E-Auto mit XXL-Batterie lohnt sich kaum

Viele zahlen für große Akkus, nutzen sie aber kaum. Reichweitenangst treibt E-Auto-Käufer in die Kostenfalle.
Die meisten Elektroautos rollen mit riesigen Akkus vom Band und deren Käufer zahlen dafür kräftig drauf. Doch eine neue Analyse zeigt: Im Alltag nutzen E-Autofahrer nur einen Bruchteil der Reichweite. Die viel zitierte Reichweitenangst entpuppt sich damit weniger als technisches, sondern eher als psychologisches Problem.
Ein Auto steht für Freiheit: Jederzeit losfahren, egal, wie weit es geht. Genau hier setzt die Reichweitenangst an, die Sorge, mit leerem Akku liegenzubleiben. Vor dem Kauf plagt fast jeden zweiten Interessenten dieses ungute Gefühl. Doch sobald ein Elektroauto in der Einfahrt steht, verändert sich die Wahrnehmung. Reccurent, ein US-Start-up, das Fahrdaten von mehr als 40.000 E-Autos auswertet, hat herausgefunden: Nach wenigen Monaten halbiert sich die Reichweitenangst. Und je länger man elektrisch fährt, desto irrelevanter wird das Thema.
Reichweite im Überfluss, aber kaum genutzt
Noch spannender ist ein anderer Befund: Im Alltag schöpfen Fahrerinnen und Fahrer im Schnitt nur 12,6 Prozent der möglichen Reichweite aus. Wer ein Auto mit über 600 Kilometern Reichweite besitzt, legt täglich knapp 66 Kilometer zurück und nutzt damit nicht einmal acht Prozent des Potenzials. Der Rest bleibt ungenutzt im Akku gespeichert. Theoretisch reicht eine einzige Ladung also für eine ganze Woche.
Trotzdem greifen viele Käufer zum größten Akku, den der Konfigurator hergibt. Beispiel VW ID.3: Für 180 Kilometer zusätzliche Reichweite verlangt Volkswagen fast 10.700 Euro mehr. Ein üppiger Aufpreis für eine Reserve, die im Alltag selten gebraucht wird. Der Grund dafür ist simpel: Mehr Reichweite vermittelt Sicherheit.
Mehr Gewicht, längere Ladezeiten
Der Preisaufschlag ist nur eine Seite der Medaille. Große Batterien machen die Fahrzeuge schwerer, verlängern die Ladezeit und verschlechtern die Effizienz. Umweltfreundlich ist das nicht. Denn jedes zusätzliche Kilogramm Akku erfordert Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel, die in energieintensiven Prozessen gefördert werden. Ausgerechnet in der Hoffnung auf maximale Flexibilität verschlechtern Käufer damit oft die Bilanz ihres Autos.