Opel OnStar: Das Geheimnis der drei Tasten
Opel vernetzt seine Fahrzeugflotte spät, aber gründlich. Ab sofort sind alle Autos aus Rüsselsheim mit einem Online- und Service-Assistenzsystem ausgerüstet, das sich OnStar nennt.
Ob Notfallhilfe, Reiseservice oder Datenschutz - mit drei Tasten können Opel-Fahrer künftig die Dienste des neuen Online- und Service-Assistenten OnStar in Anspruch nehmen.
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Sie sind klein, aber hilfreich. Über dem Rückspiegel zwischen zwei Lüftungsschlitzen befinden sich drei kleine Tasten in Reichweite von Fahrer und Beifahrer. Von rechts nach links: SOS-Taste für alle Notfälle, Taste für die Kontaktaufnahme mit dem Servicecenter und ganz links die für alle, die unsichtbar bleiben wollen. Wird sie betätigt, bleibt der aktuelle Aufenthaltsort des Fahrzeugs verborgen. Mit einer Ausnahme, die Leben retten kann: Werden bei einem Unfall die Airbags ausgelöst, alarmieren die eingebauten Aufprallsensoren automatisch das Servicecenter, dazu werden Daten wie Position, Fahrtrichtung, Wagenfarbe und die Schwere des Unfalls übermittelt. Sofort nimmt ein Berater über die Freisprecheinrichtung Kontakt mit den Insassen auf und informiert sich über die Situation. Falls notwendig, alarmiert er die Rettungskräfte und nennt ihnen den Unfallort, den er über GPS bereits kennt.
"Mit dieser Technologie setzen wir neue Standards in Sachen Fahrzeugsicherheit und Komfort", sagt Opel Group-Chef Dr. Karl-Thomas Neumann. Künftig werden alle Modelle mit dem System ausgerüstet, das einen Opel zum Wifi-Hotspot macht, in den sich bis zu sieben Geräte einklinken können. Der neue Astra, der auf der IAA in Frankfurt in ein paar Wochen Premiere feiert, ist Opels neuer Hoffnungsträger. Bezeichnend, dass er das erste neue Opel-Modell sein wird, das mit OnStar an Bord das Fließband verlässt. Beim Mutterkonzern General Motors ist das System schon lange gängige Praxis. Bereits 1996 wurde es in den USA gegründet, mit den Jahren kamen Mexiko, Kanada und China hinzu. Insgesamt 7 Millionen GM-Kunden nutzen OnStar, was seit den Neunzigern zu mittlerweile fast einer Milliarde Kontakte führte.
Für 2016 werden in Luton 400.000 Anrufe erwartet
In Luton, knapp 50 Kilometer von London entfernt im Südosten von England gelegen, hat die europäische Zentrale von OnStar ihre Arbeit aufgenommen. Nach einer mehrmonatigen Testphase sind die erwarteten Anrufe von Opel-Besitzern sehr viel bescheidener. "Bis Jahresende rechnen wir mit um die 90.000 Anrufe", sagt Europa-Manager Brian McCreavy, "aber im nächsten Jahr sollten es bereits um die 400.000 sein". Dafür wurde im Vauxhall-Kundencenter von Luton kräftig investiert. Bis zu 120 Berater werden sich um die Belange der Kunden in den wichtigsten 13 europäischen Märkten kümmern, 365 Tage rund um die Uhr und in acht Sprachen. Verfügbar ist der Service in 30 Ländern Europas.
In der Praxis funktioniert das nach Drücken der mittleren Taste so: "OnStar Kundencenter, mein Name ist Dominik. Was kann ich für sie tun?", kommt es aus dem Freisprecher. "Ich würde gerne wissen, wo die nächstgelegene McDonalds-Filiale ist", äußert der Anrufer aus dem Opel seinen Wunsch. Dann dauert es keine 20 Sekunden, bis Dominik meldet: "Ich sende ihnen die Adresse aufs Navigationssystem". Dann nur noch auf "Start" gedrückt, und los geht's Richtung Burgerbrater.
Fernbediente Wegfahrsperre bei Diebstahl
Die neue Technik, durch eine extra starke Dachantenne übrigens in 4G-Qualität und dadurch bis um das zehnfache leistungsfähiger als 3G, kann noch eine Menge mehr. Mit der Smartphone-App lassen sich beispielsweise Reifenluftdruck oder Ölstand abrufen, das Auto kann von jedem beliebigen Ort aus geöffnet oder verschlossen werden, sogar Hupe und Licht lassen sich fernbedient aktivieren. Ein weiteres schickes Feature: der Diebstahl-Notfallservice. Der OnStar-Berater lokalisiert nicht nur das gestohlene Auto und meldet den Standort der Polizei; er kann auch die Wegfahrsperre aktivieren.
Um möglichst viele Kunden für OnStar zu begeistern, ist der Service nach der Erstzulassung ein Jahr lang kostenlos. Danach kostet er 99 Euro im Jahr - ohne Wifi. Dafür haben die Rüsselsheimer noch keinen Preis aufgerufen. Für OnStar als Sonderausstattung der kleinen Opel-Modelle wie dem Corsa dagegen schon, 490 Euro werden dafür fällig. Bei den teureren Autos, etwa dem Insignia, gehört die Rundumvernetzung zur Serienausstattung.