Autoindustrie-Krise trifft Stuttgart hart

Die wirtschaftlichen Probleme der Automobilbranche schlagen zunehmend auf die kommunalen Finanzen durch. In der Landeshauptstadt Stuttgart rechnet das Rathaus im laufenden Jahr mit deutlich geringeren Einnahmen aus der Gewerbesteuer.
Wie Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) nach Angaben der Stuttgarter Nachrichten im Verwaltungsausschuss mitteilte, werde der Rückgang bei den Automobilunternehmen besonders gravierend ausfallen: Die erwarteten Gewerbesteuereinnahmen aus diesem Bereich sinken im Vergleich zum Vorjahr um rund siebenundvierzig Prozent – von 523 Millionen auf nur noch 278 Millionen Euro.
Ursächlich ist vor allem der Einbruch der Unternehmensgewinne bei den größten Zahlern der Region. Sowohl Mercedes-Benz als auch Porsche verzeichnen für das erste Quartal 2025 deutlich rückläufige Ergebnisse. Bei Mercedes lag der Gewinn bei 1,7 Milliarden Euro – ein Minus von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Porsche meldete einen Rückgang um 40 Prozent auf 760 Millionen Euro. Steuerexperte Oliver Sievering, Professor für öffentliche Finanzwirtschaft an der Verwaltungshochschule Ludwigsburg, erklärt gegenüber der Tageszeitung: "Leider haben die großen Automobilhersteller und damit auch die großen Automobilzulieferer derzeit große Probleme".
Neben hohen Investitionen in neue Technologien zur Elektrifizierung der Fahrzeugflotte belasten auch die konjunkturelle Schwäche, die sinkende Nachfrage in China sowie geopolitische Risiken die Ertragslage. Mercedes verkaufte im ersten Quartal 2025 rund 529.200 Fahrzeuge – ein Rückgang um sieben Prozent. Im zweiten Quartal sanken die Verkaufszahlen weiter auf 547.100 Einheiten, was einem Minus von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch Porsche verzeichnete einen Absatzrückgang um acht Prozent im ersten Quartal, mit 71.470 verkauften Fahrzeugen.
Stuttgart muss Gelder zurückzahlen
Für die Stadt bedeutet das nicht nur geringere Einnahmen, sondern auch Rückzahlungen. Da die Vorauszahlungen auf Basis der letztjährigen Steuerlast berechnet wurden, aber viele Firmen inzwischen glaubhaft niedrigere Gewinne darlegen können, kommt es vermehrt zu Korrekturen und Erstattungen – inklusive Zinszahlungen durch die Stadt. "Sollten die Vorauszahlungen am Ende des Jahres die tatsächliche Steuerschuld übersteigen, erstattet die Kommune dem Unternehmen den Differenzbetrag zurück", so Sievering.
Hinzu kommt: Die Gewerbesteuer ist die bedeutendste originäre Einnahmequelle der Kommunen. Ein stark schwankendes Steueraufkommen erschwert die Haushaltsplanung erheblich. Ursprünglich hatte Stuttgart im Doppelhaushalt 2024/2025 mit 1,2 Milliarden Euro Gewerbesteuer jährlich gerechnet. Im Nachtragshaushalt 2025 wurde dieser Wert zunächst auf eine Milliarde Euro gesenkt, aktuell liegt die Erwartung nur noch bei 850 Millionen Euro.
Ein Sprecher von Porsche wies darauf hin, dass die Höhe der Gewerbesteuerzahlungen grundsätzlich von der wirtschaftlichen Lage abhänge. Auch geopolitische und makroökonomische Rahmenbedingungen führten zu Schwankungen. Für die Stadt Stuttgart ist diese Entwicklung besonders relevant, da Porsche nach dem Ende des Gewinnabführungsvertrags mit VW seit 2023 wieder direkt am Standort Gewerbesteuer entrichtet.
Für das laufende Jahr rechnen sowohl Mercedes als auch Porsche mit weiteren Unsicherheiten. Während Mercedes aufgrund der US-Zollpolitik derzeit keine Prognose abgeben möchte, hat Porsche Ende April seine Jahresprognose deutlich zurückgenommen.