Frittendiesel doch nicht so umweltfreundlich

Seit kurzem gibt es HVO100 an immer mehr Tankstellen. Doch eine neue Studie stellt die Klimabilanz des sogenannten Frittendiesels in Frage.
Seit Mai 2024 ist HVO100 als Reinkraftstoff in Deutschland zugelassen, ein Dieselersatz auf Basis hydrierter Altöle, der laut offizieller Bilanz bis zu 87 Prozent CO₂ einspart. Doch eine neue Studie des Instituts für Energie und Umweltforschung (ifeu) zeigt: Die reale Klimawirkung fällt deutlich schwächer aus.
Nach den Vorgaben der EU-Richtlinie RED III gilt HVO100 als besonders klimafreundlich. Im Vergleich zu fossilem Diesel sollen sich die CO₂-Emissionen um durchschnittlich 87,16 Prozent reduzieren. Doch das ifeu-Team rund um Horst Fehrenbach zeigt in seiner Studie: Die Berechnung ignoriert, dass das verwendete Speiseöl (UCO) zuvor meist als Heizöl genutzt wurde. Fällt diese Nutzung weg, steigen die Emissionen an anderer Stelle wieder an. Die Studie vergleicht deshalb den "Frittendiesel” HVO100 mit der Nutzung von UCO als energieliefernden Brennstoff – mit einem überraschenden Ergebnis.
Die Studie zeigt: UCO als Heizöl umweltfreundlicher
Die Studie hat die Klimabilanz verschiedener Nutzungspfade für gebrauchtes Speiseöl berechnet. Wird daraus HVO100 hergestellt, entstehen pro Megajoule Energie 15,8 g CO₂. Beim klassischen Biodiesel (FAME) sind es 18,9 g. Deutlich besser schneidet dagegen die direkte Nutzung als Heizöl ab: Nur 4,0 g CO₂ pro Megajoule fallen hier an.
In der Netto-Rechnung ergibt sich:
- UCO als Heizöl spart 84,9 g CO₂ gegenüber fossilem Heizöl
- UCO als HVO spart nur 75,6 g CO₂ im Vergleich zu fossilem Diesel
Der Unterschied: rund 10 Prozent weniger Einsparung trotz ähnlichem Ausgangsstoff. Das zeigt, wer UCO direkt energetisch nutzt, erzielt eine bessere Klimabilanz als über den Umweg Kraftstoff.
Das alte Speiseöl wird importiert
Rund 89 Prozent des in Deutschland eingesetzten UCO wird hauptsächlich aus China, Malaysia und Indonesien importiert. In diesen Herkunftsländern dient UCO bislang oft als günstiger Heizbrennstoff oder Rohstoff für Reinigungsmittel. Dadurch müssen diese Länder das fehlende Öl durch einen Ersatzstoff austauschen. Dazu greifen sie häufig zu einem billigen Produkt, nämlich Palmöl.
Palmöl gilt seit Jahren als klimapolitisch heikel – hauptsächlich wegen der Abholzung von Regenwald und Methanemissionen aus der Verarbeitung. Laut der Studie entstehen beim Ersatz von UCO durch Palmöl je nach Szenario bis zu 94 g CO₂ pro Megajoule.
Wird dieser sogenannte Palmöl-Malus berücksichtigt, kehrt sich die Bilanz um: Statt CO₂ zu sparen, verursacht HVO100 aus UCO sogar zusätzliche Emissionen – zwischen 12 und 14 g CO₂ pro Megajoule. Das liegt über dem Niveau von fossilem Diesel.