sorgten anfänglich für Probleme. "Am Nachmittag wurden die Rundenzeiten und meine Leistung dann besser." Insgesamt fuhr der Emmericher 108 Runden im Auto von Felix Rosenqvist. Die Renndistanz liegt in Alabama bei 90 Umläufen.
Taylor Kiel, Präsident des US-Ablegers von McLaren Racing, lobte das Debüt und betonte die Unterschiede zur Formel 1. Gegenüber dem US-Magazin "Racer" sagte er: "Wie bei einem Rookie mussten wir diverse Themen mit ihm durchgehen. Wenn man sich überlegt, wie lange er schon auf einem Top-Niveau fährt, mag das seltsam erscheinen, aber am Ende ist die IndyCar eine komplett andere Angelegenheit."
Obwohl es von beiden Seiten warme Worte zum Testtag gab, kommt es nicht zu einer Zusammenarbeit. Vielleicht liegt es auch an den gefürchteten Ovalen. Diesbezüglich hatte Hülkenberg betont, im Fall der Fälle erstmal auf einem kleinen Kurs Erfahrung sammeln zu wollen.
Für den 179-fachen GP-Starter und frischgebackenen Vater zeichnet sich nun ein Weg zur Langstrecke. Mit ihren vielen neuen Werksprogrammen gilt sie als attraktive Möglichkeit. Porsche könnte zum Beispiel ein Landeplatz sein. Im 919 Hybrid feierte Hülkenberg mit dem Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 2015 seinen größten Erfolg. Neben seinem früheren Arbeitgeber gleisen auch Audi sowie BMW und weitere namhafte Hersteller Werksprogramme für die Topklasse im Langstreckensport auf.