Von den 50ern bis zum 992 – Purismus in Reinkultur

Vom 356 Speedster der Nachkriegszeit bis zum künftigen 992 Speedster – Porsche hält an einer Idee fest: weniger Komfort, mehr Gefühl. Die Neuauflage kombiniert GT3-Technik mit einer radikalen Reduktion, die schon ihre legendären Vorgänger prägte.
1954 brachte Porsche den ersten Speedster auf die Straße. Eine niedrige Scheibe, leichte Türen, kaum Ausstattung – gebaut für Enthusiasten, die mehr Kurven als Komfort suchten. Das Verdeck diente eher als Regennotlösung, Heizung und Radio waren Luxus. Dieser Minimalismus sparte Gewicht und brachte eine direktere Verbindung zwischen Fahrer, Auto und Straße.
2019 kehrte die Speedster-Idee zurück – allerdings als exklusives Sammlerstück. Nur 1.948 Exemplare wurden gebaut, eine Zahl, die auf das Geburtsjahr des 356 verweist. Unter der Haube: der aus dem 911 GT3 bekannte 4,0-Liter-Saugmotor mit 510 PS, drehfreudig bis 9.000 U/min. Dazu ein manuell zu bedienendes Stoffverdeck, Carbon-Karosserieteile und ein auf Fahrgefühl optimiertes Fahrwerk. Kein Wunder, dass dieser Speedster heute zu den begehrtesten 911 der Moderne zählt.
Der kommende 992 Speedster: Purismus mit GT3-Herz
Neue Erlkönigbilder aus Südeuropa zeigen den 992 Speedster bei Abstimmungsfahrten. Auffällig ist die GT3-Karosse ohne feststehenden Heckflügel, dafür mit sanft abfallendem Heckdeckel und Doppellufthutzen hinter den Sitzen. Wahrscheinlich wird erneut der 4,0-Liter-Hochdrehzahl-Boxer eingesetzt, möglicherweise in der neuesten GT3- oder S/T-Spezifikation mit bis zu 525 PS. Zudem dürfte Porsche konsequent auf Gewichtsreduzierung setzen: Carbon-Hauben, leichte Schalensitze, Verzicht auf Sounddämmung.
Während ein GT3 auf Rundenzeiten optimiert ist, steht beim Speedster der Fahrer im Mittelpunkt. Die fehlende Dachstruktur verstärkt das Gefühl der Geschwindigkeit, jede Kurve wird akustisch und physisch noch intensiver erlebt. Ohne elektronische Dämpferorgien und ohne aktive Aero bleibt das Fahrverhalten pur und analog – etwas, das in Zeiten digitaler Sportwagen selten geworden ist.
Warum weniger manchmal mehr ist
Die Speedster-Philosophie lebt von der Reduktion: weniger Gewicht, weniger Technik, weniger Komfort. Das Ergebnis ist ein direkteres Fahrgefühl, bei dem der Fahrer im Mittelpunkt steht – nicht die Elektronik. Diese Haltung hat etwas Rebellisches in einer Ära, in der selbst Sportwagen mit Touchscreens und Assistenzsystemen überladen werden.