Wer profitiert von Trumps Verbrenner-Strategie?

Trumps neue Auto-Politik bringt alten Verbrennern neuen Auftrieb. Wer jetzt davon profitiert, sind vorrangig die, die sich schon verabschiedet glaubten.
Donald Trump krempelt die US-Autopolitik um, und das mit drastischen Folgen. Das landesweite Verbrenner-Aus ist gestrichen, Kaliforniens Umwelt-Sonderrechte fallen weg, CO₂-Ziele werden faktisch abgeschafft. Während Klimaschützer Alarm schlagen, wittern Industrievertreter eine goldene Gelegenheit: Der Verbrenner kehrt zurück und mit ihm ein ganzes Ökosystem von Herstellern, Zulieferern und Kraftstoff-Lobbyisten.
Besonders laut jubelt man bei Stellantis. Der Konzern plant in den USA ein technisches Comeback des Hemi-V8, jener traditionsgeladenen Großmotoren mit Klangcharakter und Leistungsüberschuss. Der Plan: Weniger CO₂-Strafen, mehr Marge, gerade im margenstarken US-Markt. Die technische Grundlage dafür liefern modifizierte Plattformen, bei denen Effizienz wieder eine Frage des Hubraums wird.
Auch Zulieferer atmen auf. Hersteller klassischer Antriebskomponenten, vom Turbolader bis zur Gusslaufbuchse, melden steigende Auftragseingänge. Besonders in den USA steigt die Nachfrage nach Verbrennerteilen, denn viele Projekte, die unter dem politischen Druck der Biden-Jahre eingefroren wurden, werden nun wieder aktiviert. Gleichzeitig verlagern einige Unternehmen ihre Fertigung zurück in die USA, um möglichen Strafzöllen zu entgehen, eine Bewegung, die Trump aktiv fördert.
Subventionen gestrichen – das E-Auto verliert an Boden
Für die Kraftstoffindustrie ist Trumps Kehrtwende ein Geschenk. Der Wegfall von CO₂-Zertifikaten verlängert die Laufzeit klassischer Raffinerien. Parallel dazu gewinnen synthetische und biogene Kraftstoffe an Aufmerksamkeit, allerdings weniger aus ökologischer Überzeugung als aus wirtschaftlichem Kalkül. Denn wer künftig einen Verbrenner verkauft, muss ihn langfristig auch betanken können – idealerweise mit Argumenten gegen Umweltkritik.
Gleichzeitig verlieren Elektroauto-Hersteller massiv an Rückhalt. Subventionen für E-Fahrzeuge werden gestrichen, der Ausbau der Ladeinfrastruktur kommt ins Stocken. Besonders Start-ups ohne etabliertes Händlernetz geraten in Schwierigkeiten. Tesla hingegen hält sich mit Preiskämpfen und Software-Upgrades über Wasser – doch auch dort ist das Wachstum gebremst. Laut aktuellen Zulassungszahlen ist der US-EV-Markt erstmals seit sieben Jahren rückläufig.
In Summe profitieren hauptsächlich jene Akteure, die sich auf klassische Technik spezialisiert haben: Hersteller von hubraumstarken Motoren, Zulieferer von Verbrennerkomponenten, Rohöl- und Biokraftstoffindustrie – und nicht zuletzt eine treue Kundschaft, die vom Sound eines V8 mehr überzeugt ist als von Reichweitenangaben. Ob diese Rechnung langfristig aufgeht, ist ungewiss. Denn die übrige Welt fährt längst in eine andere Richtung.