Italien-Sprit mit Qualitätsproblemen?

Zwei Fälle von Schweizer Autofahrern, die Probleme mit verunreinigten Kraftstoff in Italien hatten, sorgen für Diskussionen, ob es sich um Einzelfälle oder ein breiteres Problem handelt.
Dabei geht es nicht nur um hohe Reparaturkosten und liegengebliebene Fahrzeuge, sondern auch um grundsätzliche Fragen nach der Qualitätssicherung bei Tankstellen, der Verantwortung von Betreibern und möglichen Lücken in der Kontrolle von Kraftstofflieferungen. Während betroffene Urlauber von massiven Schäden berichten, verweisen Mineralölgesellschaften und Betreiber auf strenge Standards. Fachleute wiederum sehen Wartungsdefizite oder Verunreinigungen entlang der Lieferkette als mögliche Ursachen.
1. Fall: Sand im Diesel, hoher Schaden
Nach Angaben des Schweizer Portals "20 Minuten" tankte ein Urlauber Ende August nachts gegen 3.20 Uhr an einer kleinen Tankstelle in den Abruzzen und setzte die Fahrt mit seinem VW Tiguan fort. Kurz darauf ruckelte der Motor, die Leistung brach ein, das Fahrzeug musste auf dem Pannenstreifen abgestellt und später abgeschleppt werden. In der Schweiz bestätigte eine Werkstatt Sand im Tank. Die Reparatur der gesamten Kraftstoffanlage samt Tank kostete rund 4.500 Franken, umgerechnet etwa 4.800 Euro. Der Betroffene schilderte: "Eigentlich meide ich solche Orte, aber ich wollte nicht riskieren, liegenzubleiben." Ein Mechaniker äußerte nach der Erstbegutachtung laut "20 Minuten": "Du hast dreckigen Diesel bekommen."
Die Redaktion des Nachrichtenportals versuchte, die Tankstelle des Betreibers Sarni Oil zu erreichen; die auf Google hinterlegte Nummer war demnach ungültig, auf eine schriftliche Anfrage habe das Unternehmen nicht geantwortet.
2. Fall: Wasser statt Diesel an Esso-Raststätte
Bereits am 11.09.2025 machte ein weiterer Fall Schlagzeilen: Ein 36-jähriger Schweizer ließ an der Esso-Raststätte Fratta Sud in Portogruaro Diesel tanken und bemerkte kurz danach ein Warnsignal sowie massiven Leistungsverlust. Werkstatt und Abschleppen kosteten knapp 1.200 Euro. Der Mann sagte ebenfalls der "20 Minuten": "Die haben mir einfach Wasser getankt."
Auf Nachfrage erklärte der Tankwart: "Wir haben erst letzte Woche alles getestet und kein Wasser nachgewiesen." Zudem habe es "vor etwa einem Jahr" einige ähnliche Fälle gegeben. Esso Italia verwies gegenüber "20 Minuten" auf das Drittunternehmen, das die Tankstelle betreibt; die Betreiberfirma Salvetti Rete GmbH betonte strenge Qualitätskontrollen und eine spezielle Versicherung, sah jedoch keinen eigenen Fehler: "Der gemeldete Vorfall entspricht nicht den Bedingungen, unter denen unser Kraftstoff geliefert und gelagert wird."
Seltene Betrugsfälle oder Wartungsproblem?
Der italienische Botschafter in der Schweiz, Gian Lorenzo Cornado, wies den Eindruck systematischer Abzocke zurück: "Es kommen jedes Jahr fast 100 Millionen Besucher aus aller Welt nach Italien, darunter zwei Millionen aus der Schweiz. Betrugsfälle sind dabei äußerst selten."
Fachliche Erklärungen zielen eher auf Technik und Wartung. Raphael Hunziker (Tankrevisionsunternehmen Voegtlin-Meyer) erläuterte: "Bei fossilen Treibstoffen wie Diesel bildet sich mit der Zeit ein Schlamm am Boden. Wenn der Tank nicht regelmäßig gereinigt und trotzdem wieder neu befüllt wird, kann der neue Treibstoff den Schlamm vom Boden aufwirbeln und es so zu einer Verunreinigung des Kraftstoffes kommen." Der Touring Club Schweiz (TCS) verweist zugleich auf Messdaten: In einem Test an 202 Tankstellen in mehreren Ländern lagen die Wasseranteile sämtlicher Proben unter der vorgeschriebenen Norm.
Praktische Hinweise für Reisende
- Quittungen aufbewahren: Für die "Beweissicherung"
- Auffälligkeiten dokumentieren: Unmittelbar nach Störungen Fotos vom Beleg, der Zapfsäule und der Preisanzeige sichern; bei Werkstattdiagnose den Befund schriftlich geben lassen.
- Ansprüche zügig anmelden: Betreiber schriftlich zur Stellungnahme auffordern, Frist setzen, Versicherer und ggf. Verbraucherorganisation einschalten.
- Technische Vorsorge: Regelmäßige Wartung des Kraftstofffilters; bei starken Regenereignissen nach dem Tanken auf Warnsignale achten.
Wer den Schaden ersetzt, ist in beiden Fällen ungeklärt. Betreiber verweisen auf Kontrollen und Versicherungen, die Betroffenen auf unmittelbare Folgen nach dem Tanken. Ohne gesicherten technischen Nachweis der Verunreinigung und der Zuordnung zu einer konkreten Zapfsäule bleibt die Durchsetzung von Ansprüchen schwierig.