Tuning-Rendering des Luxus-SUV
Unfassbar tief, wahnsinnig breit und mit V8-Sauger statt V12-Biturbo: Dieser Extrem-Umbau des noblen Briten dürfte die Meinungen spalten. Bislang existiert er nur virtuell.
„Der Cullinan verkörpert Luxus in seiner reinsten Form, gemischt mit perfektem Nutzwert und höchsten Offroad-Fähigkeiten.“ Der Satz stammt von Rolls-Royce-Chef Torsten Müller-Ötvös. Auf das Serienauto mag er passgenau zutreffen. Nicht jedoch auf das, was Yasid Design aus dem Auto macht. Der in London lebende Nachwuchs-Autodesigner Al Yasid Oozeear verwandelt das riesige SUV in einen Breitbau-Flachmann, dessen Nutzwert gegen null tendieren dürfte, für den schon kleinste Unebenheiten unüberwindbare Hindernisse darstellen würden und der beim Luxus wohl große Abstriche machen muss.
Wie die Rennwagen der 70er und 80er
Natürlich existiert das Projekt bislang nur in der virtuellen Welt, es handelt sich dabei ausschließlich um Renderings. Und bei solchen ist das Ausloten der Extreme ausdrücklich erlaubt und von vielen sogar gewünscht. Aber in der Realität wäre so ein Cullinan-Umbau kaum machbar und schon gar nicht zielführend – vom ziemlich sicher ausbleibenden TÜV-Segen ganz zu schweigen.
Allein der Frontflügel geht derart eng auf Tuchfühlung zum Asphalt, dass ihm die kleinste Querfuge oder Temposchwelle den Garaus machen würde. Die breiten Kotflügel erinnern an die Gruppe-5-Rennwagen aus den Siebzigern und Achtzigern, die tief heruntergezogene Schwellerverkleidung an die Groundeffect-Formel 1-Autos aus ebenjener Epoche. In den Radhäusern rotieren massige Felgen im zwölfzackigen Sternen-Design, die mit Semislick-Reifen bespannt sind. So viel zum Thema „Offroad-Fähigkeiten“.
V8-Saugmotor statt V12-Biturbo
Konsequent und stimmig ist Al Yasid Oozeears Entwurf aber in jedem Fall; das zeigt allein das Heckdesign des Rolls-Royce Cullinan. Die hinteren Kotflügelverbreiterungen münden in Luftauslässen in vertikaler Stapeloptik, der mächtige Diffusor sieht so aus, als könnte er tatsächlich ordentlich Abtrieb generieren. Und die beiden Doppel-Endrohre rechts und links wirken, als würden bei nächster Gelegenheit Flammen aus ihnen herausschlagen. Über allem thront ein im Vergleich fast schon dezenter Dachspoiler, und wie das Fantasie-Kennzeichen „FATFUK“ zu interpretieren ist, bleibt jedem selbst überlassen.
Auf eine Ungereimtheit stößt, wer seinen Blick Richtung Motorhaube schweifen lässt. Dort ist nämlich nicht der serienmäßige V12-Biturbo mit 6,75 Litern Hubraum zu sehen, mit dem Al Yasid Oozeear offensichtlich so seine Probleme hat: „Natürlich musste ich das mit seinem Triebwerk in Ordnung bringen“, schreibt der Londoner bei Instagram. Also gibt ein rechteckiges Loch den Blick frei auf die Ansaugtrompeten einen V8-Saugmotors, der auch entsprechend Lärm machen dürfte. Das für Rolls-Royce so typische akustische Understatement würde damit wohl ebenfalls der Vergangenheit angehören.