Toyota GR Supra (2019) im Fahrbericht
Nach 17 Jahren Wartezeit erweckt Toyota seinen kultigen Supra endlich wieder zum Leben. Hat das japanische Coupé das Zeug zu einem echten Sportwagen?
Er ist wieder da, der Supra. In Asien ziemlich legendär und weltweiter Fernsehstar zu gleich. Und sicher gibt es auf dieser Welt noch viele Fans, die sich tierisch auf den Sportler freuen. Rein optisch macht der 4,38 Meter lange und 1,29 Meter flache Zweisitzer jedenfalls gewaltig Eindruck. Eine schwungvolle Mixtur aus dem letzten Supra, dazu etwas Chrysler Viper und viele Rundungen, Flaps und unnütze, da geschlossene Lufteinlässe. Unter dem Blech steckt sehr viel Technik vom BMW Z4. Gemeinsam mit dem Roadster rollt der Supra der fünften Generation in Graz bei Magna vom Band. Inwieweit das echte Supra.Fanatiker abschreckt, vermag auch Toyota nicht zu sagen. Da in Europa aber die gesamte Jahresproduktion für 2019 schon verkauft ist, halten sich die Sorgen über mangelnde Nachfrage sehr in Grenzen.
Die Antriebskomposition ist erstklassig
Doch genug der Supra.Philosophie. Schließlich sollte ein Sportwagen vor allem eins liefern: Fahrspaß. Was braucht’s dazu? Einen feinen Motor. Womit wir schon wieder bei BMW sind. Denn unter der langen Haube sitzt tief unten der fabelhafte Reihensechser. Ohne dieses Triebwerk, so ist zu hören, wäre Toyota 2012 gar nicht auf den Deal eingegangen. Kurz die Kennzahlen des mittels Twin-Scroll-Turbo aufgeladenen Motors: drei Liter Hubraum, 340 PS und 500 Nm Drehmoment von 1.600 bis 4.500 U/min. Dazu der extrem kompetente Achtgang-Wandler von ZF, ein aktives Differenzial, eine perfekte 50:50-Gewichtsverteilung und 275er-Walzen an der Hinterachse.
Eigentlich ist damit alles geklärt. Denn die (bekannte) Kombination passt auch perfekt zum neuen GR Supra (GR steht übrigens für Gazoo Racing). Wie druckvoll und gleichmäßig der Motor aus jeglichen Drehzahlen anschiebt, ist echt ein Genuss. Zugleich packt er ab 3.000 Touren nochmals zu und dreht voller Gier bis auf 6.500 Umdrehungen. Und da wir hier über einen Reihensechser schreiben, passt auch der Sound. Mal bassig, mal juchzend, aber niemals nervig. Auch im Sport-Modus geht es akustisch eher gemäßigt zu. Hier und da ein Ploppen, mehr aber auch nicht.
Dabei verwaltet die Automatik ihre acht Gänge meist sinniger, als man es selbst in der Eile vermag. Sie schaltet nicht unnötig runter, sondern vertraut auch bei hoher Lastanforderung dem enormen Drehmoment, das dennoch für satten Schub sorgt. Und geht es bergauf wie bergab durch allerlei Kurven, findet sie immer den passenden Gang, den sie zwar weich, aber enorm schnell einlegt. Soll es richtig zur Sache gehen, dann empfiehlt sich noch die manuelle Schaltgasse. Hier hält das Getriebe knallhart die Drehzahlen und überlässt dem Fahrer die Verwaltung mittels Schaltpaddel.
Lenkung und Fahrwerk passen ideal dazu
Der Motor macht also Laune. Umso wichtiger sind freilich Lenkung und Fahrwerksabstimmung. Auch hier macht der Supra, der von Gazoo Racing eigens abgestimmt wurde, einen guten Eindruck. Zum einen fehlt es nicht an Fahrkomfort. Rumpeln und stolpern über Querfugen und kleine Straßenschäden? Von wegen. Der Supra fängt viel gekonnt ab und behelligt seine beiden Passagiere nur selten. Gelungen ist auch die Lenkung. Wie schwungvoll, wie leichtfüßig sich der Toyota durch Wechselkurven zirkeln lässt, ist schon sehr erfreulich. Nicht zu bissig beim Einlenken und etwas leichtgängiger als beim Z4, aber feinfühlig und direkt saust der Supra enorm zügig ums Eck. Ob im komfortablen Normal- oder im sehr wankarmen Sport-Modus ist übrigens fast egal. So oder so gibt sich der Hecktriebler selbst in zu schnell angegangen Kurven neutral und bleibt auch dann noch auf Linie, wenn man sich schon verloren glaubt. Und die Hinterachse. Die gibt sich je nach Fahrmodus etwas lockerer, aber leicht beherrschbar und profitiert natürlich vom kraftverteilenden Sperrdifferenzial.
Auch auf einigen flotten Runden auf der Rennstrecke erweist sich das rund 1.500 Kilo schwere Coupé als kompetenter Partner. Mit enormer Traktion drückt sich der Supra aus den Kurven, lenkt punktgenau ein und schwänzelt auch bei starker Verzögerung nicht mit dem Hinterteil. Klasse.
Innerlich kennt man vieles von BMW
Womit wir uns abschließend noch dem Interieur zuwenden können, das schon sehr an BMW erinnert. Aber warum nicht? Auch wenn es die Touch&Go-Entwickler sicherlich schmerzt – aber ein ausgereifteres Bedienkonzept von Navi und Infotainment hatte wohl bislang kein Toyota auf dieser Welt. Danke nach München. Lobenswert übrigens sind auch die Sportsitze, denen jedoch eine ausziehbare Beinauflage nicht schaden könnte, und an die rundum gut Materialqualität.
Angesichts des hohen Preises sollte man das allerdings auch erwarten können. Der Basispreis liegt bei 62.900 Euro. Ein ebenbürtiger BMW Z4 M40i kommt auf 60.950 Euro und der angepeilte Gegner, ein Porsche 718 Cayman S (350 PS), auf 68.003 Euro. Dafür packt Toyota aber auch alles rein, was geht. Sperrdiff, Adaptiv-Dämpfer, Sportbremsanlage und Navigation sind im Vergleich zum M40i beispielsweise immer Serie. Was fehlt? Ein schmuckvolleres Lenkrad und vielleicht etwas mehr Gebratzel aus den beiden Endrohren. Das war's.